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Paris: Kerzen, Blumen und Botschaften stehen am Fuße eines Hauses,  nachdem eine 12-jährigen Schülerin tot in einem Koffer aufgefunden wurde.

© dpa / Foto: Julien De Rosa/AFP/dpa

Update

Mädchenleiche in Paris: Hauptverdächtige in Untersuchungshaft

Am Freitag wurde eine tote Zwölfjährige in einem Koffer gefunden. Eine 24 Jahre alte Frau und ein 43 Jahre alter Mann sind nun in Untersuchungshaft.

Stand:

Drei Tage nach der Entdeckung einer Mädchenleiche in Paris befindet sich die mutmaßliche Täterin in Untersuchungshaft. Die 24-Jährige habe in ihren Aussagen die Tat abwechselnd gestanden und bestritten, teilte die Staatsanwaltschaft am Montagabend mit.

Aus den Aussagen der 24-Jährigen gehe hervor, dass sie die zwölfjährige Lola in die Wohnung ihrer Schwester gebracht habe, die sich im selben Wohnhaus befindet, in dem Lolas Eltern als Hausmeister arbeiten.

Dort habe sie das Mädchen gezwungen, zu duschen, dann habe sie sich an ihr sexuell vergangen und ihr schwere Gewalt zugefügt, die zum Tod geführt habe, teilte die Staatsanwaltschaft am Montagabend mit. Die Leiche habe sie in einer Kiste versteckt.

Die Autopsie ergab, dass das Mädchen erstickt sei. Es habe zahlreiche Wunden im Gesicht, am Rücken und am Hals gehabt, die aber nicht den Tod verursacht hätten. Im Intimbereich seien keine Verletzungen festgestellt worden. Auf den Fußsohlen seien in Rot die Zahlen 0 und 1 geschrieben gewesen.

Ein 43-Jähriger habe ausgesagt, dass er die junge Frau samt der Kiste und zwei weiteren kleineren Koffern zu sich nach Hause in einen Pariser Vorort gebracht habe. Etwa zwei Stunden später habe er ihr ein Taxi besorgt, und sie sei mit der Kiste und den beiden Koffern nach Paris zurückgefahren.

Die Hauptverdächtige ist psychisch labil

Drei Untersuchungsrichter ermitteln nun wegen Totschlags, Vergewaltigung und Folter einer Minderjährigen unter 15 Jahren sowie wegen Verschwindenlassens einer Leiche. Auch gegen den 43-Jährigen wird wegen Verschwindenlassens einer Leiche ermittelt, er befindet sich unter Auflagen auf freiem Fuß.

Das Motiv der Täterin ist bislang nicht bekannt. Sie habe einen Streit mit den Eltern des Mädchens um einen elektronischen Türöffner erwähnt, der ihr Zugang zu dem Haus ermöglichen sollte, in dem ihre Schwester wohnt. Ihre Aussagen seien allerdings „schwankend“ gewesen, betonte die Staatsanwaltschaft.

Die Frau war der Polizei nach Informationen aus Ermittlerkreisen als Opfer eines gewalttätigen Partners bekannt gewesen. Sie stammte demnach aus Algerien und war 2016 mit einem Studentenvisum legal nach Frankreich gekommen. Sie gilt als psychisch labil.

Im vergangenen August sei sie auf einem Pariser Flughafen ohne Papiere aufgegriffen worden und habe einen Bescheid über die Ausreisepflicht erhalten.

Menschen zündeten Kürzen für Lola an

Mehrere rechtspopulistische Politiker nutzten dies, um der Regierung ihren Umgang mit Einwanderern vorzuwerfen. Innenminister Gérald Darmanin sprach seinerseits von einer „Schamlosigkeit von Menschen, die diese Geschichte zu Wahlkampfzwecken nutzen“.

Der Anwalt der mutmaßlichen Täterin drückten der Familie des zwölfjährigen Opfers sein Mitgefühl aus. Er bat gleichzeitig die Medien, keine „Gerüchte“ zu verbreiten und das Prinzip der Unschuldsvermutung gelten zu lassen.

Die 24-Jährige war am Samstagmorgen in einem Pariser Vorort festgenommen worden. Sie war auf Bildern einer Überwachungskamera in Lolas Wohnhaus zu sehen gewesen, wie sie mühsam einen Koffer wegträgt, der später wenige Straßen weiter mit der Leiche des Mädchens gefunden wurde.

Ein Obdachloser hatte die mit Tüchern bedeckte Leiche des Mädchens am Freitagabend in einer Plastikbox im Hof des Wohnhauses ihrer Familie gefunden. Laut der Autopsie erstickte das Mädchen. Sie hatte zudem große Wunden am Hals.

Die Polizei hatte zunächst sechs Menschen in Gewahrsam genommen, vier von ihnen wurden später freigelassen. Die Eltern der Zwölfjährigen hatten das Verschwinden ihrer Tochter und die Anwesenheit jungen Frau in ihrem Haus der Polizei gemeldet. Vor dem zehnstöckigen Wohnhaus im 19. Pariser Arrondissement zündeten Menschen Kerzen an und legten Blumen und Karten nieder.

Eine Mutter aus der Nachbarschaft sagte, sie habe Angst, ihre Kinder in dem Viertel alleine auf die Straße zu lassen. Andere Eltern wollen ihre Kinder nicht mehr allein in die Schule gehen lassen. Für die Schülerinnen und Schüler der Schule des Mädchens wurde eine psychologische Betreuung eingerichtet. (dpa/AFP)

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