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Ernste Mienen. ZDF-Intendant Thomas Bellut (links) und Fernsehratsvorsitzender Ruprecht Polenz.

© dpa

ZDF-Fernsehrat erteilt Rüge: Der Mainzelmann hat ausmanipuliert

ZDF-Fernsehrat missbilligt die Rankingshow „Deutschlands Beste!“. Künftig soll die Zusammenstellung der Ranglisten transparent und damit für das Publikum nachvollziehbar erfolgen

„Deutschlands Beste!“ ist auch offiziell ein dunkler Fleck in der ZDF-Geschichte. Der Fernsehrat des öffentlich-rechtlichen Senders hat „die Ausstrahlung der beiden Shows missbilligt“, wie der Gremienvorsitzende Ruprecht Polenz bei der Pressekonferenz am Freitag in Berlin sagte. Die Richtlinien für die Sendungen und Telemedienangebote des ZDF seien verletzt worden. Eine Missbilligung ist in Sachen ZDF-Programm die schärfste Rüge, die das Aufsichtsgremium aussprechen kann. Neben den manipulierten Rankingshows Anfang Juli wurde in der Sendergeschichte seit 1963 bislang nur eine Dokumentation über den DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski missbilligt.

Eine Frage konnten oder wollten Polenz und ZDF-Intendant Thomas Bellut aber nicht aufklären: Warum hat das Team „Show und Event“ beim Ranking manipuliert? „Das Vorgehen bleibt rätselhaft“, sagte Bellut. Nach Bekanntwerden des Skandals hatte es arbeitsrechtliche Konsequenzen gegeben, ZDF-Showchef Oliver Fuchs den Sender verlassen.

Eine Arbeitsgruppe Transparenz

Jetzt gibt es einen definierten Regelkatalog, wie im ZDF künftig mit diesem Programmformat umgegangen werden soll. Laut Intendant werden jede Form der Zuschauerbeteiligung bei Rankingshows sowie Bewerbungs-, Auswahl- und Juryverfahren künftig nach klaren und transparenten Regeln erfolgen, „die wir in den Sendungen benennen und im Internet veröffentlichen“.

Transparenz wird in der öffentlich-rechtlichen Anstalt zur Handlungsanweisung. Der Fernsehrat hat beschlossen, mit seinem Plenum ab 2015 grundsätzlich öffentlich zu tagen, die Ausschüsse des Gremiums treffen sich weiter hinter verschlossenen Türen. Zwingend vertraulich zu behandelnde Themen würden im Fernsehrat allerdings weiter nicht-öffentlich beraten. Nach Angaben von Ruprecht Polenz setzt der Fernsehrat außerdem eine „Arbeitsgruppe Transparenz“ ein, die weitergehende „Öffentlichkeitsmaßnahmen vorschlagen“ soll.

Für den Beitragszahler ist die Heimlichtuerei sehr unbefriedigend

Da kann das ZDF (ebenso wie die ARD) noch deutlich zulegen. Stichwort: Sportrechte. Hier gibt der Sender auf seiner Homepage lediglich halb transparent an, dass für Live-Berichterstattung „im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2013“ jährlich rund 171 Millionen Euro ausgegeben worden seien. Was für die TV-Rechte für die Fußball-Champions-League oder die WM-Rechte 2014 bezahlt wurde, diese Zahlen bleiben in den ZDF-Schubladen. Bellut und Polenz betonten beim Pressegespräch erneut, dass der Sender aus Wettbewerbs- und Konkurrenzgründen die gezahlten Summen nicht benennen könnte.

Für den Beitragszahler ist diese Heimlichtuerei sehr unbefriedigend. Immerhin musste der Intendant zugestehen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender für die vergangene Fußball-WM sämtliche Medienrechte – Free-TV, Pay-TV, Online – erworben hätten. „Die Pay-TV-Rechte sind nicht vermarktbar gewesen“, sagte Bellut. Welche Gebührensumme – sechsstellig, siebenstellig? – quasi umsonst ausgegeben wurde, bleibt eine ungeklärte Frage. Bei künftigen Rechteverhandlungen werde der Pay-TV-Aspekt anders, besser berücksichtigt, kündigte der Intendant an.

Auch bei dem mit der ARD angestrebten trimedialen Jugendangebot ist Geld ein wesentlicher Faktor. Das ZDF will sich nur dann mit einem Drittel an den Kosten beteiligen, wenn die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) den dafür notwendigen Personalbedarf von 30 Mitarbeitern anerkenne. Intendant Thomas Bellut erinnerte an die KEF-Auflage, wonach der Sender bis zum 2020 rund 560 Stellen abbauen müsse, 350 seien bislang geschafft. Billigen die Ministerpräsidenten am 16. Oktober das Projekt von ARD und ZDF, wird Bellut sogleich vorstellig. Ohne neues Personal kein neuer Jugendkanal mit Beteiligung des ZDF.

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