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Polarlichter leuchten am Nachthimmel über einer Straße im östlichen Brandenburg.

© dpa/Patrick Pleul

Zauberhafte Nächte über Berlin wieder möglich: Mit dem Spätsommer startet die Polarlicht-Saison

Polarlicht-Apps schlagen wieder an: Für die Nacht zum Sonntag wurde für Berlin eine akzeptable Wahrscheinlichkeit vorhergesagt, das Spektakel zu sehen. Und: Der Himmel soll wolkenlos sein.

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Die sozialen Medien sind voll davon, wenn’s passiert: spektakuläre Bilder von grün-rosa schimmernden Lichtvorhängen am Nachthimmel über Brandenburg und sogar direkt über Berlin. Für die Nacht auf Sonntag wurde eine Wahrscheinlichkeit von drei Prozent vorhergesagt, das bunte Spektakel zu sehen. Auch der aktuelle Wert für geomagnetische Aktivität lässt Berliner Polarlicht-Jäger aus der Sommerpause aufwachen. Und weil der Himmel noch dazu wolkenlos ist, lohnt sich der Blick nach oben vielleicht wirklich.

Was noch vor wenigen Jahren eine absolute Seltenheit war, scheint sich zu einem regelmäßigen Phänomen zu entwickeln. Tatsächlich waren in den vergangenen zwei Jahren so viele Polarlichter in unseren Breiten zu beobachten wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Die Wissenschaft hinter dem Spektakel

Polarlichter entstehen durch ein Zusammenspiel zwischen der Sonne und der Erde. Wenn die Sonne besonders aktiv ist, schleudert sie geladene Teilchen – hauptsächlich Elektronen und Protonen – mit enormer Geschwindigkeit in den Weltraum. Diese Teilchen rasen als sogenannter Sonnenwind durchs All und treffen nach etwa ein bis vier Tagen auf das Magnetfeld der Erde.

Normalerweise lenkt der planetare Schutzschild diese Partikel ab. Doch bei starken geomagnetischen Stürmen durchbrechen sie diese Barriere und dringen in die oberen Schichten der Erdatmosphäre ein. Dort kollidieren sie in etwa 100 bis 400 Kilometern Höhe mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen. Diese Kollisionen setzen Energie in Form von Licht frei – und genau das sehen wir als Polarlicht.

Die charakteristische grüne Farbe entsteht durch angeregten Sauerstoff in etwa 100 bis 150 Kilometern Höhe. Das seltene rote Leuchten stammt von Sauerstoffatomen in größeren Höhen, während bläuliche und violette Töne auf Stickstoff zurückzuführen sind.

Zu Wochenbeginn waren vom Strand des Ortsteils Hooksiel im Landkreis Friesland Polarlichter zu sehen. Zum Start der Polarlicht-Saison und dem aktuellen Sonnenzyklus sind die Chancen gut, Aurora Borealis, auch Nordlicht genannt, in den nächsten Monaten am Nachthimmel zu beobachten.

© dpa/Markus Hibbeler

Warum Berlin plötzlich zur Polarlicht-Zone wird

Dass dieses Naturspektakel neuerdings auch in Berlin zu bewundern ist, liegt an der aktuellen Phase des solaren Aktivitätszyklus. Die Sonne durchläuft etwa alle elf Jahre einen Zyklus zwischen minimaler und maximaler Aktivität. Seit 2019 befindet sie sich wieder in einer Aufwärtsspirale, die im vergangenen und in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen könnte.

Je stärker die geomagnetischen Stürme sind, desto weiter südlich werden die Polarlichter sichtbar. Was normalerweise auf die arktischen Regionen beschränkt ist, kann bei starken Stürmen der Kategorie G3 oder G4 durchaus bis nach Deutschland reichen.

Optimale Beobachtungsbedingungen in der Hauptstadt

Für Berliner Polarlicht-Jäger gibt es einige praktische Tipps:

  • Die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 und 2 Uhr, wenn der Himmel ausreichend dunkel ist. Noch besser ist, wenn der Mond dann auch gerade nicht sehr hell scheint.
  • Wichtig ist eine freie Sicht nach Norden – ideal sind erhöhte Standorte am Stadtrand wie der Teufelsberg oder in Lübars – oder Gebiete in Brandenburg, wo die Lichtverschmutzung geringer ist.
  • Moderne Smartphone-Kameras können oft schwache Polarlichter einfangen, die das bloße Auge kaum wahrnimmt. Die Kamera sammelt über längere Belichtungszeiten mehr Licht und macht die grünlichen Schleier sichtbar.
  • Spezielle Apps melden, wenn vor Ort die Wahrscheinlichkeit steigt, Polarlichter zu sehen. Eine Suche im AppStore mit dem Stichwort „Polarlicht“ bringt einige Ergebnisse.
  • Das Leibniz-Institut für Atmosphären-Physik zeigt auf seiner Internetseite, was Kameras an mehreren Stellen der Welt gerade am Himmel sehen. Nicht halb so wissenschaftlich, aber auch nett anzusehen: die Kamera-Sammlung auf foto-webcam.eu. Auch der Deutsche Wetterdienst zeigt, was Wetterkameras gerade beobachten.

Ein Phänomen mit Nebenwirkungen

Die vermehrte Sonnenaktivität bringt allerdings nicht nur schöne Lichtshows mit sich. Starke geomagnetische Stürme können auch Satelliten, GPS-Systeme und Stromnetze beeinträchtigen. Fluggesellschaften müssen bei extremen Ereignissen sogar Polarrouten meiden.

Doch für die meisten Berliner überwiegen die positiven Aspekte: die Chance, ohne weite Reisen ein Naturspektakel zu erleben, das normalerweise Island oder Nordnorwegen vorbehalten ist. Experten prognostizieren, dass die Sonnenaktivität noch bis 2026 hoch bleiben wird – Berlin könnte also noch öfter in magisches Licht getaucht werden. Die nächsten Wochen bieten bereits wieder gute Chancen.

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