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Neue Töne für den elfjährigen Max. Daniel Barenboim führt die Zuschauer als animierte Trickfigur in die faszinierende Welt der Musik ein.

© HR/Monello Productions/MP1

Kika-Serie "Max & Maestro": Fürs Leben lärmen

Daniel Barenboim ist der Star der Kika-Serie „Max & Maestro". Sie will zeigen, dass es neben Hip-Hop auch tolle klassische Musik gibt

Ein Fußball bringt die Sache ins Rollen: Den kickt der elfjährige Max aus Versehen über den Zaun einer herrschaftlichen Villa. Als er ihm hinterhersteigt, hört er klassische Klänge, entdeckt einen Flügel, setzt sich daran – und kann zu seinem eigenen Erstaunen die gerade erklungene Melodie sofort nachspielen. Der Hausherr tritt herein, attestiert dem Teenager das „absolute Gehör“, also die angeborene Fähigkeit, jede beliebige Tonhöhe zu erkennen, und bietet Max an, ihn zu unterrichten.

So leicht kommt man also als Hochbegabter zu kostenlosen Privatstunden bei Daniel Barenboim. Denn es ist kein Geringerer als der größte Weltstar des Klassikbusiness, der in der Kinderserie „Max & Maestro“ auftritt. Als Zeichentrickfigur zwar, die dem Original nicht wirklich ähnlich sieht, aber immerhin: Er bürgt mit seinem guten Namen für das 52-teilige Fernsehformat, das bereits in Frankreich und Italien zu sehen war und ab 8. Oktober nun werktäglich um 17 Uhr 35 auf Kika ausgestrahlt wird.

Hip-Hop trifft auf Bach

Begonnen hat alles vor fünf Jahren mit einer spinnerten Idee: Der Italiener Giorgio Welter hatte sich in den Kopf gesetzt, eine kinderkompatible TV-Serie zu produzieren, bei der der Hip-Hop auf Bach, Beethoven und Co. trifft. Mithilfe eines gemeinsamen Freundes stellte er Daniel Barenboim das Projekt vor – und der ließ sich tatsächlich dafür begeistern. Schließlich ist er neben seinen weltweiten Aktivitäten als Dirigent und Pianist, als Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Leiter des West-Eastern Divan Orchestra und spiritus rector der Barenboim-Said-Akademie auch noch von einem starken pädagogischen Impetus getrieben. In Ramallah und Berlin hat Barenboim Musikkindergärten gegründet, im kommenden Frühjahr wird er das Debütkonzert eines neuen Opernkinderorchesters Unter den Linden dirigieren.

„Unter besonderer Begleitung von Daniel Barenboim“, lautet die Formulierung, die nun im Vorspann zu sehen ist. So richtig viel Zeit hatte er dann eben doch nicht, gesprochen wird die Rolle des Maestro jedenfalls von einem Synchronprofi, Bernd Vollbrecht nämlich, der seine Stimme normalerweise dem Schauspieler Antonio Banderas leiht.

Samy Deluxe dagegen rappt nicht nur den Titelsong, sondern verkörpert auch akustisch den Vater des eigentlich total auf Hip-Hip fixierten Max. Er selbst ist ein verhinderter Popstar, der sein Geld als Taxifahrer verdient, die Mutter des minderjährigen Protagonisten arbeitet als Kosmetikerin, die Familie wohnt in einem sozialen Brennpunkt. Die Maestro-Villa dagegen ist ein veritables Schloss mit Türmchen, riesigem Treppenhaus und spiegelndem Parkett im hallenartigen Salon. In der Realität wohnt Barenboim deutlich dezenter.

Musik hat mit Leben zu tun

Ziemlich klischeehaft ist also die Handlung gestrickt, äußerst schlicht die Botschaft: Musik, auch die klassische, hat mit dem Leben zu tun. In jeder Folge lernt Max, wie Alltag und Kultur sich berühren. Dass es zum Beispiel wichtig ist, aufmerksam zuzuhören, im Konzertsaal ebenso wie auf dem Schulhof, wenn einem beispielsweise der Klassenkamerad verklausuliert zu verstehen gibt, dass er gemobbt wird. Manchmal wiederum ist es gar nicht nötig, sich zwischen zwei vermeintlichen Gegensätzen zu entscheiden, erklärt der Bildschirm-Barenboim in einer anderen Folge. Auch für die Komponisten Verdi und Wagner gilt, was Andrea Jürgens 1978 sang: Und dabei liebe ich euch beide.

Weil jede Folge mit Rücksicht auf die Aufmerksamkeitsspanne der kleinen TV- Gucker nur zwölf Minuten dauert, kommt die Musik bei „Max & Maestro“ letztlich dann ziemlich kurz. Da wird mal ein Melodiefetzen eingeworfen, dort ein berühmtes Stück angespielt. Dass am Ende eine ganze Minute lang Klassik erklingt, erscheint der Fernsehdirektorin des federführenden Hessischen Rundfunks, Gabriele Holzner, schon mutig.

Samy Deluxe hat aber vermutlich recht, wenn er bei der Präsentation der Serie am Donnerstag in Berlin darauf hinweist, dass es für die heutigen Kids absolut ausreicht, die jeweiligen Ohrwürmer der Klassik kurz anzuteasern. Wenn sie neugierig werden, finden sie auf ihrem Smartphone nämlich das ganze Werk ruckzuck beim Streamingdienst ihres Vertrauens.

„Max & Maestro“, ab Montag, 8. Oktober, Kika, werktäglich 17 Uhr 35

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