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Viele betrachten die Wiederbesiedelung als Bereicherung.

© epd

Kloster in Brandenburg: Zisterzienserorden kommt zurück nach Neuzelle

Die Mönche kehren zurück. Noch sind sie provisorisch untergebracht - ein Neubau ist in Planung. Brandenburgs Kulturministerin unterstützt das Klosterleben.

Gregorianischer Gesang schallt seit einem Jahr mehrmals täglich durch die Klosterkirche in Neuzelle. Vier Zisterziensermönche halten dann ihr Stundengebet in dem von barocker Pracht überbordenden Gotteshaus, das sich südlich von Frankfurt an der Oder auf einer Anhöhe erhebt. Sie verkünden damit auch, dass ihr Orden dorthin zurückgekehrt ist, von wo der preußische Staat ihn vor 200 Jahren vertrieben hatte. Nach einem Jahr der Vorbereitungen gründen die Zisterzienser am kommenden Sonntag feierlich eine feste Niederlassung in Form eines Priorats.

Die Einladung dazu kam vom Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, auf dessen Bistumsgebiet Neuzelle liegt. Er wandte sich an die florierende Zisterzienserabtei Heiligenkreuz in Österreich, der mittlerweile rund 100 Patres angehören. Vier von ihnen entsandte Abt Maximilian Heim im vergangenen August nach Brandenburg. Ihre Ankunft erregte Aufsehen in einer Region, in der die Kirchen sonst eher auf dem Rückzug sind.

Ein spirituelles Zentrum - über den Ort hinaus

Die Zisterzienser haben eigentlich einen festen Platz im kulturellen Bewusstsein Brandenburgs. Vor allem die Klosterbauten von Chorin, Lehnin und Zinna künden von der kaum zu überschätzenden großen Bedeutung des Ordens für die Erschließung der Region im Mittelalter. Mönchisches Leben gibt es in ihren Mauern jedoch seit der Zeit der Reformation nicht mehr. Anders nun in Neuzelle: Die Männer in den schwarz-weißen Gewändern gehören schon fast wie selbstverständlich wieder zu dem Wallfahrtsort des Bistums Görlitz. Sie engagieren sich in der Gemeindeseelsorge und halten Religionsunterricht. „Wir werden hier kein Brot backen, kein Bier brauen und keinen Wein anpflanzen“, sagt Prior Simeon Wester klar. Unter Leitung des gebürtigen Rheinländers will die kleine Gemeinschaft ein spirituelles Zentrum schaffen, das über den Ort hinaus ausstrahlt.

Untergebracht sind die Ordensleute bislang eher provisorisch im katholischen Pfarrhaus. Die ehemalige Sommerabtei liegt auf dem Klostergelände, bietet aber kaum Platz für Gästezimmer. In einer der wenigen Klosteranlagen Europas, die vollständig aus dem Mittelalter erhalten sind, geht es für die Mönche enger zu, als sie es in ihrem Heimatkloster im Wienerwald gewohnt sind.

Denn ungenutzte Klosterbauten gibt es in Neuzelle nicht. 1817 hatte Preußen alle Besitzungen des Klosters verstaatlicht. Nun sind sie Eigentum der Stiftung Stift Neuzelle des Landes Brandenburg. In die Erhaltung der weitläufigen Anlage investierte sie mit Hilfe von EU, Bund und Stiftungen mehr als 50 Millionen Euro. Für die Nutzung der sanierten Gebäude fand sie eine Privatschule, zudem eröffnete sie ein Museum für die europaweit einzigartigen Neuzeller Passionsdarstellungen, ein barockes Kulissentheater über Leiden und Auferstehung Jesu.

Kulturministerin fördert das Kloster

In Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) haben die Mönche eine einflussreiche Förderin. Die Katholikin, die auch Vorsitzende der Neuzelle-Stiftung ist, setzte sich dafür ein, dass das ehemalige Kanzleigebäude des Klosters künftig dem Konvent zur Verfügung steht. Wie der Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim, am Montag in Potsdam ankündigte, plant der Orden einen Klosterneubau, der unter anderem Gästezimmer für „Kloster auf Zeit“ ermöglicht. Er soll in einem Umkreis von bis zu zwölf Kilometern auf den weitläufigen Stiftsbesitzungen erfolgen, um die Verbindung der historischen Klosteranlage zum Ausdruck zu bringen. Dort wollen die Mönche als Religionslehrer und Seelsorger aber regelmäßig präsent sein, auch durch ihre regelmäßigen Gebetszeiten in der Stiftskirche.

Bischof Ipolt erhofft sich durch die Mönche neue Impulse für die Kirche „in diesem so entchristlichten Landstrich Europas“. Die Stiftung Stift Neuzelle erwartet über das laufende 750. Gründungsjahr des Klosters hinaus durch die „echten Mönche“ ganz nüchtern eine weitere Attraktion in der Klosteranlage. Als nördlichstes Beispiel süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa ist die Anlage jedes Jahr bereits Ziel von 120.000 Touristen.

Das kleinste katholische Bistum in Deutschland schreibt Kirchengeschichte in Brandenburg: Bei der traditionellen Wallfahrt des Bistums Görlitz wird am kommenden Sonntag im Barockkloster Neuzelle ein neues Priorat des Zisterzienserordens gegründet. Die neuen Mönche aus dem österreichischen Stift Heiligenkreuz werden dort zunächst im Pfarrhaus der katholischen Kirchengemeinde wohnen. Für das neue Kloster Neuzelle soll rund zwölf Kilometer entfernt vom historischen Standort ein Neubau errichtet werden, sagte Abt Maximilian Heim aus Heiligenkreuz am Montag in Potsdam.

Die Mönche begründen ihre Entscheidung, nicht wie zunächst geplant in die Anlage des historischen Zisterzienserklosters zu ziehen, mit dem Bedürfnis des klösterlichen Alltags nach Stille, mit besserer Energieeffizienz, weniger Problemen mit dem Denkmalschutz und den Erwartungen von Geldgebern. Denn die investierten lieber in Eigentum als in Miet- oder Pachtzahlungen an das Land Brandenburg, dem die zum Kulturstandort mit Museum erweiterte Klosteranlage Neuzelle gehört, hieß es. Die Mönche blieben nach der Errichtung des Neubaus weiter im historischen Kloster präsent, für Seelsorge und andere Aufgaben.

"Ein großes Geschenk"

Die Gründung des neuen Priorats als Tochterkloster von Stift Heiligenkreuz sei ein außergewöhnliches Ereignis, sagte die brandenburgische Kulturministerin Martina Münch (SPD). Es sei „ein großes Geschenk, dass Neuzelle wiederbesiedelt wird“, und eine spirituelle und touristische Bereicherung für die Region. Dass die Mönche nun ein eigenes Gelände erwerben und nicht in das Kanzleigebäude der Klosteranlage einziehen wollen, sei zwar überraschend, aber mit Blick auf die geistliche Tradition der Zisterzienser und ihr Bedürfnis nach einer gewissen Abgeschiedenheit auch nachvollziehbar, sagte Münch.

Initiator der Gründung des Priorats war der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, der das mit nur rund 29.000 Kirchenmitgliedern kleinste Bistum der katholischen Kirche in Deutschland leitet, zu dem auch Neuzelle gehört. Der Ort spiele im Leben des Bistums eine wichtige Rolle, sagte Ipolt. Ein Kloster brauche jedoch die Präsenz einer geistlichen Gemeinschaft. Deshalb habe er sich mit der Bitte um Wiederbesiedlung an den Zisterzienserorden gewandt. Neuzelle werde die zehnte Neugründung aus Heiligenkreuz seit dem Mittelalter, erklärte der Abt. Ziel sei, in der Tradition der österreichischen Stifte klösterliches Leben mit aktiver Seelsorge zu verbinden.

„Wir wollen keine Wehrburg bauen, sondern eine Oase“, sagte Heim über den geplanten Neubau. Die Entfernung zum historischen Kloster lasse sich „als Pilgerweg wunderbar gestalten“. Rund eine Million Euro für den Neubau sollen vom Bistum Görlitz kommen und weitere Mittel vom katholischen Bonifatiuswerk.

Einige Mönche haben bereits seit August 2017 ein Probejahr in Neuzelle verbracht. Die sechs offiziellen Gründermönche wurden in der vergangenen Woche mit einer kirchlichen Zeremonie aus Heiligenkreuz in den Ort an der Oder entsandt – rund 200 Jahre nachdem einst die letzten Mönche das Kloster verlassen mussten. (epd)

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