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Zugemauert, vermüllt, vergessen: So sahen Berliner Bahnhöfe zur Wendezeit aus

Potsdamer Platz? Ein Geisterbahnhof! An der Friedrichstraße fehlten die Gleise. Erkennen Sie diese Orte der Wendezeit noch wieder?

Viele Bahnhöfe der Wendezeit sind heute zu geschäftigen Orten geworden, mitgewachsen in der wachsenden Stadt. Wer denkt schon beim Umsteigen daran, wie der Bahnhof Potsdamer Platz vor drei Jahrzehnten ausgesehen hat?

Was für ein finsteres Loch!

Kurz nach der Wende waren die Eingänge zu S- und U-Bahn halb verbarrikadierte Löcher, an denen der Beton bröckelte. Ein Teil der Treppe zur S-Bahn fehlte. Unten stand eine Tür auf, ein Stromkabel hing heraus. Immerhin, es wurde schon gearbeitet.

Unter der Stadt befand sich eine zweite unsichtbare Mauer. Im Zwischengeschoss standen Spanische Reiter, die Fluchtversuche verhindern sollten. Alte Mitropa-Kioske, Fahrkartenschalter. Die Bahnsteige der Nachkriegszeit, durch den Mauerfall aus einem tiefen Schlaf gerissen.

Am Geisterbahnhof Unter den Linden hatten die Grenzer ganze Treppen einfach mit Bauschutt und Müll zugeschüttet. All das kam wieder ans Licht, als nach dem Mauerfall die Zeit des großen Aufräumens begann.

Der Bahnhof am Potsdamer Platz war ein Geisterbahnhof im Niemandsland, direkt unter dem Mauerstreifen. Die S-Bahnzüge fuhren durch, die U-Bahnen hielten hier sogar erst 1993 wieder. So viel musste repariert werden. Und der Regionalbahnhof wurde erst viel später eröffnet: 2006. 

Vermüllt und verschlossen, 1989. Vermutlich ist hier ein Eingang zur U-Bahn zu sehen.

Vor der Öffnung des Treppenaufgangs in Richtung Stresemannstraße gab es im März 1990 noch viel zu reparieren.

Spanische Reiter in den Gängen des Zwischengeschosses sollten Fluchtversuche durch den Tunnel verhindern.

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Als Brandenburger Tor noch Unter den Linden hieß

Verlassener Mitropa-Kiosk auf dem leeren Bahnsteig: So sah der Geisterbahnhof Unter den Linden 1990 aus. 19 Jahre später wurde die Station in Brandenburger Tor umbenannt. Bald sollten hier wieder S-Bahn der Linien S1, S2 und S25 halten. Doch zuerst mussten die Bahner aufräumen. Noch fuhr die S-Bahn einfach durch, wie zu Mauerzeiten.

Ein ganzer Treppenaufgang war mit Schutt gefüllt, als Fortsetzung der oberirdischen Mauer. Lediglich am Handlauf ist noch zu erkennen, dass es sich um eine Treppe handelt.

Vor der Automatenzeit wurden hier Fahrkarten verkauft und Auskünfte erteilt.

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Um hier aufzuräumen, mussten 1990 noch einige Schrottcontainer beladen werden.

Erster Halt seit dem Mauerbau. Mit Abfahrtskellen und Reichsbahner-Mützen standen am 1. September 1990 Walter Momper und sein Ost-Bürgermeister-Kollege Tino Schwierzina feierlich am Gleis. An jenem Tag hielt erstmals wieder eine S-Bahn auf dem einstigen Geisterbahnhof im Nord-Süd-Tunnel. Seit 2009 heißt der Bahnhof Brandenburger Tor.

Geisterbahnhof Nordbahnhof

Nach dem Mauerbau von 1961 wurde der S-Bahnhof Nordbahnhof zu einem der Berliner Geisterbahnhöfe. Ohne Halt fuhren die Züge durch, auch dieser Mitropa-Kiosk wurde zugemauert und erst im Februar 1990 wieder freigelegt. Bis 1950 hatte die Station noch Stettiner Bahnhof geheißen. Die DDR verfügte die Umbenennung nach der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie. Vor dem Zweiten Weltkrieg fuhren von hier aus Fernzüge unter anderem in zwei Stunden nach Stettin.

Februar 1990. Von dem Fernbahnhof blieb nur noch ein Rest stehen.

Fahrkartenschalterraum an der Bernauer Straße.

Als der Bahnhof Friedrichstraße noch Grenze war

An der Friedrichstraße wartete man am Neujahrsmorgen 1990 immer noch auf Fahrkarten für die Bundesrepublik.

Blick auf den Admiralspalast in den frühen Neunzigern.

Weiterfahrt unmöglich: Am S-Bahnsteig West des Bahnhofs Friedrichstraße fehlten im Frühjahr 1990 die Gleise in Richtung Osten.

In der kleineren Halle verkehrten nur Züge aus und nach Ost-Berlin, gegenüber war für Bahnen aus dem Westteil Start- und Endstation. Reisende konnten die Züge auf der anderen Seite zwar hören, doch bis zur Wiedervereinigung gab es für die S-Bahn zwei getrennte Kopfbahnhöfe, die Fernbahn fuhr durch. Nur eine Bank ist heute noch ungefähr an Ort und Stelle geblieben.

April 1990. Der heutige S-Bahnsteig in Richtung Westen war noch abgesperrt, sichtbar hinter dem Haltesignal. Hinter der Absperrung war noch das Dach des Grenzturms zu sehen.

Einkaufen am Intershop-Kiosk und mit Westgeld bezahlen, April 1990.

Am S-Bahnsteig Ost fuhren die Züge damals nur in Richtung Osten.

Der D-Zug rechts startete im April 1990 in Richtung Westen.

Andrang am S-Bahnhof Jannowitzbrücke

Eine riesige Menschenmenge bildete sich am 11. November 1989 vor dem S-Bahnhof Jannowitzbrücke. Zwei Tage nach dem Mauerfall machten sich diese Ostdeutschen auf den Weg in den Westteil der Stadt. Der ehemalige Geister-U-Bahnhof Jannowitzbrücke war zwei Tage nach Mauerfall bereits wiedereröffnet worden und diente nun als Grenzübergangsstelle. Die Formalitäten wurden im Zwischengeschoss geregelt.

Menschenmassen und ein seltener Zug am Bahnhof Zoo

Zwei Tage nach dem Mauerfall

6. August 1990: Der "Transeuropa Express" (TEE) machte Halt. Der einstige Vorzeigezug der Bundesbahn aus den 1950er Jahren fuhr damals als erster "Intercity" nach Hamburg und zurück.

Mauerabriss an der Wollankstraße

Unter den S-Bahnbögen am Bahnhof Wollankstraße im März 1990 die Mauer abgerissen. Die Menschen auf den Resten des Bauwerks schauten in Richtung Osten.

Ostkreuz, Rostkreuz, Lostkreuz

S-Bahn an der alten Brücke am Ostkreuz. Der Bahnhof war seit Jahrzehnten vernachlässigt, doch die DDR scheute die hohen Kosten für einen Umbau. Der begann erst 2006, im laufenden Betrieb.

Imbiss am Zugang Sonntagstraße. Der Bahndamm mit der Nordringkurve dahinter wurde in der Umbauphase komplett abgerissen.

Alles neu am S-Bahnhof Warschauer Straße

Das alte Empfangsgebäude der S-Bahn an der Warschauer Straße, 1990. Knapp drei Jahrzehnte später zeigt sich der Bahnhof völlig umgekrempelt.

Bis zum April 2005 sollte das marode Gebäude noch stehen bleiben, hier auf einer Aufnahme von 1993.

S-Bahnhof Frankfurter Allee vor dem Bau des Ring-Centers

Die Ringbahnhalle an der Frankfurter Allee Ecke Pettenkoferstraße, dahinter ragt das Empfangsgebäude des S-Bahnhofs Frankfurter Allee hervor. Das Gebäude wurde in der DDR als Markthalle genutzt. Mitte der Neunziger Jahre entstand hier das Einkaufszentrum Ring-Center.

Mauerreste am S-Bahnhof Wollankstraße

Der S-Bahnhof Wollankstraße liegt im Pankow, gehörte aber zu Mauerzeiten zum westlichen Bahnnetz. Auf der Aufnahme von 1990 ist noch ein Teil des Mauerstreifens zu erkennen.

Verlassen und zugewachsen: S-Bahnhof Pichelsberg

Der stillgelegte S-Bahnhof Pichelsberg in Westend, 1989.

Verschlossener Osteingang der Station zwischen Olympiastadion und Stresow, 1987.

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