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Medien: Glück und Kartoffeln Partner für TV Berlin

Springer steigt ein, Info-Programm wird ausgebaut

Die Vorschläge des polnischen Blatts „Superexpress“, wie man die Deutschen glücklicher machen könnte, sind eine Antwort auf antipolnische Sticheleien der Satireseite „Glasauge“ von Welt.de (siehe Foto re.). „Glasauge“ hat vorgeschlagen, wie die Polen die Deutschen wieder lieb haben können („Autos nicht mehr abschließen“). Am aktuellen Streit beteiligen sich bislang nur Medien. Anders im Sommer: Eine „taz“-Satire bezeichnete Präsident Lech Kaczynski als „Kartoffel“ und sorgte damit für diplomatische Verstimmungen. Der Eklat ging so weit, dass ein Mitglied der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) einen internationalen Haftbefehl gegen den Autor forderte. abt

Ohne dem Hauptstadtsender wehtun zu wollen – hört man sich unter Berlinern um, kommt öfters mal ein Stöhnen: Ach, der RBB, eine bisschen bessere, eine flottere Konkurrenz könnte Radio BerlinBrandenburg schon vertragen. Seit Jahren steht der lokale Kanal TV Berlin unter Verdacht, dieses irgendwann einmal schaffen zu können; anfangs, in den 90er Jahren, als „IA Brandenburg“ , später als Teil der Imperien von Leo Kirch und des österreichischen Bauunternehmers Hanno Soravia. Als es finanziell richtig eng wurde, sprang 2005 die Hamburger Almond Media ein. Und nun die Axel Springer AG, die mit einer Beteiligung von 27,4 Prozent an TV Berlin ihr Fernsehengagement ausbauen will.

Dem Kauf müssen die Medienanstalt Berlin-Brandenburg und das Bundeskartellamt zustimmen. Spekulationen, was Springer mit TV Berlin (oder umgekehrt) anstellen will, gibt es jetzt schon. Eine Art Springer-TV in Berlin? „Nein, das ist für uns ein finanzielles Investment“, sagt Verlagssprecher Tobias Fröhlich. „Es ist nicht das Ziel, unsere Marken im Fernsehen zu sehen. Publizistisch werden wir uns nicht einmischen.“ Vielleicht hilft der Blick nach Hamburg. Dort hält Springer 27 Prozent am Regionalsender Hamburg 1 und agiert mithilfe des „Hamburger Abendblatts“ bei Talkshows und Bürgerhearings als Kooperationspartner.

Noch mehr Bürgernähe im 24-Stunden-Programm – so könnte das auch bei TV Berlin aussehen. „In dieser Hinsicht arbeiten wir ja jetzt schon mit verschiedenen Berliner Zeitungen zusammen, nicht nur mit denen von Springer“, sagt TV-Berlin-Geschäftsführer Kai-Marcus Thäsler. Vor allem die Informationsschiene im Abendprogramm soll gestärkt werden. Wo bislang kein Berliner an der „Abendschau“ im RBB vorbeikommt, will TV Berlin „Politik anfassbarer, pointierter“ herüberbringen und damit auch jüngere Zuschauer ansprechen. Zudem sollen die Themen Kultur und Bildung eine größere Rolle spielen.

Am Ende sei das, so Thäsler, alles auch eine Kostenfrage. Muss sich der RBB jetzt fürchten? Zwischen 170 000 und 250 000 Zuschauer hat TV Berlin täglich, weniger bei Übertragungen aus dem Abgeordnetenhaus, mehr bei Basketballspielen mit Alba Berlin. Die sehen schon mal eine halbe Million in der Hauptstadt (ein genauer Wert wird von TV Berlin nicht kommuniziert) – trotzdem ist es zum RBB und den insgesamt 2,2 Millionen Berliner TV-Haushalten noch weit. Oder gar zu Sendern der Pro Sieben Sat 1Gruppe, deren Kauf der Springer AG Anfang des Jahres vom Kartellamt verboten wurde.

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