
© Privatbesitz
Die Sammlerin Erika Hoffmann stiftet ihre Mode dem Kunstgewerbemuseum: Ein Kleid für Andy Warhol
Für Erika Hoffmann stellte das Outfit nur Kleidung von Thierry Mugler dar. Aber für das Kunstgewerbemuseum bedeutet ihre nun präsentierte Schenkung mit Mode der 1980er Jahre sehr viel mehr.
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Was macht aus alter Kleidung wertvolle Erinnerung für eine breite Öffentlichkeit? Zum einen die Kleidung selbst, wenn sie von einer berühmten Person entworfen wurde, zum anderen die Trägerin, die sie mit Leben und Geschichten füllt.
Wie die von der Reise nach New York, auf die Erika Hoffmann ihr neuestes Kleid des französischen Designers Thierry Mugler mitnahm, um sich darin von Andy Warhol porträtieren zu lassen. Das Kleid hat es nicht auf das Bild von Warhol geschafft. Dafür ist es jetzt in der Ausstellung „Mode aus Paris“ im Kunstgewerbemuseum zu sehen – als Schenkung zusammen mit 19 weiteren Outfits.

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Erika Hoffmann gibt die Kleidung nicht mit großer Geste, die ist ihr auch als Sammlerin von moderner Kunst fremd. In einem Interview mit dem Onlinemagazin „Arterritory“ sagte sie einmal, dass sie sich ungern als Sammlerin bezeichnet – auch wenn sie jeden Samstag ihre Werke in ihren privaten Räumen in Mitte zeigt. Jetzt stellt sie einen kleinen Teil ihres Kleiderschranks dem Kunstgewerbemuseum zur Verfügung.
Erst vor zwölf Tagen ist die Kleidung im Museum angekommen, wenige Stunden vor der Eröffnung präpariert die Restauratorin die letzten Stücke. In einer Vitrine klafft zwischen Einladungskarten und Fotografien eine Lücke. Hier liegt wenig später eine Weste des belgischen Designers Martin Margiela. Dafür riss er 1993 in der Pariser Metro Plakate von den Wänden und verarbeitete sie zu Kleidung.

© Staatliche Museen zu Berlin, Max Fahrig
Die Weste ist eine Zugabe. Eigentlich sollten nur die Mugler-Modelle ans Museum gehen. Aber als die Kuratorin Katrin Lindemann Erika Hoffmann besuchte, drückte die ihr einen Karton mit den Worten in die Hand: „Das könnte etwas für Sie sein.“
Sie selbst wäre nie auf die Idee gekommen, dass ihre Garderobe ins Museum gehört. Darauf brachte sie erst ihre Tochter. Im Sommer 2023 schrieb sie eine Mail an Katrin Lindemann. Zum ersten Mal gesehen hat die Modekuratorin die Kleider, Anzüge, Mäntel und Jumpsuits ein halbes Jahr später. Sofort wusste sie, wie wertvoll diese Schenkung für die Museumssammlung sein würde. Denn die hört genau dann auf, als Erika Hoffmann 1978 begann, nach Paris zu fahren, um sich in der Boutique von Thierry Mugler einzukleiden.
Vielleicht macht Erika Hoffmann auch deshalb keine große Sache aus ihrem Geschenk, weil sie beruflich lange Zeit der Mode nah war. Die Kunsthistorikerin war mit dem Hemden-Fabrikanten Rolf Hoffmann verheiratet. Ihr erstes Kunstwerk kauften sie für ihre Boutique in Mönchengladbach. Bis das Paar 1985 das Unternehmen Van Laack verkaufte, entwarf sie ihre eigene Modelinie.

© Staatliche Museen zu Berlin, Max Fahrig
Dass sie ein Gespür für den richtigen Auftritt hatte, der eben in der westdeutschen Provinz der 1980er Jahre ein anderer war als in Paris, sieht man den Kleidern an. Sie sind so besonders, dass sie als Erkennungszeichen für Modekenner taugen, ohne schrill zu sein. Die Blusenkleider in Hellbraun und Himmelblau geben nur auf den ersten Blick vor, zurückhaltend zu sein: Schulterpolster, schmale Taillen, betont mit breiten Gürteln, abgesetzte Nieten, Abnäher, die von den Schultern abwärts ein V zeichnen. Bei alldem schimmert schon das modische Drama durch, das Thierry Mugler ein paar Jahre später berühmt machen wird.
Wenn sich Erika Hoffmann tagsüber eher schlicht kleidete: Abends ließ sie es krachen. Das Kleid mit abgeformtem Metalltorso präsentierte Jerry Hall bei einer Modenschau in New York, bevor es Erika Hoffmann bei einer Veranstaltung trug. Wo genau, erfahren die Besucher der Ausstellung nicht. Fast alle Daten recherchierten Katrin Lindemann und ihr Mitarbeiter Max Fahrig selbst. Nur der Besuch bei Warhol ist mit Fotos dokumentiert – als Warhol Erika Hoffmann fotografierte, trug sie nur ein um ihren Körper geschlungenes Tuch und hochhackige Schuhe, die jetzt im Kunstgewerbemuseum zu sehen sind.
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