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Pager der taiwanesischen Firma Gold Apollo.

© REUTERS/Ann Wang

Hisbollah nutzt Funkempfänger in großem Stil: Pager – aus der Mode gekommen, aber mit einem entscheidenden Vorteil

Im Libanon explodierten zeitgleich Tausende sogenannte Pager. Doch worum handelt es sich dabei? Ein kurzer Blick in die Funktionsweise und Geschichte der kleinen Geräte.

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Als Folge der gleichzeitigen Explosion Hunderter sogenannter Pager sind am Dienstag im Libanon rund 2750 Menschen verletzt worden, mindestens neun Menschen starben. Doch wie genau funktionieren diese kleinen Geräte?

Bei Pagern handelt es sich um Funkempfänger, die vielen heute am ehesten aus US-Arzt-Serien wie „Emergency Room“ und „Grey’s Anatomy“ bekannt sein könnten.

Die kleinen Geräte waren so etwas wie ein Vorläufer des Handys. Die Grundidee: Wenn man mit jemandem sprechen will, pingt man den Pager der Person an. Diese sieht die Telefonnummer - oder eine kurze Nachricht - und kann zurückrufen oder entsprechend der Nachricht handeln.

Das erste Pager-System wurde 1949 vom US-amerikanischen Elektroingenieur Alfred Gross erfunden und fortan von Medizinern in der US-Metropole New York verwendet.

Weltweit wurden Pager vor allem seit den 80er Jahren breit eingesetzt, unter anderem bei Rettungsdiensten. Die permanente Erreichbarkeit dank der allgegenwärtigen Smartphones machte sie jedoch weitgehend überflüssig – auch wenn es inzwischen Modelle gibt, auf denen man eine Nachricht zurückschicken kann.

In Deutschland nutzt etwa die Feuerwehr sie aber teils weiterhin. Auch in kommunalen Unternehmen wie Winterdiensten oder aber in sicherheitsrelevanten Bereichen wie Krankenhäusern und Serverräumen kommen Pager immer noch zum Einsatz. International werden sie auch in Kernkraftwerken verwendet.

Pager verraten nicht den Standort

Dass eine Miliz wie die Hisbollah in großem Stil Pager verwendet, hat wohl einen einfachen Grund: Anders als bei Handys oder Smartphones kann ihr Aufenthaltsort nicht ermittelt werden. Denn ein gewöhnlicher Pager ist nur ein Empfänger, der eine eigene Funkfrequenz nutzt und nicht in ein Netz eingeloggt ist. Somit kann die Kommunikation nicht zurückverfolgt, abgehört oder blockiert werden.

Alle Pager in einem Gebiet gleichzeitig zu aktivieren, ist unterdessen kein Problem. Bei dem aktuellen Vorfall im Libanon detonierten Tausende Pager zeitgleich, Medienberichten zufolge sollen die Geräte von israelischen Agenten mit Sprengstoff präpariert worden sein.

Bei den dabei verwendeten Pagern soll es sich um Fabrikate der taiwanesischen Firma Gold Apollo, handeln. Das Unternehmen erklärte jedoch bereits, dass die Geräte lediglich das Logo der Firma trugen und von der in Ungarn ansässigen Partnerfirma BAC entworfen und gefertigt worden seien. Gold Apollo wurde 1995 gegründet und ist auf kabellose Funksysteme spezialisiert. (dpa, AFP, cst)

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