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Australisch-britische Serie "Upright": Aufrecht geht schneller
„Upright“, eine Serie über zwei Menschen, die ihren Weg ins Leben suchen - über 3000 Kilometer quer durch Australien
Stand:
„Der Zufall schläft nie“, sagt Meg (Milly Alcock) am Ende der ersten Folge. Ist vielleicht besser so, sonst wären sie und Lucky Flynn (Tim Minchin) niemals begegnet. Sind sie aber, weil sie mit ihren Autos zusammengestoßen waren. Mit Luckys Wagen geht es nicht weiter, also wird das Piano vom Hänger geholt und auf ihren Truck gepackt. Und so geht die lange Reise durch die Nullarbour Plains los, durch enorme Distanzen und unvergleichliche Leeren.
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„Upright“, die australisch-britische Serie über acht Folgen, ist das, was man einen Road Trip, genauer: ein Road Movie nennt. „Easyrider“, „Thelma & Louise“, das sind die Größen in diesem Format, „Upright“ ist nicht von dieser Dimension, sicherlich ist die Outback-Erzählung mit schmalem Budget produziert, sie hat aber ihre eigene besondere Dimension.
["Upright", One, acht Folgen in der ARD-Mediathek]
Lucky Flynn war als Musiker mehr ein Niemand als ein Jemand. Drogenabhängig, 42 Jahre alt, ein HB-Männchen, der Welt und den Menschen mit nur gezügelter Wut verhaftet, will Lucky nach Perth, zu seiner sterbenden Mutter, acht Jahre war nicht zu Hause. Meg, 13, möchte nur weg von ihrem ewig betrunkenen Vater. Auch die Teenagerin hat mit Familiendämonen zu kämpfen. Sie hat sich beim Unfall ihren linken Arm gebrochen, im Krankenhaus gibt sie Flynn als „Dad“ aus, bei Widerworten droht sie ihn als „perfiden pädo“ anzuschwärzen. In der Nacht will Flynn abhauen und doch kommt er zum Krankenhaus zurück, um Meg mitzunehmen. Acht heiße Tage werden sie fahren, trampen, sich nerven und betrügen, schon die Musikgeschmäcker gehen diametral auseinander. Das Klavier ist immer dabei, welche Bewandtnis es damit hat, wird sich allmählich enthüllen.
Informationen nur in Häppchen
Überhaupt, „Upright“, geschrieben von Tom Minchin selbst, portioniert die Informationen in kleine Happen, das nimmt der Serie jene Geschwätzigkeit, dass permanent tiefgrüblerische Kalenderblatt-Weisheiten geäußert werden. Lucky sieht das Leben mit 42, Meg das Leben mit 16 Jahren. Da passt manches zusammen, vieles nicht. Aber beide spüren, dass es miteinander nicht schlechter sein muss als ohne einander. Nicht unwahrscheinlich, dass sie ihre gemeinsame Spur auf der Straße des Lebens finden, sich mit den Widrigkeiten arrangieren werden. Während sie auf die andere Seite Australiens fahren, warten auf sie wilde Kamele, ein magischer, rosafarbener See, Highway-Diebe, Klippenpartys, ein Unterwelt-Kampfring, verdächtige Polizisten und die musikalischste Motorradgang der Welt – und eine unwahrscheinliche Freundschaft.
Lektionen des Lebens
Vielleicht, nein, bestimmt lohnt es sich, „Upright“, also aufrecht durchs Leben zu laufen. Aber das will erfahren, erlitten und erlebt sein. Lucky wie Meg haben ihre Lektionen zu lernen in dieser Zwei-Generationen-Serie. Erstaunlich wie erfreulich, dass die Meg der Milly Alcock nicht wie eine altkluge Pippi Langstrumpf daherkommt, sondern wie eine sechzehnjährige Teenagerin, die vom schlechten Leben eine Menge, doch vom Leben-all-inclusive längst nicht alles weiß. Weil sie aber alles andere als mundfaul und verstockt ist, kann sie Lynn mehr als ein einmal verblüffen - und den Zuschauer gleich mit. Milly Alcock ist eine Überraschung, eine Entdeckung, ihr Blick aufs Dasein ist eine Erfrischung für alle, die älter sind und sich für entsprechend lebensklug halten.
3000 Kilometer Erfahrung
Tim Minchin hat die Bücher geschrieben und spielt gleichzeitig die männliche Hauptrolle. Sein Lucky Flynn weiß, was der Autor von ihm erwartet. Lucky steckt in der Sackgasse. Wie soll er da wieder rauskommen, was erwartet ihn zu Hause bei der an Krebs sterbenden Mutter? Sein Leben war ein Stationendrama, reich an Tiefpunkten, arm an Höhepunkten. Tim Minchin verkörpert diesen Mann als Menschen, der möglicherweise nichts lieber will, als sich mit dem Leben und seinen Mitmenschen zu versöhnen. Aber da sind diese tatsächlichen und eingebildeten Widerstände, aber da ist auch Meg, die er nicht im Krankenhause zurücklassen will. Vatergefühle? Seelenverwandte? 3000 Kilometer Erfahrung und Selbsterfahrungen liegen vor dem Duo.
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