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Anfangs hatten Eltern bemängelt, dass die „Sesamstraße“ wenig mit der Lebenswelt deutscher Kinder gemein hätte. Nun dürfen Elmo und Julia Stinshoff ran.

© NDR

Klassiker des Kinder-TV feiert Geburtstag: „He, du!!“

„Wer, ich?“, „Psssst, genaaaaau!“. Ewig gleich, immer neu: Die „Sesamstraße“, die das Kinderfernsehen weltweit geprägt wie kaum eine andere Sendung, wird 40.

Das ist mal ein schöner Termin für einen ARD-Vorsitzenden – von einem Schaf befragt zu werden. Am Dienstag wird Wolle, das Reporterschaf aus der „Sesamstraße“, Lutz Marmor interviewen. Der ist neuer ARD-Vorsitzender, zugleich Intendant des Norddeutschen Rundfunks und damit Chef von Deutschlands beliebtester Kindersendung. Anlass für das Vieraugengespräch ist der 40. Geburtstag der „Sesamstraße“, der heute in der Folge 2671 begangen wird, mit großer Party, mit Ernie, Bert, Krümelmonster, Wolle, Pferd, Finchen, dem Wolf und einer gewissen Susi Schraube. Dazu Annette Frier, Julia Stinshoff, Otto Waalkes sowie Gustav Peter Wöhler; alles Namen, die „Sesamstraßen“-Zuschauer der ersten Stunde in diesem Zusammenhang vielleicht nicht allzu viel sagen.

Eines ist über die Jahre gleich geblieben: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? Fragen, auf die in der „Sesamstraße“ immer eine Antwort gegeben wird, egal, wo sie gesendet wird, egal, wer mitspielt. Das Credo „Lachen und Lernen mit Leidenschaft“ hielt und hält eine sehr wechselhafte Geschichte zusammen, vom amerikanischen Ur-Modell über die von Protesten begleiteten Anfänge in Deutschland bis hin zur Verpoppung mit Lena Meyer-Landrut als Sängerin des Titelsongs. Alte Puppen gingen, neue kamen, manches wurde zum Klassiker wie der Dialog mit dem geheimnisvollen Schlemihl („He, du!“), der Ernie ein „K“ verkaufen möchte. Das Format hatte 1969 in den USA TV-Premiere, trat am 8. Januar 1973 im deutschen Fernsehen seinen Siegeszug an. Die Idee zur „Sesamstraße“ kam übrigens bei einer Party 1966 auf. Die amerikanische Produzentin Cooney und der Psychologe Lloyd Morrisett sprachen darüber, ob man Kindern nicht via Fernsehen etwas beibringen könnte. Wenige Wochen nach Sendestart in Deutschland kannten nahezu alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren die Sendung, betont der zuständige NDR. Vor allem die neue Machart begeisterte. Den Bayerischen Rundfunk nicht, der BR ließ die Puppen lange nicht auf den Bildschirm. Ihm war die Machart des Kinderprogramms nicht geheuer, auch „entspräche die soziale Situation in Deutschland nicht der in der Sendung“. 1976 verschwanden die amerikanischen Straßenszenen aus deutschen Ausgaben. Eltern, Erzieher und Wissenschaftler hatten bemängelt, dass sie wenig mit Lebenswelten deutscher Kinder gemein hätten.

Bei allen Änderungen und Auszeichnungen ist auch die „Sesamstraße“ in die Jahre gekommen, der Kinder-TV-Markt schriller, unübersichtlicher. Vom angestammten Sendeplatz, ARD, 9 Uhr 30, ist die „Sesamstraße“ auf acht Uhr im Kinderkanal geschoben worden, hat täglich 130 000 Zuschauer. Gleich geblieben ist die Liebe der Kinder zu den Puppen und die der Eltern zu den Promis: Manfred Krug, Lieselotte Pulver, Horst Janson, Dirk Bach, Herbert Grönemeyer, sie alle verbeugten sich in den NDR-Kulissen vor der „Sesamstraße“. Auch Lutz Marmor, der zwar „nicht mit Samson und Oscar aus der Tonne aufgewachsen ist“, sich aber freut, dass er das Reporterschaf und Ernie „Kollegen nennen darf“. Das kann ruhig noch 40 Jahre so weitergehen.

„Sesamstraße“, Kika, 8 Uhr; am Samstag, NDR, 23 Uhr 40 „Die lange Sesamstraßen-Nacht“ mit Caren Miosga

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