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In Berlin gab es den stärksten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr - mit einem Plus von rund vier Jahresmieten.

© Andrea Warnecke/dpa

Update

Rekordanstieg bei den Preisen: Wohnungen in Berlin erstmals teurer als in München

Für den Preis einer Wohnung können Berliner 40 Jahre lang die ortsübliche Miete zahlen. Trotz der Rekordpreise wird gekauft, steht im „Wohnatlas 2021“.

In keiner anderen Stadt in Deutschland sind die Preise für eine eigene Wohnung so teuer wie in Berlin - jedenfalls gemessen an der ortsüblichen Miete. Fast 40 Jahre lang könnte ein Berliner die ortsübliche Miete bezahlen, bevor er den Gegenwert des Kaufpreises ausgegeben hätte.

Dies meldet die Postbank in ihrem gemeinsam mit dem Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) verfassten "Wohnatlas 2021". In München, der in absoluten Kaufpreisen teuersten Stadt des Landes, braucht es "nur" 38,5 Jahresnettokaltmieten. In Köln würde es knapp 30 Jahre dauern.

Berlin führt erstmalig mit knapp 40 Jahresmieten die Liste der Städte an mit den am stärksten steigenden Kaufpreise. Berlin hat damit deutschlandweit höchsten Wert erreicht. Auch habe es den stärksten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gegeben mit einem Plus von rund vier Jahresmieten. Die Verfasser der Studie nennen den Mietendeckel als wesentliche Ursache für diese Dynamik.

Die Rechnung ist allerdings eine Momentaufnahme: Die Mieten in Deutschland verändern sich, im vergangenen Jahrzehnt stiegen sie stetig, was die Rechnung zugunsten des Eigentums verbessert. Auch nimmt so gut wie jeder Wohnungskäufer einen Kredit auf zur Finanzierung seiner Immobilie und dafür zahlt er zurzeit so wenig Zinsen, dass ein Kredit günstiger kommen kann als eine Miete.

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Weil die Kaufpreise stärker stiegen als die Mieten, warnt Postbank-Expertin Grunwald: "Kaufinteressierte sollten sehr wachsam sein und genau prüfen, ob die hohen Preise gerechtfertigt sind". Unter Umständen sei auch ein Umzug ins Umland eine Option. "Besonders rund um Berlin und Hamburg finden sich in den angrenzenden Landkreisen im Vergleich zum örtlichen Mietniveau noch günstigere Objekte".

So liege der "Vervielfältiger" - also das Äquivalent des Kaufpreises in Jahresnettomieten - im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg bei nur 26. Im Herzogtum Lauenburg vor den Toren Hamburgs würden für Wohneigentum im Schnitt 24,7 Jahresmieten fällig, in Stade 24,9 und in Pinneberg 25,0.

Die Stadt verliert Bewohner ans Umland

Der Blick ins Umland bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Haus ist in Berlin längst üblich: Die Stadt verliert Einwohner ans Umland, besonders Erwerbstätige finden oft bei Gründung einer Familie keinen angemessenen und bezahlbaren Wohnraum. Hinzu kommt, dass viele Wohnungsbauunternehmen wegen des Mangels an Bauflächen und der geringen Unterstützung des Senats nach Brandenburg ausgewichen sind, wie der BfW-Verband meldet.

Weniger groß sind die Chancen auf günstigere Preise im Verhältnis zum Mietniveau im Umland von München. In den angrenzenden Landkreisen rangiert der Vervielfältiger nirgendwo unter 35. Der Landkreis Starnberg weist mit 39,5 sogar einen höheren Vervielfältiger auf als die bayerische Landeshauptstadt selbst.

Grüne fordern "Impuls für bezahlbares Wohnen"

"Ungerührt von der Corona-Pandemie steigen die Mieten und vor allem die Immobilienpreise in unseren Großstädten immer stärker. Wohneigentum ist für Normalverdiener:innen nahezu unerschwinglich geworden", sagte der Wohnungspolitiker der Grünen Chris Kühn zu den Preisdaten im Wohnatlas. Kühn fordert "einen Impuls für bezahlbares und gemeinnütziges Wohnen". Die Grünen schlagen dazu einen Investitionszuschuss bis zu 20 Prozent für Investoren, die am Gemeinwohl orientierte Projekte realisieren.

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