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Er kam aus dem Baskenland und eroberte Paris: Paco Rabanne, hier bei einer Modenschau im Jahr 1982.

© picture alliance/dpa/MAXPPP/Tony Hage

Update

„Er hat Generationen geprägt“: Spanischer Modeschöpfer Paco Rabanne ist tot

Coco Chanel verspottete ihn einst als „Stahlarbeiter der Mode“: Der für seine exzentrischen Entwürfe bekannte Designer ist gestorben. Er wurde 88 Jahre alt.

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Der spanische Modeschöpfer Paco Rabanne ist im Alter von 88 Jahren in Frankreich gestorben. Der für seine extravaganten Entwürfe, untypischen Materialien und Parfums bekannte Designer sei am Freitag gestorben, bestätigte Puig, der Mutterkonzern seiner Marke, der Nachrichtenagentur AFP. „Er hat Generationen geprägt mit seiner radikalen Vision von Mode“, erklärte der Konzern.

Rabanne war 1934 im spanischen Baskenland auf die Welt gekommen. Während des Spanischen Bürgerkriegs erschossen Soldaten des späteren Diktators Franco seinen Vater. Seine Mutter, eine Schneiderin des Modeschöpfers Cristobal Balenciaga, floh mit dem kleinen Paco und seinen drei Geschwistern 1939 nach Frankreich, dort ließ sie sich in der Bretagne nieder. Zunächst studierte Rabanne in Paris Architektur; anstelle von Gebäudeskizzen entwarf er aber lieber Kleidungsstücke.

„Mir ist schnell aufgefallen, dass die Pariser Modeschöpfer viel zu sehr der Vergangenheit anhingen“, schrieb er später in seinen Memoiren. „Daher wuchs in mir die Idee einer eigenen Haute-Couture-Kollektion im Stil des Dadaismus, also in Form einer Provokation und Revolte.“ Und so schockte Rabanne das Publikum der Laufstege Mitte der 60er-Jahre mit „experimentellen Kleidern aus zeitgenössischen Materialien“ und – noch einen Tick verrückter – „untragbaren Kleidern“.

Neu war es auch, dass er seine Modeschauen mit Musik unterlegte. Anstelle von Stoffen, Garn und Nadel hantierte der spanische Rebell mit Metall, Zangen und Lötkolben. Seine Kleider aus spiegelnden Metallplättchen wirkten wie eine Mischung aus Ritterrüstung und Fischhaut. Coco Chanel machte sich über die seltsamen Entwürfe des „Stahlarbeiters der Mode“, wie sie ihn nannte, lustig.

Während andere Modeschöpfer extravagante Formen aus klassischen Textilien schufen, kreiere er schlichte Kleidungsstücke aus ungewöhnlichem Material, sagte Rabanne einmal in einem Interview. „Wer sonst hätte die Pariserinnen dazu bewegen können, sich Kleider aus Metall und Plastik zu wünschen“, sagte José Manuel Albesa, der Leiter der Modesparte von Puig. Rabannes Kleider und Filmkostüme wurden unter anderem von Brigitte Bardot, Jane Fonda und der französischen Sängerin Françoise Hardy getragen. Zum Entsetzen der US-Modepresse arbeitete er bereits in den 60er-Jahren mit schwarzen Models zusammen.

Sein erstes Parfum kam bereits 1968 auf dem Markt, es trug den wenig attraktiven Namen „Kühlergrill“ (Calandre). Seitdem kamen immer neue Düfte hinzu. Der Erfolg seiner Parfum-Sparte ermöglichte es ihm, weiter aufwändige Haute-Couture-Kollektionen zu entwerfen. Vielen Franzosen wird Rabanne auch wegen seines Hangs zur Esoterik in Erinnerung bleiben. Ende der 90er-Jahre verbreitete er seine verschrobenen Ideen regelmäßig in Fernsehshows: Für das Jahr 1999 etwas sagte er die Zerstörung von Paris durch den Absturz der russischen Raumstation Mir vorher – gestand aber später ein, dass es sich um einen Rechenfehler gehandelt habe.

Vor etwa 20 Jahren kehrte Rabanne in die Bretagne zurück, wo er aufgewachsen war. „Er war beliebt im Ort. Er war ein unkomplizierter Mensch, der nicht vergessen hat, wo er herkommt“, sagte die Bürgermeisterin von Ploudalmézeau-Portsall, Marguerite Lamour, der Zeitung „Le Télégramme“. (AFP)

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