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Trauer nach dem Massaker von El Paso. Derweil werden die Forderungen nach Abschaltung der Hass-Plattform 8chan, auf der die Tat angekündigt wurde, lauter.

© Mark Lambie/The El Paso Times/dpa

Hass-Plattform 8chan gestört: „Ein Megafon für Killer“

Nach den US-Massakern wird die Abschaltung des Hassboards 8chan gefordert. Die Kritik zeigt inzwischen Wirkung - jedoch auf ganz andere Art.

„8chan ist ein Megafon für Killer. Schaltet diese Seite ab“, forderte Fredrick Brennan, der Gründer des anonymen Messageboards, in der „New York Times“. Ein Nutzer der berüchtigten Foren-Plattform hatte am Samstag in einem Einkaufszentrum in El Paso mindestens 20 Menschen getötet und 26 weitere verletzt. Vorab hatte er seine Tat bei 8chan angekündigt – wie im März auch der Attentäter im neuseeländischen Christchurch, der 50 Menschen tötete. Er hatte seinen Amoklauf, den er auf Facebook live streamte, zuvor ebenfalls auf 8chan angekündigt.

Zusammen mit dem Angriff auf eine Synagoge im kalifornischen Poway ist es nun das dritte Mal, dass 8chan für die Verbreitung von Hass-Botschaften eingesetzt wurde. Weil die Absender der Nachrichten dort anoym bleiben können, dient das Board für Hetze jeder Art, hier tummeln sich Verschwörungstheoretiker ebenso wie militante Frauenfeinde. Von Nazi-Bildern über Manga-Pornos bis zu offenem Rassismus sind dort sämtliche extremistischen Haltungen zu finden.

Gründer Fredrick Brennans Forderung nach Abschaltung hat allerdings nur symbolischen Charakter, weil er sich bereits vor einem Jahr von 8chan zurückgezogen hatte. Brennan hatte die Plattform 2013 ins Leben gerufen, weil der stärker moderierte Vorläufer 4chan seiner Meinung nach zu autoritär war.

Cloudfare hat den Schutz von 8chan eingestellt

Aus deutscher Sicht ist es absolut unverständlich, dass diese Seite nicht von offizieller Seite abgeschaltet wird. Doch dies wird unter anderem durch das amerikanische Recht auf freie Meinungsäußerung verhindert. Hinzu kommt, dass es sich um anonyme Nutzer handelt, die die Foren erstellen und moderieren. Angreifbar ist die Plattform jedoch von anderer Seite, wie sich jetzt zeigt. Der Sicherheitsdienstleister Cloudfare hat nach El Paso angekündigt, die Plattform nicht mehr länger vor so genannten DDOS-Angriffen zu schützen. Mit diesen wird versucht, Webseiten durch ein Bombardement von Anfragen in die Knie zu zwingen. Anfangs wollte Cloudfare den Schutz aufrecht erhalten, doch nach massiver Kritik änderte das Unternehmen seine Haltung. Die Plattform sei eine „Hasskloake“, die mit ihrer Gesetzlosigkeit viele tragische Todesfälle verursacht habe, sagte Firmenchef Matthew Prince. Der fehlende Schutz blieb nicht lange ohne Wirkung. Am Montag kam es andauernden zu Störungen bei 8chan.

Die Abschaltung von 8chan wird in den USA allerdings kontrovers diskutiert. „Das Problem ist nicht 8chan, sondern die jungen amerikanischen Männer“, heißt das Resümee eines Beitrages von BuzzFeeed.com. Es sei unwahrscheinlich, dass diese extremistische Kultur aus Hass, Rassismus, Radikalisierung und Terrorismus durch das Abschalten von 8chan ausgerottet werden könne, heißt es in dem Beitrag weiter. Ein Vertreter eines rechtsextremen Social-Media-Netzwerkes äußerte zudem die Vermutung, dass nach dem Herunterfahren von 8chan sofort ein neues Board oder ein Kanal im Messaging-Dienst Telegram aufgemacht würde. So habe 8chan ebenfalls erst an Popularität gewonnen, nachdem beim Vorgänger 4chan die Zensurdebatte begann. Kurt Sagatz

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