Medien: Die Plasberg-Platz-Frage
„Hart aber fair“: Die ARD nähert sich der Lösung
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Man kann einer schwierigen Situation auch mit Scherz und Satire begegnen. MDR-Chef Udo Reiter also schrieb seinen ARD-Intendantenkollegen jüngst einen Brief: Warum die „Tagesschau“ nicht von 20 Uhr auf 19 Uhr 15 vorverlegen? Reiters – nicht ernst gemeinter – Vorschlag zielt auf einen anderen Vorschlag. Danach soll das fürs erste Programm angekündigte Talkformat „Hart aber fair“ am Mittwoch um 21 Uhr 45 starten und bis zum verschobenen Startpunkt der „Tagesthemen“ um 22 Uhr 45 dauern. Deswegen Reiters „Idee“, die „Tagesschau“ nach vorne zu verlegen, damit die „Tagesthemen“ wie gewohnt um 22 Uhr 15 beginnen können.
Anfang Februar hatten die ARD-Intendanten beschlossen, nach „Sabine Christiansen“ (Nachfolgerin: Anne Will) ein zweites Talkformat ins erste Programm einzubauen: „Hart aber fair“, von und mit Frank Plasberg, zwischen Dienstag und Freitag, zwischen 20 Uhr 15 und 22 Uhr 15, mindestens 60 Minuten lang. Bislang tritt Plasberg am Mittwoch im WDR-Fernsehen um 20 Uhr 15 an.
Nun kann auch der mächtige Senderverbund ARD nicht 25 Stunden am Tag senden, noch den achten Programmtag erfinden. „Hart aber fair“ setzt im ersten Kanal eine Verdrängungsreaktion frei – und jede Menge Planspiele, wie das ARD-Programm inklusive „Hart aber fair“ gebaut werden müsste. Die Gegner des Plasberg-Formats – und das ist eine beträchtliche Minderheit unter den ARD-Chefs – können nicht darauf bauen, dass der Intendantenbeschluss aufgeweicht wird. Man muss auch so sehen: Das stark hierarchisch ausgeprägte Denken in den ARD-Häusern verlangt, dass ein Intendant immer Recht hat. Also wird es bei der Tagung der einen Intendantin und acht Intendanten plus ARD-Programmdirektor Günter Struve am Wochenanfang zu einer Lösung im Korridor des einstmals gefassten Beschlusses kommen.
Nun haben die eigentlich beauftragten Fernsehdirektoren den Intendanten keinen Vorschlag unterbreitet, sei es aus Ratlosigkeit oder Verzweiflung. Die Spekulationen und Vorschläge schießen ins Kraut. Eine Tendenz zeichnet sich ab: „Hart aber fair“ am Mittwoch, entweder um 20 Uhr 15 oder um 21 Uhr herum. Der bisher nach der „Tagesschau“ gezeigte Fernsehfilm könnte zum Dienstag oder zum Montag hin verlagert werden.
Gegen den Montagstermin protestiert das ZDF, das dort seit Jahren um 20 Uhr 15 seinen „Fernsehfilm der Woche“ ausstrahlt. Also Dienstag? Das würde den sehr erfolgreichen Serienabend der ARD auflösen, erst „Um Himmels Willen“, dann „In aller Freundschaft“. Eine Serie könnte am Mittwoch um 20 Uhr 15 vor „Hart aber fair“ platziert werden, sagen die ARD-Auguren, um Publikum für das Politformat aufzubauen (so funktioniert ja der Sonntag mit dem Doppelpack „Tatort“/„Christiansen“). Auf jeden Fall werde es zur Entscheidung kommen. Denn eines fürchten die Intendanten vor allem: die Blamage einer Nichtentscheidung.
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