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Medien: Duell im Stehen

Von Joachim Huber Die Termine für die „Fernsehduelle“ von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Unions-Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) vor der Bundestagswahl am 22.September stehen fest.

Von Joachim Huber

Die Termine für die „Fernsehduelle“ von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Unions-Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) vor der Bundestagswahl am 22.September stehen fest. Die Streitgespräche werden am 25. August und am 8. September stattfinden, vereinbarten die Berater von Schröder und Stoiber am Donnerstag mit den Fernsehanstalten in Berlin. Die Moderatoren werden bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten die Polit-Talkerinnen Sabine Christiansen (ARD) und Maybrit Illner (ZDF) sein, bei den Privatsendern treten Peter Limbourg (N-24-Chefredakteur) und Peter Kloeppel (RTL-Chefmoderator) an. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte, über die Moderatoren habe es in der Runde keinerlei Diskussionen gegeben.

Das erste Treffen von Schröder und Stoiber werden RTLund Sat1 übertragen, das zweite zeigen ARD und ZDF. Der Nachrichtensender n-tv kündigte an, die Duelle ebenfalls live übertragen zu wollen. Die Fernseh-Duelle werden an den beiden Sonntag-Abenden jeweils um 20 Uhr15 beginnen. Die Übertragung bei den Privatsendern wird ohne Werbeunterbrechungen ablaufen. Schröder und Stoiber sollen stehend und ohne Publikum debattieren. Die reine Redezeit wird jeweils 75 Minuten betragen. Weitere Format-Details würden die Fernseh-Stationen klären, hieß es in der anschließenden Pressekonferenz. Es solle ein striktes Format sein, das Fairness und Gleichbehandlung garantiere. Sachfragen würden an die beiden Kandidaten gestellt, möglicherweise würde sich dieses Frage-und-Antwort-Spiel auch nur zwischen den Politikern und den Moderatoren abspielen; es sei offen, ob das Duell auch tatsächlich ein direktes Duell zwischen Kanzler und Herausforderer werde.

Nach Angaben von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender werden die „Duelle an ein- und demselben Ort in Berlin“ ausgetragen, dieser Ort stehe jedoch noch nicht fest. Über den konkreten Ablauf der Sendungen werden die Fernsehsender noch einmal miteinander sprechen und die Ergebnisse dann mit den Parteizentralen von Union und SPD abstimmen.

Als SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig die „sehr konstruktive Atmosphäre“ der Gespräche lobte, wollte ihm keiner widersprechen. Das Fernsehduell wurde unisono als „wichtiger Beitrag zur politischen Kultur“ bezeichnet. Stoibers Medienberater Michael Spreng betonte, es werde kein „Showduell“ geben, sondern eine Informationsveranstaltung für die Zuschauer. Die Fernsehdebatte solle nicht überschätzt werden, da diese nur ein Element des Wahlkampfes sei. Aus Verhandlungskreisen hieß es, dass ein Scheitern der TV-Duelle das Klima des Bundestagswahlkampfes negativ beeinflusst hätte.

Fußball geht vor

Was die Einigung am Donnerstag über viele Stunden hinauszögerte, war nach Angaben von Verhandlungsteilnehmern die Frage, ob statt des 8. Septembers nicht doch Sonnabend, der 7. September, als Termin möglich wäre. An diesem Tag findet das Qualifikationsspiel zur Fußball-EM 2004 zwischen Litauen und Deutschland mit Live-Übertragung in der ARD statt. Vorstöße beim DFB, die Partie doch bitte zu verlegen, stießen auf Ablehnung, zeigen aber, welche Bedeutung diesen TV-Duellen beigemessen wird. Da musste es schon „König Fußball“ sein, damit die Kombattanten zurückzuckten und den 8. September vereinbarten.

Der Einigung am Donnerstag ging ein Gesprächsmarathon voraus, der die anwesenden Journalisten an Tarifverhandlungen erinnerte. Kaum war eine Forderung, ein Vorschlag auf dem Tisch, da rannte einer aus dem Verhandlungsraum im Berliner Hotel „Four Seasons“ raus, um sich beim nächst höheren Boss die Zustimmung oder die Ablehnung abzuholen. Was da in der Hauptstadt verhandelt wurde, war freilich nicht der Tarifabschluss für Millionen von Arbeitnehmer, sondern das erste Fernsehduell eines deutschen Bundeskanzlers mit seinem Herausforderer. Ein Thema, das die Verhandlungsführer noch ernster als ernst nahmen: als da waren die Sekundanten von Kanzler Schröder, Vize-Regierungssprecher Bela Anda und SPD-Bundesgeschäftsführer Matthias Machnig, sowie Michael Spreng, der Medienberater von Unions-Herausforderer Edmund Stoiber. Die vier Fernsehanstalten waren mit ihrer allerersten Garde angetreten: ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann, ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, RTL-Informationsdirektor Hans Mahr sowie Claus Larass, Vorstand Nachrichten und Information bei der ProSiebenSat1 Media AG.

Die zwei Termine am 25. August und 8. September verdeutlichen, dass sich die Verhandlungsführer von Stoiber und Schröder auf einen Kompromiss verständigt haben. Schröder verspricht sich von den gemeinsamen Fernsehauftritten positive Auswirkungen für die Wahl am 22. September. Stoiber dagegen wollte dem Kanzler nicht unmittelbar vor dem Urnengang im Fernsehen direkt begegnen.

Klagt die FDP?

Unklar ist, wie FDP-Chef Guido Westerwelle auf die Fernsehduelle der politischen Konkurrenten reagieren wird. Er hatte angekündigt, die TV-Begegnungen von Stoiber und Schröder juristisch verhindern zu wollen, falls er nicht daran teilnehmen dürfe. FDP-Sprecher Martin Koth sprach nach der Verständigung auf die Fernsehduelle von einer unzulässigen Benachteiligung seiner Partei, die gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes verstoße. Ob seine Partei tatsächlich auf juristischem Wege eine Teilnahme von Westerwelle erstreiten wird, ließ er offen. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte, juristische Gutachten hätten ergeben, dass die FDP keinen rechtlichen Anspruch habe. Laut Hans Mahr von RTL würden die Fernsehanstalten gern ein Duell zwischen Guido Westerwelle und dem Grünen-Spitzenkandidaten, Außenminister Joschka Fischer, übertragen.

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