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Jan Böhmermann hat sich ZDFNeo und ZDF für seine SPD-Kampagne untertan gemacht.

© dpa

Böhmermanns Drang in die SPD: Mit dem Zweiten wirbt man besser

Kein Witz: Das ZDF lässt sich von Jan Böhmermann in Sachen SPD-Mitgliedschaft und Parteivorsitz missbrauchen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Jan Böhmermann meint es ernst mit seinem Streben um die SPD-Mitgliedschaft und den Parteivorsitz. Das mit der Mitgliedschaft könnte noch im September und im Ortsverein Köthen in Sachsen-Anhalt klappen. So jedenfalls ließ am Montag die Kölner SPD durchblicken, die eine Ausnahme vom Wohnortprinzip machen will. Nun kann der Kreisverband Anhalt-Bitterfeld über die Mitgliedschaft Böhmermanns entscheiden. Das mit dem SPD-Vorsitz wird bei Böhmermann aber länger brauchen.

Böhmermann hat sein Verhältnis zur Sozialdemokratie öffentlich gemacht. Täglich auf Twitter und wöchentlich im „Neo Magazin Royale“ hält er Fans und Feinde auf dem Laufenden. Was er gar nicht mag: Dass Medien seine Ambitionen für einen Witz halten. Also gut, kein Witz – und desto schlimmer.

Martin Sonneborn und Nico Semsrott sind für „Die Partei“ ins Europarlament gewählt worden insbesondere dank ihrer Fernsehpräsenz in der „heute-show“. Böhmermann scheint mit einer ähnlichen Karriere zu flirten. Die Ich-werbe-für-mich-Plattform hat er bei ZDFNeo und ZDF ja schon installiert.

Das ist nicht in Ordnung. Schon im Mitarbeiterkodex des ZDF heißt es: „Der Status eines ZDF-Mitarbeiters darf nicht dazu genutzt werden, sich individuelle private Vorteile zu verschaffen.“ Genau das tut Böhmermann, noch dazu großzügig bezahlt mit Rundfunkbeiträgen.

Der Bürger ist nicht derselbe wie der Fernsehmoderator

Es bleibt dem Bürger Böhmermann unbenommen, seinen parteipolitischen Neigungen nachzukommen. Es muss dem ZDF-Fernsehmoderator und der somit öffentlichen Figur Böhmermann dringend und wenigstens abgeraten werden, sein Ego mittels SPD auszubauen (wenn das überhaupt noch möglich ist).

Das öffentlich-rechtliche ZDF ist am Zug. Der Fernsehsender gibt sich sonst bei jedem Anschein von Parteilichkeit – siehe Wahlwerbespots – äußerst pingelig. Daran ist nichts falsch, und es bekommt dann doch ein dickes Fragezeichen, wenn die ZDF-Präsenz von Jan Böhmermann betrachtet und bewertet werden muss.

Nicht unwahrscheinlich, dass Böhmermann, sobald es eng wird, wieder in den Satire-Modus umschaltet, der ihm bereits in der Causa Erdogan-Schmähgedicht sehr zupass kam. Mit dem Schutzschild-Mantra „Satire darf alles“ wird so viel Gebrauch wie Missbrauch abgedeckt. Böhmermann ist ein Meister nach beiden Seiten. Das ZDF aber ist etwas anderes und darf nicht Böhmermanns Ego-Shooter sein.

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