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Die „Tagesschau“ um 20 Uhr ist die meistgesehene Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.

© Foto: NDR

ARD-Skandale in der „Tagesschau“: Büßt woanders!

Die „Tagesschau“ um 20 Uhr wird immer häufiger zum Beichtstuhl für ARD-Sünden. Es gibt wirklich Wichtigeres zu berichten.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Muss sich der Zuschauer daran gewöhnen? Eine „Tagesschau“ nach der anderen wird zur ARD-Nabelschau „In eigener Sache“. Immer wieder werden einige Minuten der wichtigsten Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen den Vorgängen in den verschiedenen Anstalten gewidmet, jüngst im NDR-Funkhaus Hamburg, wo Sabine Rossbach angesichts der Vorwürfe von Vetternwirtschaft den Rückzug aus der Direktion antritt.

Vor Monaten wäre das eine Nachricht im NDR-Fernsehen gewesen, wenn überhaupt. Jetzt aber, wo sich die ARD als System für Verschwendung, Vorteilsnahme und Verantwortungs-Verwahrlosung offenbart, wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf möglichst großer Bühne nostra culpa, nostra maxima culpa leisten. Ist ja der Tat viel aufgelaufen und natürlich stellt die Frage, ob sich der Eisberg schon in voller Größe oder erst in seiner Spitze zeigt.

Überreaktion

Was in der „Tagesschau“ abgeht, sieht wie eine Überreaktion aus: Wir haben begriffen, wir klären auf und mit der Aufklärung wird quasi um Vergebung gebeten. Die „Tagesschau“ wird zum Beichtstuhl-TV.

Muss sie das werden? 15 Minuten stehen für die News des Tages zur Verfügung, das ist angesichts der zahlreichen Krisen nur ein geringes Zeitmaß. Die Skandale und Skandälchen in den ARD-Reihen dürfen durchaus Beachtung finden, nur: Es gibt noch weit Wichtigeres, Vorgänge von deutlich größerer Relevanz, positiv wie negativ, national wie global, politisch wie nicht-politisch.

Erkennbar ist, dass die ARD vermittels „Tagesschau“ vorweisen will, dass sie die Affären und Vorwürfe in der ARD shr, sehr ernstnimmt, die Aufarbeitung soll so transparent wie irgend möglich stattfinden. Alles, was unter den Teppichen gefunden wird, wird in der „Tagesschau“ ausgebreitet. Mehr Bereitschaft zu öffentlicher, ehrlicher Reue war selten.

Trotzdem bitte noch mal nachdenken, was wieviel Sendezeit wert ist. In ihrer Selbstreinigungs-Hysterie scheint die ARD knapp davor, die „Tagesschau“ zum „Brennpunkt“ zu erweitern. Titel: „Selber schuld“.

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