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Auch der Designer Raf Simons, der für seine eigene Marke und für Prada entwirft, nutzt den Smiley.

© Raf Simons

Der Smiley wird fünfzig: Keep Smiling

Vor 50 Jahren ließ Franklin Loufrani den Smiley als Markenzeichen eintragen. Sein Sohn hat ein Geschäft draus gemacht, bei dem auch Modemarken mitmischen

Ein Leben ohne Smiley ist heute fast undenkbar. Der Smiley ist der einfachste Verstärker unserer Gefühle in der digitalen Welt geworden. Wie konnten wir je ohne kommunizieren! Eine Nachricht, die nicht mit einem Gesicht garniert ist, versteht man vielleicht gar nicht. Eindeutig wird sie erst mit dem richtigen Gesichtsausdruck. In einer Welt, in der uns jeden Tag Bilder fluten, ist der kurze Blick auf ein Symbol zu einer Entlastung durch Vermeidung von unerwünschter Zweideutigkeit geworden.
Das passt zu einer Zeit, in der Eindeutigkeit gefordert ist – Gewinnen oder Verlieren, Krieg oder Frieden. Der Smiley ist auf jeden Fall ein Gewinner. Und der Franzose Nicolas Loufrani macht fette Geschäfte mit dem Lächeln. Sein Vater Franklin ließ das lächelnde Gesicht 1972 als Markenzeichen schützen.

Im Video-Interview wirkt Loufrani ein wenig übermüdet. Am Abend zuvor war er auf einer Wohltätigkeitsgala in London. Kurz davor war der Weltglückstag, was für ihn vor allem Organisationsstress bedeutete. Überall auf der Welt gab es Aktionen, in Berlin waren die Oberbaumbrücke und der Fernsehturm mit einem Smiley in ukrainischen Farben angestrahlt. Die Begründung, warum der Smiley so populär ist, kommt sehr schnörkellos und prompt: „Weil dahinter ein Unternehmen steht, das eine Menge dafür tut“, sagt Loufrani trocken.

Vater Franklin Loufrani und sein Sohn Nicolas.
Vater Franklin Loufrani und sein Sohn Nicolas.

© Florence Moncenis

Dabei war der Anfang nur das Nebenprodukt einer guten Nachricht. Alles begann, weil sein Vater, ein Journalist, eine Kolumne bei der Zeitung „France-Soir“ einführte, in der es nur um gute Nachrichten gehen sollte. Auch vor 50 Jahren war das in der Nachrichtenflut eine Seltenheit. Zur Kennzeichnung nutzte er ein ganz einfaches Symbol, einen Kreis mit zwei Punkten als Augen und einem an den Seiten nach oben gebogenem Strich als lächelnden Mund.

Inzwischen hat der gelbe Kreis mit Lachmund und großen Augen die gute Nachricht ersetzt oder besser: Er ist dazu geworden. Dabei hatte er mal etwas fast Subversives, als er für durchtanzte Nächte der Acid-House-Anhänger mithilfe von Ecstasy-Pillen stand, auf die mit einem Smiley verziert waren. In den späten achtziger Jahren war Acid-House ein Untergrund-Phänomen aus Detroit. Dass in der Szene der Smiley als Symbol benutzt wurde, machte ihn für ein paar Jahre sehr cool. Deshalb war er aber auch Mitte der neunziger Jahre so gut wie tot.

Aber Nicolas Loufrani war fest entschlossen, aus seiner kleinen Marke ein globales Unternehmen zu machen. Als sein Vater das Symbol im Jahr 1972 schützen ließ, hatte es keinen einheitlichen Namen, überall hieß der Smiley anders. „Erst als ich 1997 die Emojis entwarf, überlegten wir uns den Namen Smiley“, sagt Loufrani. Viele andere Firmen nutzten diesen Namen für völlig andere Zwecke. In Deutschland gehörte „Smiley“ der Billigkette „Woolworth“, es war eine Eigenmarke für Babykleidung. In den USA gab es eine Skimodemarke, die nach einem ehemaligen Olympiasieger Smiley benannt war. Also mussten sie all die eingetragen Markenzeichen zurückkaufen.

Eine Jacke im Military-Stil sieht mit einem Smiley gleich friedlicher aus.
Eine Jacke im Military-Stil sieht mit einem Smiley gleich friedlicher aus.

© Joshua Sanders

Stunde um Stunde stand Nicolas Loufrani vor dem Spiegel. Er probierte Gesichtsausdrücke aus, kaufte Bücher über Gefühle, notierte verschiedenste Begriffe zu Gefühlen, entwarf schließlich hunderte Smileys und ließ sie patentieren. Auch wenn seine Emoijs heute nicht mehr digital genutzt werden – andere waren mit ihren Lizenzen schneller – er ist überzeugt, dass seine Entwürfe die Grundlage für die heute genutzten Icons sind.

Aber sein Ziel war Anfang der 2000er Jahre auch ein anderes. Er wollte den Smiley in der Mode als Lizenz-Produkt positionieren. „Ich hatte den Smiley erneuert, er war wieder als Merchandiseprodukt interessant, aber vor allem für Telefonfirmen und Supermarktketten.“ Loufrani, der aus der Luxusindustrie kam, war frustriert: „Niemand in der Mode war daran interessiert, mit uns zusammen zu arbeiten.“

Also machte er 2006 Smiley selbst zu einer Modemarke. „Ich habe damals eine Kaschmirkollektion entwickelt und sie auf der Bread & Butter in Barcelona ausgestellt“ – für ihn die wichtigste Modemesse der Welt. „Damit war es plötzlich möglich, mit Designern zusammenzuarbeiten.“ Einer der ersten war Jean Charles de Castelbajac. Er zeigte eine komplette Modenschau mit mehr als 30 Smiley-Produkten in Paris.

Die Baskenmütze von Laulhere hat die perfekte Voraussetzung für einen Smiley.
Die Baskenmütze von Laulhere hat die perfekte Voraussetzung für einen Smiley.

© Laulhere

Nach 15 Jahren arbeiten jetzt viele Marken mit dem Smiley-Unternehmer zusammen, auch große Ketten wie Zara und H&M. Im vergangenen Jahr machte Loufranis Firma mit Mode mehr als 100 Millionen Euro Umsatz. Damit das nicht abebbt, gibt es immer neue Kooperationen und jetzt zum 50. Geburtstag eine Jubiläumskollektion mit 50 Modemarken: Dabei sind gestreifte T-Shirts von der französischen Marke Saint James, bunte Sweatshirts von Armani und verspielte Strickjacken von Philosophy. Bei Raf Simons sieht der Smiley mit seinem Kettensägengrinsen allerdings eher nach Punk als nach Vermarktung aus.

Und weil es Nicolas Loufrani nicht mehr reicht, andere zum Lächeln zu bringen, hat er sich jetzt das ursprüngliche Konzept seines Vaters noch einmal vorgenommen und für sein Unternehmen weiterentwickelt. „Für mich sind gute Nachrichten, wenn Menschen Gutes tun.“ Darüber berichtet er jetzt auf Twitter – und benutzt dafür eine Menge Smileys.

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