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In der „Welt“-Gruppe hat Axel Springer seine sogenannten Premiummarken „Welt“ (TV, Online und Print), „Politico“ und „Business Insider“ gebündelt. 

© dpa/Soeren Stache

Chefredakteurin Wilton verlässt Axel Springer: Die Führung der „Welt“-Gruppe ist wieder männlich

Bei der Tageszeitung „Die Welt“ gibt es einen Wechsel an der redaktionellen Spitze. Die letzte Frau mit Chefredakteursverantwortung verlässt damit die Unternehmensgruppe.

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Die Männer haben in der Chefetage der zum Axel Springer-Konzern gehörenden „Welt“-Gruppe wieder die Macht übernommen. Mit Jennifer Wilton, bisher Chefredakteurin der Tageszeitung „Die Welt“, verlässt die letzte Frau mit Chefredakteursverantwortung die Marke. Im vergangenen Jahr hatte bereits Dagmar Rosenfeld, damals Führungskraft der „Welt am Sonntag“, das Unternehmen verlassen.

Wilton gehe „in bestem Einvernehmen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen“, teilte das Medienhaus mit. Seit 2022 ist sie Chefredakteurin der in Berlin erscheinenden Tageszeitung und hatte davor andere Leitungsfunktionen für die Marke. Die Journalistin wurde mit den Worten zitiert: „Nach fast 20 Jahren bei "Welt", fast vier Jahren in der Chefredaktion, ist es Zeit für etwas Neues.“

Konzern-Chef Döpfner beim Abschied dabei

Wohin es sie nun zieht, wurde noch nicht mitgeteilt. Der Springer-Konzern scheint Wiltons Weggang große Bedeutung beizumessen. Wie es aus Redaktionskreisen hieß, war Konzern-CEO Mathias Döpfner bei Wiltons Abschluss-Konferenz zugegen.

Pikant an der ganzen Sache: Wiltons Topposten wird nicht nachbesetzt. Ihre Position soll künftig mit in den Verantwortungsbereich von Jan Philipp Burgard fallen. Burgard hatte Anfang des Jahres die Chefredaktion des gesamten Welt-Marken-Bereichs von TV bis Zeitung vom langjährigen Leiter Ulf Poschardt übernommen, der Herausgeber der Marke wurde.

Burgard stehen als Co-Chefs Jacques Schuster für die „Welt am Sonntag“ und als künftiger Sozius für die Wochenzeitung „Welt“ Olaf Gersemann zur Seite. Gersemann war bislang Wirtschaftsschef der „Welt“ und soll sich unter anderem um die Implementierung von künstlicher Intelligenz in den Redaktionsalltag kümmern.

In der „Welt“-Gruppe hat Axel Springer seine sogenannten Premiummarken „Welt“ (TV, Online und Print), „Politico“ und „Business Insider“ gebündelt. Im Zuge dieser Umstrukturierungen hatte vor einigen Monaten bereits Kayhan Özgenc, ehemals Chefredakteur von „Business Insider“, den Konzern verlassen. Nun folgt Wilton, deren Position offenbar überflüssig geworden ist.

„Es ist eine reine Männermannschaft geworden“

In der Redaktion der „Welt“-Gruppe sieht man den Weggang Wiltons mit gemischten Gefühlen. „Es ist eine reine Männermannschaft geworden. Viele Kolleginnen haben in den letzten Wochen die Marke verlassen, teils nach Jahren in der Redaktion“, sagt eine Redakteurin der „Welt“-Gruppe, die namentlich nicht genannt werden möchte, dem Tagesspiegel.

Sie beklagt zudem eine zunehmende Arbeitsverdichtung und eine mangelhafte Feedbackkultur im Unternehmen. Vorgesetzte seien oft schwer erreichbar und redaktionelle Entscheidungen würden oft verzögert, beklagt sie.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Mika Beuster, zeigte sich aufgrund der Unternehmensentscheidung „befremdet“. „Eine Redaktion, die erfolgreich sein und die Gesellschaft in ihrer gesamten Diversität abbilden will, muss ebenfalls divers sein“, sagte Beuster dem Tagesspiegel. Es brauche mehr Frauen in Führungsverantwortung, so Beuster. Vor diesem Hintergrund wirke die Entscheidung des Axel Springer-Konzerns „seltsam aus der Zeit gefallen.“ (mit dpa)

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