zum Hauptinhalt
Menschen auf dem Platz vor dem Petersdom.

© imago/Independent Photo Agency Int./IMAGO/RONCHINI STEFANO / ipa-agency.net

Update

Erste öffentliche Messe von Leo XIV.: Neuer Papst warnt vor dramatischen Folgen des Glaubensverlusts

Habemus Papam: Nach seiner Wahl in nur vier Wahlgängen geht es für den ersten US-Amerikaner als Pontifex noch einmal zurück in die Sixtinische Kapelle. Und bald wohl auch ans Grab des Vorgängers.

Stand:

In seiner ersten Messe als neuer Papst hat Leo XIV. vor den Folgen des Glaubensverlustes gewarnt. Dieser habe oft „dramatische Begleiterscheinungen: dass etwa der Sinn des Lebens verloren geht, die Barmherzigkeit in Vergessenheit gerät, die Würde des Menschen in den dramatischsten Formen verletzt wird, die Krise der Familie und viele andere Wunden, unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet“, sagte Robert Francis Prevost, wie der US-Amerikaner mit bürgerlichem Namen heißt.

Der Glaube werde in der heutigen Zeit als etwas „Absurdes“ angesehen, als etwas für „schwache und wenig intelligente Menschen“. Dem Glauben würden vielfach andere Dinge vorgezogen wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen, sagte Leo. Auch die Figur von Jesus Christus wird nach seinen Worten oftmals nur als „charismatischer Anführer oder Übermensch“ angesehen. Dies sei ein „faktischer Atheismus“, betonte das neue Oberhaupt der katholischen Kirche.

Vor seiner Predigt richtete sich Leo, der erste Papst aus den USA, in englischer Sprache an die Kardinäle. Sie hätten ihn dazu berufen, „das Kreuz zu tragen und gesegnet zu sein mit dieser Aufgabe“, sagte er über seine Wahl. „Und ich weiß, dass ich auf jeden Einzelnen von euch zählen kann, mit mir zu gehen, wenn wir weiterhin als Kirche, als Gemeinschaft von Freunden Jesu, als Gläubige die frohe Botschaft verkünden, das Evangelium verkünden.“

Damit feierte Papst Leo XIV. innerhalb von 24 Stunden nach seiner raschen Wahl im Konklave seine erste große Messe. Dazu kehrte das neue Oberhaupt der katholischen Kirche noch einmal in die Sixtinische Kapelle zurück.

Dort war der 69-Jährige am Donnerstag im Kreis von mehr als 130 Kardinälen zum Nachfolger des verstorbenen Papstes Franziskus bestimmt worden – am zweiten Tag des Konklaves, bereits nach vier Wahlgängen. Für den ersten Papst aus den Vereinigten Staaten gingen Glückwünsche aus aller Welt ein.

Im Unterschied zum Konklave war bei der Messe nun auch wieder die Öffentlichkeit in der Sixtinischen Kapelle zugelassen. Mit Spannung war erwartet worden, wie sich der 14. Papst Leo in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte zeigen würde. Bei seinem ersten Auftritt nach dem Habemus Papam (Wir haben einen Papst) auf dem Balkon des Petersdoms trug er – anders als sein Vorgänger – wie frühere Päpste Schulterumhang und Stola. Mehr als 100.000 Menschen jubelten ihm zu.

Bei seinem von Gesang begleiteten Einzug in die prunkvolle Kapelle im Apostolischen Palast trug Leo nun ein langes weißes Gewand und eine traditionelle Kopfbedeckung, die Mitra. Er trug dunkle Schuhe, nicht die bei vielen Päpsten üblichen roten Schuhe, auf die sein Vorgänger Franziskus aber verzichtet hatte. Die Kardinäle trugen wie der Papst weiße Gewänder mit goldenen Verzierungen.

Deutscher Kardinal „sehr glücklich“ über die Wahl

Prevost war vor seiner Ernennung zum Kardinal 2023 viele Jahre als Missionar und Bischof in Peru tätig. Er hat auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Zuletzt leitete er im Vatikan die Behörde für alle Bischöfe weltweit. Dadurch ist er international bestens vernetzt - was ihm möglicherweise half, sich gegen andere Kardinäle durchzusetzen, denen zuvor größere Chancen eingeräumt worden waren. Kurz nach 18.00 Uhr stieg aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle am Donnerstagabend weißer Rauch auf.

Papst Leo auf dem Balkon des Petersdoms.

© REUTERS/Francesco Sforza

Der deutsche Kardinal Reinhard Marx zeigte sich im ZDF-„heute journal“ am Abend „sehr glücklich“ über die Wahl. Leo XIV. sei eine Persönlichkeit, wie sie die katholische Kirche jetzt brauche. Er könne „zuhören, argumentativ sein, verstehen, was meine Probleme sind oder wo wir Fragen haben“, sagte der Erzbischof von München und Freising. Vom neuen Papst erhoffe er sich auch Verständnis für die deutsche Kirche. „Da bin ich eigentlich durch seine Art, wie ich ihn kennengelernt habe, sehr, sehr zuversichtlich.“ Marx war einer von drei deutschen Kardinälen im Konklave.

Trump spricht von „großer Ehre“

Der US-Amerikaner gilt als Mann der Mitte, der zwischen dem konservativen und dem für Reformen offenen Lager in der Kirche gut vermitteln kann. Zugleich gilt er als jemand, der auch kritische Worte an die Politik nicht scheut. Als einer der Ersten gratulierte ihm US-Präsident Donald Trump, der von einer „großen Ehre“ für die Vereinigten Staaten sprach. In deren fast 250-jähriger Geschichte kam von dort noch nie ein Pontifex. Prevost hatte den Kurs der Trump-Regierung mehrfach kritisiert.

Gläubige auf dem Platz des Petersdoms.

© REUTERS/MURAD SEZER

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wünschte dem neuen Papst „innere Stärke und Glaubenskraft“, um eine Antwort auf die sozialen Fragen der Moderne zu finden. Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb an Leo XIV.: „Durch Ihr Amt geben Sie in diesen Zeiten großer Herausforderungen Millionen von Gläubigen weltweit Hoffnung und Orientierung.“

Leo XIV. ist der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Mit Spannung wird erwartet, ob er den vorsichtigen Reformkurs des Argentiniers Franziskus fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen gibt es Forderungen, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren. In Europa verlor die katholische Kirche zuletzt erheblich an Mitgliedern, befördert durch viele Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten nimmt die Zahl der Katholiken zu.

Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.

Am Sonntag erstes Gebet vor Zehntausenden

Franziskus hatte mehr als zwölf Jahre an der Spitze der Kirche gestanden. Er starb am Ostermontag an den Folgen eines Schlaganfalls im Vatikan. Nun liegt er in der Kirche Santa Maria Maggiore begraben, seiner Lieblingskirche in Rom. Erwartet wird, dass Leo XIV. dort bald seinem Vorgänger noch einmal die Reverenz erweisen wird.

Ansonsten steht für ihn am Sonntag mit einem Gebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz ein öffentlicher Auftritt auf dem Programm. Zur Amtseinführung wird es dann vermutlich nächste Woche eine große Messe geben, zu der zahlreiche Staatsgäste erwartet werden. Die erste Reise könnte ihn noch in diesem Monat in die Türkei führen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })