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Szene aus "Puddle".

© Neko Entertainment

Neue Games: Alles im Flow

Kaffee, Öl und Nitroglyzerin: Wer im Geschicklichkeitsspiel "Puddle" bestehen will, muss Flüssigkeiten durch gefährliche Labyrinthe lotsen. Außerdem im Test: das minimalistische Rätselabenteuer "Thomas was alone" und die iOS-Version von "San Juan".

Stand:

Puddle (PS Vita, PS3, Xbox 360)

Zäh fließt die bernsteinfarbene Flüssigkeit den Ast entlang. Bloß nichts verschütten, denkt man noch, doch da ist es bereits geschehen: Die ersten Tropfen stürzen gen Waldboden und landen auf einem feuerroten Sonnentaugewächs, wo sie sich zischend auflösen. Schnell ein paar Tipper auf das rückseitige Konsolen-Touchpad, und schon neigt sich das Level sanft nach links - die verbliebene Flüssigkeit balanciert nun auf dem Ast. Langsam frisst sich das Giftgebräu in das morsche Holz hinein, ein Knirschen und Knacken ist zu hören, dann bricht der Ast und die Bernsteinsuppe fällt - haarscharf vorbei an dem tödlichen Sonnentau. Ein Hindernis weniger!

"Puddle" (deutsch: "Pfütze") ist ein Spiel mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten und chemischen Reaktionen. Ziel ist, eine bestimmte Mindestmenge einer Flüssigkeit durch einen Hindernisparcours zu befördern, indem man die gesamte Spielwelt nach links oder rechts neigt. Das erinnert ein bisschen an das gute alte Holzspielzeug, bei dem man eine Metallkugel durch ein kippbares Labyrinth bugsiert. "Puddle" - gerade für PS Vita erschienen, seit Januar für PS3 und Xbox 360 - ist jedoch ungleich komplexer. Im Laufe des Spiels kommen viele verschiedene Flüssigkeiten mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften zum Einsatz - sei es nun Kaffee, Öl, Quecksilber oder Nitroglyzerin.

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Die Herausforderung besteht darin, diese Materialeigenschaften zu kennen und zu nutzen: Unkrautvernichter beispielsweise bahnt sich einen Weg durchs Gestrüpp, während Düngemittel Pflanzen sprießen lässt, die fortan als Transportmittel dienen. Nitroglyzerin explodiert, wenn es aus großen Höhen herabstürzt, während Öl in der Nähe von Hitzequellen zu brennen beginnt. Flüssiges Quecksilber wiederum benötigt die Hitzezufuhr dringend, um nicht zu erstarren. Ein Messbecher-Symbol am linken Bildrand zeigt an, wieviel Flüssigkeit bereits auf der Strecke geblieben ist - und wieviel davon benötigt wird, um das Level erfolgreich zu absolvieren. Fast immer muss man einen Teil der Flüssigkeit opfern, damit der Rest ins Ziel gelangen kann - der Klassiker "Lemmings" lässt grüßen.

Die insgesamt 49 Level sind sehr abwechslungsreich gestaltet. Ob nun Fabrik, Labor, Dschungeldickicht oder menschlicher Organismus: Überall lauern Gefahren, die sich oft erst bei mehrmaligem Durchspielen bewältigen lassen. Die Schwierigkeitskurve von "Puddle" schlägt immer mal wieder stark nach oben aus: Da hilft dann nur noch Trial & Error - und eine gehörige Portion Frustresistenz. Dass "Puddle" in den Leveln auf Zwischenspeicherpunkte verzichtet, ist lästig - wer gegen Ende eines Durchlaufs scheitert, muss wieder ganz von vorne anfangen. Was fehlt, ist auch eine Zoomfunktion: Die Kamera hängt immer etwas zu nahe über dem Spielgeschehen, so dass man bevorstehende Hindernisse nur schwer erahnen und die gesamte "Flüssigkeitskarawane" nur schwer im Blick behalten kann. Steuern lässt sich "Puddle" wahlweise über das rückwärtige Touchpad, die Analogsticks, das Steuerkreuz oder den Bewegungssensor der Vita. Wer die Solo-Kampagne gemeistert hat, kann auch online antreten - und dort mit anderen Spielern um die schnellsten Zeiten wetteifern.

Szene aus "Puddle".

© Neko Entertainment

Atmosphärisch macht "Puddle" eine Menge her: Die Flüssigkeiten sind beeindruckend animiert und verhalten sich physikalisch weitestgehend korrekt. Das Spiel sieht mit seinen leuchtenden Farben und dunklen Scherenschnittkulissen einfach fantastisch aus; Gluckergeräusche und Elektro-Soundtrack passen ebenfalls hervorragend. Schade, dass man Level nicht auch selbst gestalten kann - über einen Editor wie etwa "LittleBigPlanet" verfügt "Puddle" nicht.

"Puddle" für Playstation Vita. Preis: 7 Euro. Spieldauer: 4-5 Stunden. Keine Altersbeschränkung. Für Playstation 3 und Xbox 360 ist das Download-Spiel bereits im Januar erschienen.

"Thomas was alone" (PC, Mac)

Können Rechtecke einen Charakter haben? Wer "Thomas was alone" gespielt hat, wird diese Frage ohne zu zögern mit "Ja" beantworten. Gamedesigner Mike Bithell gelingt mit seinem minimalistischen Jump'n'Run etwas, das manch millionenschwerer Spieleblockbuster nicht fertig bringt: Er gibt den Figuren eigenständige Persönlichkeiten, verleiht ihnen Gedanken und Gefühle. Bithell erreicht, dass wir uns für seine Figuren interessieren - auch wenn sie aussehen wie Tetris-Klötze.

Der namensgebende Thomas ist ein Stück Software, das bei der Löschung eines Forschungscomputers übrig blieb. Thomas erwacht, entwickelt Künstliche Intelligenz und erkennt seine missliche Lage: Er ist allein in einer fremdartigen, mit Hindernissen gespickten Welt. Als kleines rotes Rechteck kann sich Thomas nur mit mickrigen Hüpfern vorwärts bewegen, deshalb fällt ihm das Fortkommen sehr schwer. Bald bemerkt er, dass es außer ihm doch noch andere Programme in dieser feindlichen Umgebung gibt: Erst trifft er ein weißes Quadrat, später stößt auch noch ein langes gelbes Rechteck hinzu, und so wird die Gruppe der Reisenden immer größer. Jede der Figuren hat eine andere Eigenschaft: Die eine kann hoch springen, die andere passt durch enge Spalten, die dritte schwimmt auf der Wasseroberfläche. Nur wenn alle zusammenarbeiten, werden sie einen Weg aus dem Software-Labyrinth finden.

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Per Tastatur schaltet der Spieler zwischen den einzelnen Figuren hin und her. Ziel ist, den Ausgang am Ende jedes Levels zu erreichen. Doch auf dem Weg dorthin liegen zahlreiche Hindernisse, die nur mit vereinter Kraft überwunden werden können. Mal springt das gelbe Rechteck über einen gähnenden Abgrund, um auf der gegenüberliegenden Seite eine Transportplattform zu aktivieren; ein anderes Mal formen die Gefährten aus ihren Körpern Treppen, um einen höher gelegenen Punkt zu erreichen.

Die meisten Aufgaben sind nicht sonderlich schwierig zu lösen. Das eigentlich Faszinierende an "Thomas was alone" ist die Gruppendynamik, die sich im Laufe des Spiels zwischen den Rechtecken entfaltet. So unterschiedlich wie ihre Fertigkeiten sind nämlich auch ihre Charaktere: Hilfsbereit, niederträchtig, eitel oder komplexbeladen. Jedes neue Level beginnt mit dem inneren Monolog einer Spielfigur, gesprochen von einer einzelnen Synchronstimme (Danny Wallace) - daraus entspinnt sich eine spannende Geschichte um Freundschaft, Konflikt und Loyalität. "Thomas was alone" ist also viel mehr als nur ein Rätsel- und Geschicklichkeitsspiel - es lässt uns über uns selbst nachdenken.

"Thomas was alone" für PC und Mac. Spieldauer: 3-4 Stunden. Preis: 8 Euro. Nur auf Englisch. Keine Altersbeschränkung.

San Juan (iOS)

Digitale Fassungen von Gesellschaftsspielen gibt es mittlerweile einige. Auf Tablets wie dem iPad kommen Klassiker wie "Risiko", "Monopoly" oder "Die Sieder von Catan" besonders gut zur Geltung: Zum einen lassen sie sich am Tisch mit Freunden spielen, zum anderen bieten sie häufig Komfortfunktionen wie das Zwischenspeichern der Spielstände oder die automatische Berechnung von Ergebnissen. Ein dritter Vorteil der Digitalfassungen ist, dass sie sehr viel günstiger sind als die Originalspiele - nur selten kosten sie mehr als 6-7 Euro.

Das Spiel "San Juan" als Klassiker zu bezeichnen, dafür ist es noch etwas zu früh. Gleichwohl erfreut sich der 2004 erschienene Kartenspiel-Ableger des Strategietitels "Puerto Rico" in Deutschland großer Beliebtheit. Die Firma Ravensburger hat "San Juan" nun als Universal-App für das Betriebssystem iOs veröffentlicht: Das Spiel läuft auf iPhone, iPad und iPod Touch. Wie schon im Original ist das Ziel, die wirtschaftliche Macht in der puertoricanischen Hauptstadt zu übernehmen. Zu Beginn jeder Runde entscheidet der eröffnende Spieler, ob er als Baumeister, Aufseher, Händler, Ratseher oder Goldsucher agieren möchte. In dieser Rolle hat er dann Privilegien gegenüber den ein bis drei Mitspielern, die es geschickt zu nutzen gilt. Die Hauptkarten des Spiels können als Waren, Zahlungsmittel oder Gebäude eingesetzt werden. Wer zuerst 12 Gebäude errichtet hat, der gewinnt.

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Vorkenntnisse sind für die iOS-Version von "San Juan" nicht notwendig: Das Regelwerk wird in einem interaktiven Tutorial erklärt. Allerdings ist die Menge an Informationen so groß, dass es doch einiger Übung bedarf, um Routine zu entwickeln. Atmosphärisch ist "San Juan" recht nüchtern gehalten: Animationen sucht man vergebens, auch der Gitarren-Soundtrack hält sich dezent im Hintergrund. Auf dem iPad macht "San Juan" deutlich mehr Spaß als auf dem kleinen iPhone-Bildschirm - besonders dann, wenn man zu mehreren am Tisch oder auf der Couch sitzt. Einzelspieler können für ihre Computergegner drei Schwierigkeitsgrade auswählen, wobei nur der höchste wirklich fordert. Online-Mitspieler findet man über die Gamecenter-App. Fazit: Das digitale "San Juan" ist solide umgesetzt und spielerisch ähnlich packend wie das nichtdigitale Original.

"San Juan" für iPhone, iPad und iPod Touch. Preis: 6 Euro. Keine Altersbeschränkung.

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