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Die harte Arbeit fängt erst an: Wo Parteienforscher die Schwächen Künasts sehen

In den letzten Wochen hat sich Renate Künast zwar als populäre Konkurrentin des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit bekannt gemacht. Doch jetzt heißt es durchhalten bis zur Wahl im nächsten Jahr.

„Einfach wird es nicht für Renate Künast“, sagt Parteienforscher Oskar Niedermayer von der Freien Universität. In den letzten Wochen hat sich die Grüne zwar als populäre Konkurrentin des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit bekannt gemacht. Doch jetzt heißt es durchhalten bis zur Wahl im nächsten Jahr: „Dass sie dabei den Spannungsbogen um ihre Person aufrechterhalten kann, wird für Künast nicht möglich sein“, sagte der Parteienforscher. Das sei aber auch gar nicht nötig. Denn viel wichtiger sei es, wie sie sich fortan zu konkreten, landespolitischen Inhalten äußere. Die Aufregung um ihre Person habe ihr zum Vorsprung verholfen. „Jetzt hat sie die Aufgabe, sich als grüne Landespolitikerin zu positionieren und bei den Berlinern einzuprägen.“

In den kommenden Monaten muss sie bei den Berlinern vor allem in der Einzelbewertung bei den Themen Gerechtigkeit, Bildung oder ökologische Wirtschaftspolitik zulegen. In Sachen Glaubwürdigkeit liegt sie nach Niedermayer derzeit noch vor Wowereit. Dass ihr im Bereich sozialer Gerechtigkeit mehr Kompetenz zugebilligt werde, sei eher dem momentanen Frust der Berliner über die SPD geschuldet. „Außerdem muss an ihrem Berlin-Image nachgebessert werden“, sagte der Parteienforscher. Denn da liege Wowereit ganz klar vorne. Wowereit habe das „Berlin-Gen“, sagte kürzlich Richard Hilmer, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Infratest-dimap.

„Man kann davon ausgehen, dass Wowereit immer wieder darauf herumhacken wird, dass Künast sich ein Hintertürchen in die Bundespolitik offengelassen hat. Da ist das Kind in den Brunnen gefallen“, sagte Niedermayer. Dieses Thema müsse sie vergessen machen und dabei keine neue Angriffsfläche bieten. „Sie muss jetzt 100 Prozent zur Hauptstadt stehen.“

Künast müsse ein starkes Gegenbild zu Wowereit aufbauen, sagte Niedermayer. „Denn eine Kopie von ihm wird nicht gewählt.“ Dazu müsste sie mehr programmatische Reden halten. Dafür brauche es Anlässe, die unter Umständen auch inszeniert werden müssten. „Denn vor der Wahl im September gibt es auch noch die Sommerpause. Es ist also wenig Zeit.“ Zudem müsste sie im Verlauf des Wahljahres mit plötzlich aufkommenden neuen Debattenthemen rechnen, wie beispielsweise die durch Thilo Sarrazin ausgelöste über Integration. „Auch hier müssen die Grünen unter Künast versuchen, das jeweilige Thema in ihrem Sinne zu instrumentalisieren und auf die eigene Kompetenz zu lenken“, sagte der Parteienforscher.

Niedermayer glaubt nicht, dass sich die sehr guten Umfragewerte für die Grünen halten werden. Zuletzt sah das Meinungsforschungsinstitut Forsa die Grünen in Berlin bei 29 Prozent der Wählerstimmen und damit als stärkste Partei. Die SPD kommt derzeit nur auf 27 Prozent, die CDU auf 17, die Linke auf 14 Prozent, die FDP auf 3 Prozent der Stimmen. CDU, FDP und die Linke hätten das Problem, dass die Grünen mit ihrer Strategie ein hohes Maß an Aufmerksamkeit für das Duell Künast gegen Wowereit erzeugt hätten. Niedermayer erwartet deshalb ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden für die heiße Schlussphase des Wahlkampfes. „Das wird durch die anderen Parteien nicht zu verhindern sein.“ Hadija Haruna

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