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Wo ist es denn nur?

© mauritius images/Alexander Kupka

Der blödeste Osterbrauch der Welt: Schluss mit der Eiersuche!

Versteckter Naschkram soll an Ostern für gute Laune sorgen. Damit wird das Nicht-wissen-wo-etwas-ist unzulässig aufgewertet. Das macht nämlich überhaupt keinen Spaß.

Eine Glosse von Ariane Bemmer

Nicht alles, was an den Ostertagen zelebriert wird, entspricht voll und ganz der Wahrheit. Das kann man getrost äußern, ohne sich dem Verschwörungsverdacht auszusetzen.

Meist richtet sich die Skepsis gegen die Wiederauferstehung und deren Drumherum. Fast nie im Fokus, aber eine viel offenkundigere Falschdarstellung, ist dagegen eine andere Oster-Komponente: die Suche nach Ostereiern.

Das alljährliche Durch-Haus-oder-Garten-Irren, in der Hoffnung, hinter Kissen, Vasen, Sesseln, unter Kommoden, Hecken, Decken Schokoartikel zu entdecken, wird stets als etwas Lustiges und Kurzweiliges dargestellt.

Medial dominieren dabei die glücklichen Gesichter der Finder: Hurra, da habe ich noch etwas!

Das wirft ein entschieden falsches Licht auf alles, was mit Suchen zu tun hat. Etwas suchen zu müssen, ist nämlich überhaupt nicht lustig. Es ist auch kein bisschen kurzweilig. Es ist bescheuert. Es regt auf, hält auf, vermiest die Laune, und zu allem Übel zieht es sich meist elend in die Länge. Es soll sogar vorkommen, dass vermisste Dinge gar nicht wieder auftauchen. Der Such-Gau.

Etwas suchen zu müssen, ist Zeitverschwendung

Aber auch wenn die Suche im Erfolgsfall des Findens endet, führt das zu keinerlei Fortschritt: Denn wenn man gefunden hat, was man suchte, ist lediglich der Zustand hergestellt, den man schon für erreicht hielt, als man feststellte, dass etwas fehlt.

Suchen müssen ist also reine Zeitverschwendung, was besonders schmerzlich spürbar wird, wenn man den richtigen Weg suchen muss, weil man sich verlaufen oder verfahren hat.

Nun lässt sich leicht darauf verweisen, dass die lustige Ostereier-Suche meist Kinder trifft, die aufspüren müssen, was die Eltern mutwillig versteckt haben. Und dass sie hinterher Schokolade essen können. Da offenbart sich einerseits der spielerische Charakter der ganzen Veranstaltung, aber zugleich auch ein Dilemma. Denn man vermittelt Kindern damit, dass suchen sich lohnt, ergo: eine erstrebenswerte Angelegenheit ist.

Wäre es nicht viel besser, ihnen zu vermitteln, dass Suchenmüssen nie gut, sondern stets zu vermeiden ist? Schon aus Eigennutz. Schließlich nervt es Eltern regelmäßig, wenn Kinder keine Ordnung halten und dauernd nach dem zweiten Handschuh und anderem Zeug gefahndet werden muss.

Wenn die Eiersuche an diesem Ostersonntag also noch nicht losgegangen ist, sollte man vielleicht schnell alles Versteckte wieder einsammeln – und im Osternest mitten auf dem Tisch platzieren. Wer weiß, vielleicht führt das perspektivisch zu mehr Ordnung in den Kinderzimmern und am Ende zum Aussterben der Sucherei.

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