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Die Woche: Kunst und Politik

Und was den Kulturbetrieb sonst noch umtreibt

Katrin Sohns
Ein Kommentar von Katrin Sohns

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Die britische Künstlerin Rose Wylie, geboren 1936 und ausgebildet an zwei renommierten Kunstschulen, malte ihr Leben lang, ohne für ihr Schaffen wirklich Anerkennung zu bekommen. 2010 schließlich wurde Wylies Werk in der Ausstellung „Women To Watch“ am National Museum of Women in the Arts in Washington gezeigt. 2017 dann ihr großer Moment: eine Ausstellung in den Londoner Serpentine Galleries. Wylie war zu diesem Zeitpunkt 81 Jahre alt. Vor 100 Jahren sah das alles noch düsterer aus. Damals durften Frauen nicht einmal auf Kunstakademien studieren. Käthe Kollwitz und ihre Zeitgenossinnen haben sich trotzdem in die Geschichte des Modernismus gemalt. Davon erzählt die Ausstellung „Making Modernism“ an der Royal Academy, die sich Tessa Szyskowitz für uns aus London angesehen hat.

Hier in Deutschland fiel im September das Ende der skandalträchtigen Documenta mit der Eröffnung neuer Sammlungsräume im Berliner Humboldt Forum zusammen. „In dieser Koinzidenz trafen die Erinnerung an den Holocaust und der Umgang mit der kolonialen Vergangenheit aufeinander“, schreibt Rüdiger Schaper und blickt auf das schwierige Kunstjahr 2022 zurück.

Die Bilanz kann nur vorläufig sein, die Diskussion geht weiter: Das Goethe-Institut in Tel Aviv hat die Veranstaltung „Den Schmerz der anderen begreifen“ abgesagt, das Schauspiel Stuttgart hat wegen BDS-Nähe den europäischen Dramatiker:innenpreis an die Britin Caryl Churchill gestrichen, und im Münchner Metropoltheater wurde das Stück „Vögel“ abgesetzt. Aus Israel blickt der Soziologe Natan Sznaider auf diese deutschen Ereignisse und stellt sich die Frage, wie es in dieser Diskussion weiter gehen kann, wie man sie „öffnen“ könnte. Auch Hortensia Völckers, die nach zwanzig Jahren die Kulturstiftung des Bundes verlässt, reflektiert in einem Interview diese Geschehnisse und die „Komplikationen“ des BDS-Beschlusses des Bundestages.

Apropos BDS: In dieser Woche werden die Nobel Lectures erwartet, darunter die der französischen Schriftstellerin Annie Ernaux. Auch sie hat Sympathien für BDS. Gerrit Bartels wird über die Stockholmer Rede von Annie Ernaux berichten.

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