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Die Geschichte des Alten Krugs Dahlem reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Heute wird in dem Gasthaus modern-rustikale deutsche Küche geboten.

© promo/Alter Krug Dahlem

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Landromantik im Alten Krug Dahlem

Schön, dass es das Traditionslokal mit Biergarten noch gibt. Das Essen ist ordentlich – aber eine Spur mehr Mut täte der Küche gut.

Man sitzt auch im Winter sehr schön in dem denkmalgeschützten Gebäude, in dem seit mehr als 150 Jahren durstige Ausflügler mit Kaltgetränken bewirtet werden. Aber natürlich geht nichts über einen lauen Sommerabend in dem weitläufigen Biergarten. Diese Oase mit dörflich ruhigem Ambiente hat zwar nie zu ihrer alten Rosenheckennischenromantik zurückgefunden, ist aber doch so geschickt gestaltet, dass anderswo üblicher Sommerrummel oder gar Oktoberfestlärm keine Chance haben. Der Entspannungsfaktor lohnt die Anfahrt, die U-Bahn hält gleich nebenan.

Der Service ist flott und aufmerksam. Die hohe Studentendichte in dieser Gegend mag dazu einen Beitrag leisten, es sind aber auch genug professionelle Kräfte unterwegs. Dazu zählte wohl auch die Kellnerin, der wir unseren Wunsch nach zwei Extratellern unterbreiteten. Den Salat mit Hausdressing, Schafskäse und Avocado wollten wir uns gern unkompliziert teilen. „Das kostet aber Tellergeld“, sagte sie mit strenger Miene. Die wich einem aufmunternden Lächeln, als wir anhoben, auch noch Hauptgerichte zu bestellen. Am Ende ging es bei diesem Umsatz auch ohne Zusatzgebühr fürs Spülen ab.

Dörfliche Behaglichkeit wenige Schritte vom U-Bahnhof entfernt

In Nullkommanix standen zwei von der Kälte beschlagene Gläser mit Prosecco (6 Euro) auf dem Tisch und zeitgleich dazu kamen auch eine große Flasche Mineralwasser (7 Euro) und ein Korb mit knusprig frischem Baguette. Der Salat ließ dann nicht allzu lange auf sich warten. Den Rote-Bete-Anteil fand ich deutlich zu hoch, Avocado-Stücke und Schafskäsebrocken hätten dagegen ruhig etwas großzügiger dosiert werden können. Die Kombination von Rucola und grünen Bohnen immerhin war ganz interessant, das weiße Hausdressing, eine Art French Dressing, hätte geschmacklich aussagekräftiger sein können. Schon klar, dass man nicht das gesamte Drinnen-Angebot auf einem so weitläufigen Areal servieren kann. Aber eine kleine Vorspeisen-Auswahl, wie die aus dem Weckglas, würde schon gut hierher passen. Gerade im Biergarten möchte man ja manchmal auch einfach nur naschen (16,50 Euro).

Die beiden Hauptgerichte immerhin erreichten jenen Qualitätsstandard, der gewährleistet sein sollte, wenn die Karte klein ist. Dünne Roastbeef-Scheiben hatten den appetitlichsten Rosa-Ton, waren zart und gut gewürzt. Die Remouladensauce dazu hätte etwas reichlicher sein dürfen und auch offensiver gewürzt. Ganz vorbildlich kross waren dagegen die Bratkartoffeln. Die kann man kaum besser hinkriegen (18,50 Euro). Am besten gefiel mir das vegetarische Gericht. Knackiges Gemüse, Paprika, Karotten, Zucchini etc. in einer guten und etwas mutiger gewürzten Tomaten-Curry-Kokosmilchsauce. Dazu gab es ein Küchlein Basmatireis: nichts daran auszusetzen (15,50 Euro).

Solide Auswahl an offenen Weinen

Bei den Desserts ist die Auswahl auf zwei nicht allzu originelle Klassiker beschränkt. Dass das Vanilleeis selbst zubereitet war, möchte ich bezweifeln. Immerhin gab es reichlich frische Erdbeeren dazu, außerdem Schlagsahne und eine Gebäckstange. Die Auswahl an offenen Weinen ist solide. Am besten gefiel mir der Riesling „Tag für Tag“, aber auch der Rosé, ein Portugieser Weißherbst, ist sehr achtbar, schon weil seine Sonnenuntergangsfarbe zu einem Sommerabend gut passt (beide Weine je 0,2 Liter 5,50 Euro).

Nach schwierigen Jahren hat der letzte Besitzerwechsel das Lokal ein gutes Stück vorangebracht. Manche Rezepturen ließen sich aber noch modernisieren und verbessern. Schließlich schläft die Konkurrenz nicht. Man könnte hier vor der nächsten Saison gern auch mal über ein neuartiges Biergarten-Angebot nachdenken: Körbchen-Essen wie in britischen Pubs zum Beispiel oder Grillbratwurst mit zwei oder drei raffinierten Saucen.

Alter Krug Dahlem, Königin Luise-Str. 52, Zehlendorf, Tel. 83 27 00 0, täglich ab 10 Uhr, warme Küche bis 23 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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