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Unverwüstlich. Mick Jagger kehrt zurück an einen Ort seiner wilden Jugend.

© IMAGO/ZUMA Press

Zusatzkonzert in Berlin: Die Rolling Stones spielen in der Waldbühne – und ein Kreis schließt sich

In Berlin wollen die Rolling Stones ihre Tournee zum 60-jährigen Bestehen der Band beenden. Unsere Autorin erinnert sich an die Anfänge der Musiker.

Das war ein Paukenschlag. Am Donnerstag gaben die Rolling Stones bekannt, dass sie ihre Sixty Europa Tournee mit einem Zusatzkonzert verlängern wollen. Und das findet am 3. August in der Waldbühne statt. Für dieses Konzert gibt es rund 20.000 Tickets. Sie werden vom 29. Juni, 12 Uhr, an über eventim.de verkauft. Die Veranstalter rechnen damit, dass die Show recht schnell ausverkauft sein wird.

Das zweite Konzert der Jubiläumstour zum 60-jährigen Bestehen der legendären Band fand am 5. Juni in München statt. Mick Jagger, Keith Richards, Ronnie Wood und ihre Mitstreiter begannen die Bühnenshow mit einer Hommage an den Drummer Charlie Watts, der im August 2021 verstorben ist.

Gezeigt wurden Fotos aus dem Leben des Bandkollegen, die auf riesige LED-Schirme projiziert wurden. Zum Programm gehörten zeitlose Songs wie „Start Me Up“, „Paint It Black“, „Jumpin’ Jack Flash“, „Miss You“, „Sympathy For The Devil“, „Gimme Shelter“ und natürlich „Satisfaction“. Gezählt wurden fast traditionell 19 Songs aus dem Hit-Verzeichnis.

Dass die Wahl für das Schlusskonzert ausgerechnet auf die Waldbühne fiel, ist wohl nicht sehr verwunderlich. Schließlich verklären sich die Erinnerungen an wilde Jugendjahre mit der Zeit.

Und wild waren die Stones, als sie vor 57 Jahren zum ersten Mal in der Waldbühne auftraten. Wilder noch waren freilich ihre Fans. Damals hatte die Jugendzeitschrift „Bravo“ die noch jungen Rock ’n Roller als „härteste Band der Welt“ in den Ring geschickt. Schon in Tegel, wo sie, aus München kommend, verspätet landeten, wurden sie kreischend von elf- bis 15-jährigen Jugendlichen begrüßt.

Rowdys randalierten

Später brachen Krawalle aus, bei denen praktisch alles, was nicht aus Stein war, zu Bruch ging. Fast 300.000 DM betrug der Schaden, den die damals noch „Rowdys“ genannten Randalierer verursachten. Es gab 85 Festnahmen und 87 Verletzte. In jener Zeit war die Musik der Band in Teilen der Gesellschaft noch durchaus umstritten, es waren Jahre, in denen Jungs ihre Eltern noch mit langen Haaren ärgern konnten.

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In den richtigen Musikgenuss kamen die jugendlichen Krawallmacher an jenem 15. September 1965 sowieso nicht, weil die Band das Konzert wegen der Tumulte vorzeitig abbrechen musste.

Viele Jahre später, beim Konzert 2006, war die Stimmung sehr viel zivilisierter, getragen von gegenseitiger Wertschätzung. Mick Jagger fand es „really wonderful to be back in Berlin“. Und der Tagesspiegel-Kritiker schwärmte am Ende „Eine Liga für sich: Die Rolling Stones beweisen im Olympiastadion, dass sie einfach die größten sind“.

Urgroßvater und Ritter

Als sie vor vier Jahren wieder im Olympiastadion auftraten, war Mick Jagger bereits Urgroßvater und schon lange Ritter, von der Queen selbst dazu geschlagen, außerdem Ehrenpräsident der University of London. Den Honoratiorenstatus ließ er sich bei der Bühnenshow freilich nicht anmerken. Und unter den 67.000 Zuschauern im Olympiastadion waren auch keineswegs nur Gleichaltrige, sondern zahlreiche 30- und 40-Jährige.

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Musik ist unendlich. Bei seinem nächsten Waldbühnen-Konzert wird Mick Jagger 79 Jahre alt sein.

In München beim Auftaktkonzert soll er gesungen und getanzt haben, als habe die Zeit ihm kaum etwas anhaben können. Wahrscheinlich hätte die Band auch das Olympiastadion füllen können. Aber in einem gewissen Alter, mag die körperliche Form auch noch so gut sein, schleicht sich vielleicht doch mal eine nostalgisch geprägte Sentimentalität heran, so eine heimliche Sehnsucht nach sich glücklich schließenden Kreisen.

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