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Das Archiv des Nobelpreisträgers: Studentisches Pendeln nach New York
Nach dem Master an der Humboldt-Universität studierte Jonas Piduhn an der Columbia University weiter. Dort bekam er einen Job zwischen den Welten.
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Von wegen Elfenbeinturm. Lust auf Menschen und Kontaktfreudigkeit helfen auch in der Wissenschaft weiter. Jonas Piduhn hatte gerade seinen Master in Volkswirtschaft an der Humboldt-Universität gemacht und in New York an der Columbia University begonnen, internationale Beziehungen zu studieren.
Da hörte er, dass der ebenfalls an der Columbia Universität tätige deutschstämmige Chemie-Nobelpreisträger Joachim Frank im Konsulat an der Park Avenue das Bundesverdienstkreuz bekommen sollte. Das weckte sein Interesse an dem Wissenschaftler, der nebenbei auch Romane schreibt. Kurzerhand bewarb er sich um ein Praktikum, obwohl er mit Chemie zuletzt auf dem Gymnasium in Berührung gekommen war.
Vielleicht lag es daran, dass die Chemie zwischen dem gebürtigen Siegerländer Joachim Frank und dem aus Westfalen stammenden Jonas Piduhn stimmte. Jedenfalls bat der Professor den Studenten, sein umfangreiches zweisprachiges Archiv aufzuarbeiten und zu katalogisieren. Seitdem pendelt Jonas Piduhn zwischen Berlin und New York.
Innovationsforschung an der Humboldt-Universität
Seinen WG-Platz in Prenzlauer Berg hat er behalten, denn im direkten Vergleich ist das Leben in Berlin immer noch günstiger. Inzwischen ist er dazu übergegangen, die Dokumente zu scannen, um sie von überallher bearbeiten zu können. Rund 3000 Dokumente des Wissenschaftlers hat er bereits aufgearbeitet. Schätzungsweise 2000 müssen noch folgen.
Er mag das interdisziplinäre Arbeiten, weil es so inspirierend ist.
Jonas Piduhn
Bei der Arbeit helfen ihm auch die Kenntnisse in der Innovationsforschung, der er sich an der Humboldt-Universität gewidmet hat. Da geht es unter anderem darum, mit welchen Menschen der Wissenschaftler Kontakt hatte, wer ihn inspiriert hat.
Frank hatte 2017 zusammen mit Jacques Dubochet und Richard Henderson den Nobelpreis für Forschungen zur Kryoelektronen-Mikroskopie erhalten, die wichtig sind für die Entwicklung neuer Medikamente.
Eine Gemeinsamkeit sieht der 25-Jährige mit dem 84-jährigen Wissenschaftler: „Er mag das interdisziplinäre Arbeiten, weil es so inspirierend ist.“ Das geht ihm ganz genauso. An der Columbia University besuchte er unter anderem ein Seminar bei der früheren Außenministerin Hillary Clinton über Entscheidungsprozesse mit dem Titel „Inside the Situation Room“.
Die Generalversammlungen der Vereinten Nationen nutzte er, um im Rahmen eines Projekts Regierungschefs kleiner Inselstaaten in der Südsee zum Thema Tiefseebergwerke zu befragen. An seinem Auftraggeber fasziniert ihn besonders die Weite des Horizonts. Sein wissenschaftlicher Weg hatte Joachim Frank von der Physik zur Biochemie geführt.
Jonas Piduhn ist Stipendiat der Adenauer-Stiftung und sieht seine Zukunft in der Außenpolitik. Im Moment stellt er sich die Arbeit in einem Think Tank spannend vor. Aber seine Wanderjahre sind offensichtlich noch nicht abgeschlossen.
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