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Vier für Kiew (v.l.n.r.): Andrea Beer, Rebecca Barth, Vassili Golod und Birgit Virnich.

© ©WDR Ben Knabe/Annika Fußwinkel/Marcus Heep/Timo Bruhns

ARD-Studio in Kiew eröffnet: Interesse für die angegriffene Ukraine wachhalten

Die ARD berichtet jetzt mit einem eigenen Studio und vier Korrespondentinnen und Korrespondenten aus der ukrainischen Hauptstadt.

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Es sei ein „Kraftakt“, wurde beim Pressegespräch mehrfach betont. Kraftakt meint hier die Etablierung eines ARD-Studios in Kiew. Ein Jahr hat es gedauert, bis die WDR-Initiative zur offiziellen Eröffnung am Dienstag geführt hat. Ein Ort musste gefunden, Genehmigungen eingeholt, Technik eingerichtet und, natürlich, die Finanzen gesichert werden. Nach Angaben von WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn zahlt sein Sender den größten Teil, die übrigen ARD-Sender beteiligen sich.

Vierer-Team

Geleitet wird das Studio von Vassili Golod. Mit ihm sind es vier Korrespondentinnen und Korrespondenten in der ukrainischen Hauptstadt, um für die crossmediale Berichterstattung Fernsehen, Hörfunk, Online zu sorgen. Nicht nur, dass für die personelle Ausstattung in Kiew zwei der sechs Korrespondenten im Studio Moskau abgezogen wurden, spätestens seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges und verstärkt durch die Existenz zweier Studios im Osten Europas ist die Perspektive klar: Über die Ukraine wird in der ARD aus der Ukraine berichtet, um in Deutschland das Verständnis für Land und Leute zu verstärken - und eben die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung zu sichern.

Die ARD-Präsenz in der Ukraine sei ein Statement an die ukrainische Gesellschaft, dass es in Deutschland ein großes Interesse an einer nachhaltigen Berichterstattung gebe, betonte Studioleiter Golod. Mit einem festen Studio könne der politische Prozess im Land besser beobachtet und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für die Geschehnisse in dem von Russland angegriffenen Land wachgehalten werden, sagte WDR-Auslandschefin Sabine Scholt. Neben der tagesaktuellen Berichterstattung für Fernsehen und Hörfunk werden aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew regelmäßig Beiträge für die TV-Magazine „Weltspiegel“ und „Europamagazin“ produziert.

Der von Golod mit dem Handy vorgenommene Rundgang des Standortes nahe dem Maidan-Platz zeigte ein funktionales, schmuckloses Büro, beherrscht von Schreibtischen für Korrespondenten, Technikern, Übersetzern und weiteren (ukrainischen) Mitarbeitern.

Im Unterschied zu Studio Moskau ist die Bewegungsfreiheit in Kiew wie im gesamten Land deutlich größer. Beschränkungen gibt es nur, je mehr sich die Teams den verschiedenen Fronten nähern und bei Aufnahmen von kritischer und militärischer Infrastruktur. Verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betonten im Pressegespräch, dass ihre journalistische Arbeit nicht „embedded“ erfolge, sprich im Verbund und unter Aufsicht des Militärs und der Behörden.

Hörfunk-Korrespondentin Andrea Beer sagte, da sei das Radio zuweilen im Vorteil, weil eben ohne Bilder-Notwendigkeit berichtet werden könnte. Die russische Seite hat eben wieder und wieder anhand der TV-Bilder herausfinden wollen und können, wie zielgenau ihre Angriffe sind.

Nun ist der Krieg in der Ukraine mittlerweile ein Krieg unter Kriegen. Hat die Aufmerksamkeit des Publikums gelitten? Nein, sagte Programmdirektor Jörg Schönenborn. „Die Nachrichtenmüdigkeit hat nicht zur Nachrichtenvermeidung geführt.“

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