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 DENIZEN BERLIN

© Mathilde Karrèr

Das Denizen House in Kreuzberg: „Ein Ort zwischen Zuhause und Arbeit“

Das Denizen House in Kreuzberg ist halb Co-Working-Space, halb Nachbarschaftstreff. Allerdings nur für die, die es sich leisten können. Ein Tagesaufenthalt kostet 19 Euro.

Stand:

Nach zwei Jahren Lockdown und ständiger Arbeit mit zwei Kindern von zu Hause hielt Sara Redolfi es in ihrer Wohnung nicht mehr aus. Sie brauchte einen Tapetenwechsel. Als vor einem Jahr 200 Meter von ihrem zu Hause entfernt ein Co-Working-Space öffnete, kam ihr das sehr gelegen. Seitdem sitzt sie vormittags auf hübschen Vitra-Stühlen vor Betonwänden und trinkt Cappuccino. Weit weg vom Kindergeschrei.

Der Co-Working-Space Denizen in der Köpenicker Straße sieht aus, wie vieles, das in den letzten Jahren in Kreuzberg eröffnet hat. Er ist edel und gleichzeitig zurückhaltend. Es stehen wenige Möbel auf viel Raum. Kaum etwas erinnert an ein Büro, wie man es sich vorstellt. Es gibt keine ergonomischen Stühle, keine höhenverstellbaren Tische und keine Topfpflanzen. Dafür Designermöbel und einen Selfcare-Raum mit riesigem Spiegel, vor dem man meditieren und an Yoga-Klassen teilnehmen kann.

Einer der vier Gründer, Michael End, 36, gelernter Hotelkaufmann, der zuletzt für die 25-Hours-Hotelkette arbeitete, sagt: „Denizen ist ein Ort für den Tag, um produktiv zu sein.“ Ein Aufenthaltsort zwischen Zuhause und Arbeit, der die Nachbarschaft verbinden soll. Der kein klassisches Café ist, weil in ihm ja gearbeitet wird, aber eben auch nicht ein Büro oder eine Bibliothek, in der es mucksmäuschenstill ist.

Offene und geschlossene Schreibtischarbeitsplätze im Denzien House.

© Mathilde Karrèr

Zu den Räumlichkeiten von Denizen gehören zwei Arbeitsflächen mit Tischen, drei Telefonboxen, in denen man sich zurückziehen kann, ein kleiner Shop, in dem es Wasserflaschen für vier Euro und Salatschalen für 7,50 Euro gibt und der besagte Selfcare-Raum, in dem – wie End es nennt – das „schöngeistige Angebot“ stattfindet. Also Sportkurse und Workshops, die man über externe Sport-Apps bucht.

Der obligatorische Cappuccino soll auch hier nicht fehlen.

© Mathilde Karrèr

Um Denizen zu nutzen, muss man sich entweder einen Daypass für 19 Euro oder eine Monatsmitgliedschaft für 99 Euro kaufen. Kaffee, Tee und Wasser sind im Preis inbegriffen. Geöffnet ist Denizen von acht bis 20 Uhr, Montag bis Freitag. 

„Auf der Arbeitsfläche haben 65 bis 70 Kundinnen und Kunden zur gleichen Zeit Platz“, sagt End. Ein typisches Mitglied nutze den Ort zwei bis drei Mal pro Woche für einige Stunden. Er ist also nicht darauf ausgelegt, dass man an fünf Tagen in der Woche von neun Uhr morgens bis fünf Uhr abends dort arbeitet.

Die Betreiber vom Denizen kalkulieren ähnlich wie die eines Fitnessstudios, denn da rechnet ja auch niemand damit, dass alle Mitglieder täglich kommen. Dass die Einrichtung nicht ultra-komfortabel fürs Arbeiten ist, hat also System.

Das Gründungsteam des Denizen House.

© Thomas Koy

Seit der Eröffnung im vergangenen Januar soll das Denizen in der Köpenicker Straße laut End etwa 700 Mitglieder haben. Neben den Räumen in Kreuzberg, hat Denizen noch weitere in Friedrichshain. In der ungenutzen Lobby des Hotels „Numa“. Derzeit planen End und seine Kolleginnen und Kollegen zu expandieren. Nicht nur in Berlin soll es weitere Denizen-Co-Working-Spaces geben, auch in anderen deutschen Großstädten. „Die Idee ist, dass unsere Mitglieder dann zwischen denen switchen können“, erläutert er.

Der Name Denizen heißt aus dem Englischen übersetzt „Stammgast“. So einer ist auch Sara Redolfi, die eigentlich Diplomatin beim Auswärtigen Amt ist, aber aktuell eine App entwickelt, mit der Erinnerungen vom Aufwachsen der Kinder mit wenigen Klicks festgehalten werden können. Telefonate, sagt Redolfi, führe sie zwar weiterhin lieber im geschützten Raum, also zu Hause, das habe sie beim Auswärtigen Amt so gelernt. Aber dass der Co-Working-Space so nah bei ihr zu Hause ist, habe ihren Alltag maßgeblich verbessert. Denn auch wenn Denizen ja eigentlich Arbeit und zu Hause verbinden will, hilft er ihr dabei, Arbeit und zu Hause zu trennen.

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