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KEF-Anmeldung der ARD: Beitrags-Milliarden für Fußball und Olympia

Die ARD will 1,163 Milliarden Euro für Sportübertragungen ausgeben. Gut angelegtes Geld oder unnötige Belastung des Beitragszahlers?

Das wird teuer für den Beitragszahler. Die ARD will sich verstärkt um TV-Übertragungen im Sport bemühen. Das geht aus der Anmeldung für den Finanzbedarf des Senderverbunds in der Beitragsperiode 2017 bis 2020 hervor, wie die "Mittelfristigen Finanzplanungen der ARD-Landesrundfunkanstalten 2013 - 2020" zeigen. Für den Zeitraum 2017 bis 2020 hat die ARD 1,163 Milliarden Euro für den Erwerb der Lizenzen und der Produktion von Übertragungen bei der Prüfkommission KEF beantragt, das ist ein Plus von 66 Millionen Euro im Vergleich mit der Periode 2013 bis 2016. Zwei TV-Lizenzen stehen dabei im Fokus: Fußball - Bundesliga und Nationalelf - sowie Olympia.

Die öffentlich-rechtlichen Sender sehen sich unter Zugzwang. Der Privatsender RTL hatte ihnen die Rechte für die Qualifikationen der Fußball-EM 2016 und Fußball-WM 2018 weggekauft. Das war vielleicht noch zu verschmerzen, schließlich werden ARD und ZDF die Turniere selbst zeigen, aber dann kam der nächste, vielleicht noch größere Schock. Bei der Konkurrenz um die Olympia-Rechte für 2018 bis 2024 wurden sie vom US-Sender Discovery ausgestochen, der die Wettbewerbe beim Free-TV-Sender Eurosport zeigen will. Es dürfen erhebliche Zweifel bestehen, ob das wirklich der Zweck des Lizenzerwerbs durch den US-Konzern war. Wahrscheinlich steht die Absicht zum lukrativen Weiterverkauf dahinter. ARD und ZDF wollen, nach einer ersten Phase des Beleidigt-Seins, Sublizenzen bei Discovery erwerben. Ein ARD-Intendant sagte der "Bild": "Wir wollen so viel übertragen wie irgend möglich. Dementsprechend beantragen wir auch diesen Kostenrahmen" bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Und, natürlich, hat die ARD die feste Absicht, die Fußball-Bundesliga weiter im Programm zu haben. Da steht 2016 die nächste Rechterunde an.

Unersetzlich? Die "Sportschau" im Ersten.

© WDR

Milliarden für den TV-Sport?

Die Milliardensumme für den Rechteerwerb hat mehrere Fragezeichen. Sender und Veranstalter verursachen die Eskalation der Preise. Die britische Premier League konnte die Lizenzsumme von der vergangenen zur heutigen Vertragsphase von 1,3 Milliarden Pfund auf sagenhafte drei Milliarden Pfund hochtreiben. Das gelang auch deswegen, weil das Pay-TV Sky Television und die British Telecom einerseits im Bieterwettbewerb waren, andererseits für den Verkauf von Abos und TV-Anschlüssen die heißeste Ware im TV-Geschäft haben wollten. Sky Deutschland ist ohne Bundesliga nicht denkbar. Bei den 486 Millionen Euro Kosten pro Saison wird es nicht bleiben. Die Sender, ob privat oder öffentlich-rechtlich, ob Pay- oder Free-TV, sind mehr die Jäger des TV-Schatzes. Und eigentlich sind sie die Gejagten.

In welches Programmsegment und mit welchen Summen ein privatfinanzierter Sender investiert, ist Sache dieser Unternehmen. Anders bei den beitragsfinanzierten Anstalten, die dem "TV-Gemeinwohl" verpflichtet sind. ARD und ZDF agieren beim Sport freilich wie die private Konkurrenz. Fußball ist Fernsehen, Fernsehen ist Fußball, mit Fußball-Lizenzen kaufen die Sender Quote. Gefühlt haben erstes und zweites Programm noch nie so viel (Spaß-)Begegnungen wie in diesem Frühherbst übertragen.

Was zur Wahrheit der Kombi aus Lizenz und Quote gehört: Trotz der Millionen Zuschauer bleibt Fernsehfußball ein eklatantes Minusgeschäft: In kein Programmsegment muss pro Sendeminute so viel Beitragsgeld gesteckt werden, was die Grundsatzfrage heraufbringt: Geben ARD und ZDF nicht viel zu viele Millionen für den kommerziellen Fernsehsport aus, wird dieses Geld nicht zu Lasten des übrigen Programms verpulvert? Spitzensport ist eine kommerzielle Veranstaltung. Und dieses Geschäft funktioniert auch ohne den Beitragszahler. Garantiert.

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