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Verbotene Liebe

© dpa

Aus nach 19 Jahren: ARD setzt Dailysoap "Verbotene Liebe" ab

Es war erwartet worden und doch schockiert es Fans und Mitarbeiter: Nach "Marienhof" wird nun auch "Verbotene Liebe" am ARD-Vorabend wegen schlechter Quoten abgesetzt.

Nur ein kurzes Memo wartete auf die rund 250 Mitarbeiter am Freitagmorgen auf dem Produktionsgelände in Köln-Ossendorf. Eine Memo, die Schluss macht mit fast 20 Jahren Fernsehgeschichte. Schluss mit der „Verbotenen Liebe“. Seit längerer Zeit schon litt die von UFA Serial Drama produzierte Dailysoap an Quotenproblemen. Die Anzahl der Zuschauer hat sich von 2,9 Millionen im Jahr 1998 auf 1,3 Millionen in 2013 mehr als halbiert, was einem Marktanteil von 6,8 Prozent entspricht.

Zuletzt wurde noch vieles versucht, die Fernseh-Pause im Mai – wegen des ARD-Experiments mit dem interaktiven „Quizduell“ mit Jörg Pilawa – vom Team mit eigen initiierten (und vom Sender recht beiläufig promoteten) Online-Folgen überbrückt. Ein Crossover zwischen „Verbotene Liebe“ und der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ wurde im Frühjahr angekündigt. Nach dem Aus vom „Marienhof“ wurde die Schlagzahl erhöht, mit deutlich längeren Folgen. Es hat alles nichts genützt.

Die früher zusammen mit dem „Marienhof“ im Doppelpack gezeigte Vorabend-Serie überlebte beim Aus der Bavaria-Produktion vor drei Jahren sowieso nur aufgrund der Hoffnung, wieder einmal mit einem neuen Konzept, gerade junge Zuschauer zurückgewinnen zu können. Es gelang nicht. Das liegt nicht unbedingt daran, dass Märchenschloss- oder High-Society-Geschichten nicht mehr beim großen Publikum ankommen – siehe die recht erfolgreichen Rosamunde-Pilcher-Filme am Sonntagabend. Es fehlte in der Soap zuletzt vor allem an guten Stories. „Irgendwann sind alle Schattierungen des Verbotenen und Glamourösen erzählt“, sagte der Koordinator des ARD-Vorabends, Frank Beckmann.

Das Serienbiest Tanja

Im Gegensatz zu Soaps wie „Lindenstraße“, „Marienhof“ (der vor drei Jahren eingestellt wurde) oder „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ist der maßgebliche Teil der Handlung von „Verbotene Liebe“ in der Oberschicht angesiedelt, nur marginal werden Probleme des sogenannten Durchschnittsbürgers behandelt. Der Dauerplot: Intrigen in Adelsfamilien. Die Leute heißen von Anstetten, von Beyenbach oder von Lahnstein, wie das Serienbiest Tanja von Lahnstein. Das Ganze hatte mehr mit „Dallas“ oder „Denver-Clan“ zu tun und setzen sich damit von deutschen Soaps ab, die mehr Identifikationspotenzial für den Zuschauer bieten. „Verbotene Liebe“ spielt zudem bewusst auch mit den sozialen Unterschieden zwischen der gehobenen Gesellschaft Düsseldorfs und der Mittelschicht, wie sie von der Familie Brandner verkörpert wird. Das hatte lange Jahre seinen Reiz, dem sich auch Edel-Fans wie Elke Heidenreich nicht verschließen konnten.

Offenbar ist dieser Reiz, diese Energie aufgebraucht. Was nicht am Team, an den Schauspielern und Mitarbeitern lag. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, so die Stimmung am Freitagvormittag auf dem Produktionsgelände in Köln-Ossendorf. Schauspieler wie Gabriele Metzger alias Restaurant-Besitzerin Charlie Schneider haben ihre Rolle gelebt, vom 2. Januar 1995 an. Andere, wie Valerie Niehaus hatten längst den Absprung geschafft.

Am Freitag Mittag sollen die Mitarbeiter vor Ort erfahren, wie lange es noch mit der „Verbotenen Liebe“ weiter geht, wann die letzte Klappe fällt. Am Mittwoch ist ARD-intern die Entscheidung gefalle, die Produktion nach dem derzeit laufenden Vertrag nicht zu verlängern. Damit würden neue Folgen der Serie noch bis Anfang 2015 zu sehen sein. Somit besteht die Chance, dass die „Verbotene Liebe“ immerhin noch ihren 20. Geburtstag am 2. Januar 2015 erlebt.

Rainer Wemcken, CEO bei Ufa Serial Drama, hat noch Zuversicht. „Die ARD hat zum jetzigen Zeitpunkt den Auftrag für ,Verbotene Liebe’ gekündigt. Ich bedauere diese Entscheidung sehr, insbesondere, weil es sich bei der Serie um eine starke Marke mit einer großen Fangemeinde handelt, die auch im Internet sehr beliebt ist und hohe Abrufzahlen erzielt.“ Man werde daher der ARD Angebote unterbreiten, wie man die Serie zu einem späteren Zeitpunkt, gegebenenfalls mit anderen Produktions- oder Ausstrahlungsmodellen, weiterführen kann.

Die Nachfolge auf dem werktäglichen Sendeplatz um 18 Uhr soll nach ARD-Angaben Jörg Pilawas „Quizduell“ antreten. Dem Team von „Verbotene Liebe“ wird diese Auskunft egal sein.

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