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Beim Greenshowroom dominieren alternative Materialien, wie bei diesem Kleid aus recyceltem Leder.

© promo

Grüne Mode bei der Berlin Fashion Week: Fühlt sich gut an

Vegan, bio, sozial: nachhaltige Mode will alles sein. Der Greenshowroom zeigt während der Fashion Week, dass ein grünes Label vor allem der Imagepflege dient.

Keine Frage, grüne Mode passt zur Berliner Modewoche, wie Sojasprossen in einen Biosupermarkt. Deshalb lädt die Berlin Fashion Week bereits 2009 zum sogenannten Greenshowroom, einer Fachmesse für nachhaltig und ökologisch produzierte Mode im Premiumsegment, bei der aktuell 34 internationale Labels Kleidung, Schuhe und Accessoires im High-End-Bereich präsentieren. Gemeinsam mit den Partnern der Ethical Fashion Show geht es dazu in den Postbahnhof am Ostbahnhof, wo beide Messen am Mittwoch eröffnet wurden.

Im kühlen Schatten der Backsteinfassade des ehemaligen Postdienstgebäudes gibt es passend zum urbanen Flair Slow Food, Obstschnitze und Fairtrade-Kaffee, der auf Wunsch mit Milch von selbstverständlich glücklichen Weidekühen gestreckt wird. Und so hat man bereits früh am Morgen das Gefühl, die Welt ganz nebenbei schlückchenweise besser zu machen.

Veranstalter Olaf Schmidt von der Messe Frankfurt begrüßte das Fachpublikum unter freiem Himmel und lenkte bei aller Gewissenhaftigkeit den Fokus direkt auf die Mode. Die stehe beim Greenshowroom klar im Vordergrund. „Ethisches Bewusstsein und ein hoher qualitativer Anspruch schließen sich nicht aus“, sagt er. Vor allem mit Blick auf vegane Mode, die in dieser Saison einen besonderen Schwerpunkt bilde, bestehe das unbedingte Anliegen, beide Aspekte zusammenzubringen: den Verzicht auf tierische Produkte einerseits und eine gute Ökobilanz andererseits.

Nachhaltigkeit: ein rentables Marketingtool

Streift man entlang der Messestände, sieht man dann auch die obligatorischen Taschen aus recyceltem Rindsleder, handgefertigten Eco-Silberschmuck, sowie Hanf- und Leinenkreationen. Der Schweizer Neuzugang Carpasus verspricht das „perfekte Herrenhemd“ aus fair gehandelter Baumwolle, wobei die transparente Lieferkette und die offene Kommunikation herausgestellt werden. Über einen Code, der in die Hemden eingearbeitet ist, lässt sich hier über eine Webseite der gesamte Produktionsweg nachvollziehen, bis zum Profil der Schneiderin, die das Stück letztlich gefertigt hat. Das deutsche Designduo von Clara Waldburg, das auf der Messe klassisch feminine Kleider aus Mikormodal zeigt, ein Stoff, der aus Cellulosefasern besteht, betont den Zusatz „nachhaltig“ ganz klar als unternehmerische Verantwortung. Das Bioimage zieht.

Grüne Mode: ein anhaltender Trend

Als rentables Marketingtool versteht das auch Christian Adelsberger, Einkaufsleiter der österreichischen Kaufhauskette Kastner & Öhler, der beim Greenshowroom den kommerziellen Aspekt grüner Mode vorantreiben möchte. „Als Händler konzentrieren wir uns in erster Linie auf das Design“, sagt er. „Nachhaltigkeit verstehen wir als Zubrot, das die Kaufentscheidung beim Endkunden positiv beeinflusst.“ Er hege und pflege das zarte „Imagepflänzchen“ seines Hauses, indem im Sortiment die grüne Mode der konventionellen gleichwertig gegenübergestellt würde. „Es gibt allerdings noch großen Bedarf insofern, als dass die Konsumenten weiterhin auf nachhaltige Mode aufmerksam gemacht werden müssen“, sagt Adelsberger. „Deshalb müssen wir weiter provozieren.“

Olaf Schmidt sieht in der Biomode einen anhaltenden Trend, der allerdings noch einen langen Weg vor sich habe, bevor er gänzlich zum „Standard“ wird: „Wir können den Schalter nicht einfach von links nach rechts legen“, sagt er. Das klappe selbst bei ihm noch nicht zu 100 Prozent: Tatsächlich bio seien an seinem Outfit an diesem Tag nur Unterwäsche und Socken. Aber das fühle sich schon mal sehr gut an.

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