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Zu meinem ÄRGER: Emotional vorverdaute Brutalität

Die Medien sollten über neue Formen und Stile im Umgang mit den Bildern und Videos von den IS-Hinrichtungen nachdenken, wünscht sich "Tagesschau"-Moderatorin Ina Böttcher.

Frau Böttcher, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

In dieser Woche hat mich einmal mehr unangenehm berührt: Die scheinbar authentische Art Bilder und Videos von Hinrichtungen der IS-Miliz medial aufzubereiten. Detailliert bekommt jede brutale Nuance ihren Raum (aktuelles Beispiel: die Hinrichtung eines jordanischen Piloten). Dabei greifen alle Kollegen meist auf dieselben Quellen zurück. Nur die Texte zum (oft auch noch ungeprüften) Bildmaterial variieren – von grausig brutal bis emotional vorverdaut. Da lohnt sich vielleicht ein Nachdenken über neue Formen und Stile.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich gefreut haben?

Gefreut hat mich die Berichterstattung rund um die neue griechische Regierung um Premier Alexis Tsipras. Tsipras und sein Finanzminister Yanis Varoufakis muss man nicht unbedingt mögen – aber sie rocken das behäbige Europa. Und die großen Blätter und einige Radio- und Fernsehsender hierzulande begleiten das sehr kontrovers, faktenreich und mit klugen Analysen. Da verliert Politik plötzlich das Knochentrockene, Angestaubte und fängt an, fast ein bisschen Spaß zu machen. Ich bin gespannt auf die kommenden Monate.

Welche Webseite empfehlen Sie?

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Ina Böttcher ist Journalistin und moderiert die „Tagesschau“ in der ARD.

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