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Studie zu Kurzvideos auf Social Media: Tiktok und Instagram sind für junge Menschen die wichtigste Politik-Quelle
Längst beeinflussen Social-Media-Kanäle den politischen Diskurs – das trifft insbesondere auf unter 30-Jährige zu. Eine Studie offenbart noch weitere spannende Details zu Nutzerbedürfnissen.
Stand:
Die Social-Media-Plattformen Instagram und Tiktok sind für junge Menschen die wichtigsten Vermittler politischer Inhalte. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung und des Progressiven Zentrums hervor. Forscher kombinierten dazu eine repräsentative Online-Befragung mit der Analyse von 31.000 Kurzvideos politischer Akteure und Influencer.
Ein Ergebnis: Social Media ist der Raum, in dem junge Menschen die meisten politische Informationen aufnehmen, noch vor Familie, Schule, Freunden, Zeitung oder Fernsehen.
Instagram wird den Forschenden zufolge von 81 Prozent der Befragten täglich oder mehrmals täglich genutzt, Tiktok von 61 Prozent. 38 Prozent der Befragten folgen demnach Parteien oder Politikern, 60 Prozent folgen politischen Influencern.
Die Hälfte der jungen Nutzer gibt an, politische Inhalte häufig über den von Algorithmen vorsortierten Feed zu sehen. Jedes dritte Tiktok-Video oder Instagram-Reel drehte sich um das Handeln der Regierung oder anderer politischer Institutionen oder widmete sich den damals anstehenden Bundestagswahlen.
Die Wissenschaftler stellten auch fest: Fast 70 Prozent der Beiträge bestehen aus Selbstdarstellung, 35 Prozent enthalten Angriffe auf politische Gegner.
Während bei Instagram die Selbstdarstellung und das Eigenlob noch um 20 Prozentpunkte häufiger sind als auf Tiktok, wird dort um 15 Prozentpunkte häufiger zur Attacke geblasen.
Angriff bringt Reichweite
Die Parteien mit der größten Beißhemmung sind dabei SPD und Volt. Bei ihnen bestehen fast 90 Prozent der Kurzvideos aus Selbstdarstellung. Die AfD nimmt dort den letzten Platz ein.
Bei den Angriffen ist es umgekehrt. Dort rangiert die AfD mit 73 Prozent auf dem ersten Platz, gefolgt von BSW (60 Prozent) und der Linken (48 Prozent).
Auf den letzten Plätzen rangieren SPD und Volt. Das kostet sie deutlich Reichweite, denn angriffslustige Videoclips werden im Schnitt rund 40 Prozent häufiger gesehen. Selbstdarstellung verringert dagegen die Reichweite.
Die Befragung zeigt aber auch, dass die jungen Menschen die verbalen Angriffe in populistischen und extremen Videos durchaus kritisch sehen. Die erhitzten Diskussionen, die sich daraus in den Kommentarspalten ergeben, würden aber wiederum dafür sorgen, dass der Algorithmus sie bevorzugt.
Nur wenige Politiker filmen sich selbst
Neben der Art der Präsentation spielt auch das Thema bei der Reichweite eine große Rolle. Im Befragungszeitraum Juni bis Dezember 2024 war es die Migration, die besonders Zuschauer lockte. Reichweiten-Killer waren Sozialpolitik, Umwelt und Bildung.
Während Politik-Influencer fast die Hälfte ihrer Videos im Selfie-Modus aufnehmen und dies bei den Nutzern auch gut ankommt, lassen sich die Politiker in aller Regel filmen. Nur 13 Prozent von ihnen setzt auf Selfie-Videos.
„Ehrliche Botschaften“ hoch im Kurs
Bei Infografiken äußerten sich die Befragten widersprüchlich. Obwohl sich die Hälfte von ihnen mehr Zahlen und Statistik wünschte, erzielen Videos mit Infografiken eine geringere Reichweite. Am häufigsten wurden Infografiken von den Grünen, der Linken und Volt eingesetzt, am seltensten von CDU und FDP.
Junge Menschen wünschen sich technisch einwandfreie Videos ohne Störungen und Mängel, also professionelle Kameraführung und gut verständlichen Ton. Besonders wichtig ist ihnen auch einfache und klare Sprache und „ehrliche Botschaften“. Gemeint ist damit: Authentizität.
Ein Nebenbefund: Ein Reichweiten-Killer sind politische Videos, in denen getanzt wird. Die machen allerdings auch nur zwei Prozent des Angebots aus. Weiterer Nebenbefund: Bei Videos der Parteien mit Jugendbezug ist die AfD Schlusslicht. (dpa, AFP)
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