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Keine Sondersendungen zur Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen. Der WDR steht unter massiver Kritik.

© Oliver Berg/dpa

„Unterlassene Hilfeleistung“ und „an den falschen Stellen gespart“: Scharfe Kritik an WDR-Berichterstattung

Kritiker werfen dem WDR „unterlassene Hilfeleistung“ vor, weil der Sender sein Nachtprogramm nicht unterbrochen hatte. Der WDR verteidigt sich nun.

Am Donnerstagmorgen mussten beim Informations- und Dokumentationskanal Phoenix einige Sendungen ausfallen. Wegen der Unwetterkatastrophe, die unter anderem Nordrhein-Westfalen besonders stark getroffen hat, gelangten einige „senderelevante Kolleg:innen“ am Morgen nicht in die Sendung. Zudem fielen Übertragungsleitungen und damit auch die Frühsendung aus. Phoenix musste hoffen, am Nachmittag wieder voll sendefähig zu sein.

Eine solche generelle Entschuldigung hatte der WDR nicht, auch wenn sein Wuppertaler Studio ebenfalls in der Arbeit eingeschränkt war. Was die Kritiker dem größten Regionalsender der ARD vorwarfen, ging weiter.

Obwohl sich eine der schwersten Unwetter-Katastrophen seit 2014 ereignete, die Wupper- und Bever-Talsperre überliefen, in Düsseldorf ein Stadtteil evakuiert wurde, hatte der WDR im Nachtprogramm des Fernsehens so weitergemacht, als sei nichts geschehen. Auf den Radiowellen liefen halbstündlich monothematische Sonderausgaben der Nachrichten. Für Donnerstag wurden „Sondersendungen im Radio und Fernsehen zu Auswirkungen des Unwetters in NRW“ angekündigt.

Die Kritik in den Sozialen Medien fiel entsprechend aus. Der Branchendienst DWDL.de sprach sogar von „unterlassener Hilfeleistung“. Chefredakteur Thomas Lückerath schrieb: „Wenn der finanziell großzügig ausgestattete öffentlich-rechtliche Rundfunk wie hier im Falle des WDR es in akuten Krisensituationen nicht schafft, ein verlässliches Informationsangebot für das Sendegebiet zu liefern, was wohl unbestritten zur Kernaufgabe gehört, dann wird bei all den Sparbemühungen der Häuser, an den falschen Stellen gespart.“

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So sei zwar im Fernsehen in den Hauptnachrichten ("Aktuellen Stunde" und "WDR Aktuell"), den "Lokalzeiten" sowie einem 15-minütigen "WDR extra" um 20.15 Uhr berichtet worden. "Nach 22.30 Uhr jedoch darf nichts mehr passieren", kritisierte Lückerath. (Korrekturhinweis: in einer früheren Fassung hieß es in unserem Artikel, dass es keine Sondersendungen gegeben habe)

Kein Brennpunkt im Ersten

Ulrich Deppendorf, der ehemalige Leiter und Chefredakteur des ARD-Hauptstadtstudios Berlin, kritisierte zugleich die ARD und das Erste. „Die schwersten Unwetter in Deutschland und im Ersten der ARD gibt es keinen Brennpunkt! Ist das die neue ,Informations-Offensive‘ der neuen ARD-Programmdirektion? So beschädigt man die Informationskompetenz der ARD.“

Der Rundfunkrat des WDR als Kontrollgremium des öffentlich-rechtlichen Senders wollte am Donnerstag keinen Kommentar über die Arbeit des Senders während der Unwetter-Katastrophe abgeben. Auch auf die Kritik am Kölner Sender ging der Rat nicht ein.

„Aufgrund der Ferienzeit ist es dem Gremium und seinem Vorsitzenden momentan nicht möglich, eigene Recherchen in der Angelegenheit anzustellen“, hieß es auf eine Anfrage des Tagesspiegel. Auch stehe der Vorsitzende des Rates, Andreas Meyer-Lauber, „für ein Gespräch leider nicht zur Verfügung“.

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Statt dessen bat der Rat die Intendanz des WDR, sich zu äußern. In dem Statement des Senders heißt es unter anderem: „Wir teilen die Einschätzung, dass der WDR noch umfangreicher aus Wuppertal hätte berichten müssen, allerdings war das dortige WDR-Studio selbst so stark vom Unwetter betroffen, dass es ab drei Uhr in der Nacht nicht mehr selber senden konnte.“ Die Stadt Wuppertal hatte den Strom aus Sicherheitsgründen abgestellt. Die Regionalnachrichten wurden von den Studios in Düsseldorf und Köln übernommen.

Die ARD ließ die Kritik an ihrer Arbeit ebenfalls nicht gelten: Man habe am Mittwoch „ausführlich in den Nachrichtensendungen und in den non-linearen Formaten der ,Tagesschau‘ über das Unwetter/Hochwasser berichtet“. Für den Donnerstagabend wurde ein „Brennpunkt“ angekündigt.

Zu Sondersendungen entschieden sich auch die Privatsender. RTL nahm für den Donnerstagabend um 20 Uhr 15  ein „RTL Aktuell Spezial: Wetterkatastrophe in Deutschland“ ins Programm. Sat1 bereitete ein 15-minütiges „Sat1 Spezial“ um 20 Uhr 15 vor. Das „Sat1-Frühstücksfernsehen“ war um eine Stunde verlängert worden. (mit dpa)

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