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Ihre Primärfarben sind Grau, Beige, Orange, Türkis, Petrol, Blau, Grün, Braun und Rot.

© dpa

Fashion Week Berlin: Ein russisches Märchen auf dem Laufsteg

Die Designerin Alena Akhmadullina zeigt, dass russische Mode nicht eng, knapp und glitzernd sein muss. Sie reagiert darauf nicht nur auf ihre Kundinnen, sondern auch auf einen Zeitenwechsel in ihrem Land.

Russische Designer werden nicht oft vom Blick der internationale Aufmerksamkeit gestreift. Bei „Mode aus Russland“ denken immer noch viele an: eng, knapp, glitzernd. Alena Akhmadullina zeigt, dass russische Mode mehr kann – und erntete dafür wohlwollende Worte von der Vogue, der Branchenbibel Women’s Wear Daily und der Modekritikerin Suzy Menkes. Stars wie Eva Green oder Naomi Campbell trugen schon ihre Entwürfe. Nun haben das Modemagazin Elle und die Fashion Week Akhmadullina nach Berlin geholt – wo sie am Dienstag ihre neue Kollektion präsentierte.

Den Style à la Russe definiert Akhmadullina so: Hochwertige Materialien, feminine Schnitte mit klaren Linien – die allerdings nicht kräftige Farben, Ornamente und aufwändige Stickapplikationen scheuen. Charakteristisch für Alena Akhmadullina sind kunstvolle, oft handgezeichnete, Prints. Als Inspiration dienen der 35-Jährigen meistens  Märchen, die jedes russische Kind kennt: Geschichten über den Froschkönig oder die gastfreundliche Fliege Zokotucha. Von modernen Sagen, in denen Aschenputtel zur Oligarchengattin im roten Mini-Tubedress von Gucci wird, hält Akhmadullina aber nicht viel.

In Russland bricht eine neue Zeit an

„Viele meiner Kundinnen sind berufstätige Frauen, denen es nicht darauf ankommt, ihr Geld und ihr Sexappeal aggressiv zur Schau zu tragen“, sagt Akhmadullina. „Neue Zeiten brechen an in Russland: viele wollen intellektuelle, schlichtere Mode.“ Und die muss auch nicht mehr unbedingt aus Mailand und Paris kommen. „Alena Akhmadullina, St. Petersburg“ steht stolz auf den Etiketten in ihren Kleidern. Getragen werden sie in ihrer Heimat zum Beispiel von Rockstar Zemfira, der ehemaligen Chefredakteurin der russischen Vogue, und sogar von Olympiasportlern, für die sie 2008 die Kostüme entwarf.

Die Designerin aus St. Petersburg zeigte fließende Kleider, Jacken und Mäntel wurden durch schmale Gürtel zusammengerafft.
Die Designerin aus St. Petersburg zeigte fließende Kleider, Jacken und Mäntel wurden durch schmale Gürtel zusammengerafft.

© dpa

Eine englische Erzählung ist ihr Leitmotiv

2000 schloss Akhmadullina ihr Studium an der University of Technology & Design in St.Petersburg ab, inzwischen wohnt sie in Moskau und führt dort zwei Boutiquen. In Luxuskaufhäusern wie dem TSUM in Moskau und in St. Petersburg, hängen ihre Kreationen neben denen von internationalen Luxusbrands. Akhmadullina glaubt, dass sie mit den großen Namen mithalten kann: „Noch vor zehn, fünfzehn Jahren waren Russen hungrig nach auffälligen Brands wie Roberto Cavalli und Versace, denen man von weiten ansah, dass sie teuer und aus dem Westen waren. Jetzt wollen Russen nicht mehr um jeden Preis zeigen, dass sie mit Ausländern mithalten können“, sagt sie. „Sie sind stolz Russen zu sein und wollen russische Designer tragen – etwas was ihre Identität und Individualität unterstreicht.“

Als Leitmotiv für die Winterkollektion 2015 diente Akhmadullina diesmal allerdings kein russisches Märchen, sondern „Das Gespenst von Canterville“ von Oscar Wilde. Akhmadullina übersetzte den Herrenanzug in die Damenmode, und präsentiert auch feminine Kleider mit Schultertüchern und Spitze. Auch wenn sie sich diesmal von einer englischen Erzählung inspirieren ließ, ihren Wurzeln will Akhmadullina aber immer treu bleiben: „Ich bin eine russische Designerin, und wie!“

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