zum Hauptinhalt
Wie Robin Hood. Mark (Ken Duken) zögert, in seinen Box-Club zurückzukehren.

© ZDF und Reiner Bajo

Neue Berlin-Serie mit Ken Duken: "Tempel": He, Mark!

Entmietung, Gentrifizierung, Wedding: Mit dem Kiez-Drama „Tempel“ bringt ZDFneo seine erste eigene TV-Serie. Ken Duken lässt die Muskeln spielen.

Nun ist die Deutsche-Serien-Welle auch zum kleinen Sender ZDFneo geschwappt. Gerade hat der RTL-Mehrteiler „Deutschland 83“ beim internationalen Fernsehpreis Emmy abgeräumt, da startet beim ZDF-Ableger die Dramaserie „Tempel“. Die legt ihren Fokus nicht auf die BRD der 1980er, sondern auf eine brodelnde Hauptstadt der Gegenwart, deren Kieze von Gentrifizierung, Entmietungen und Gewalt zerrissen sind. Mittendrin als eine Art Rächer der Berliner Enterbten: Ken Duken als Mark Tempel, Ex-Boxer und Altenpfleger.

Starker Tobak, Stoff fürs junge Publikum. Eine schnell erzählte Serie (Regie: Philipp Leinemann), pro Folge nur 30 Minuten, die Ausgangslage ist schnell skizziert. Da wird Mark Tempel von einer seiner Schützlinge, einer schwer an Krebs erkrankten Frau, um Sterbehilfe gebeten. Dann flattert dem klammen Altenpfleger eine drastische Mieterhöhung ins Haus, eine Rockerbande schlägt seine Wohnung in Wedding kurz und klein, um Tempel mit Frau im Rollstuhl (Chiara Schoras) und Tochter (Michelle Barthel) aus der Wohnung zu vertreiben.

Immobilienfirmen sowie private Investoren wittern das große Geschäft und versuchen, Altmieter zum Auszug zu zwingen. Gut, dass es da Tempels alten Box-Club gibt, mit Kiezgröße Jakob (Thomas Thieme). Mark setzt auf das Preisgeld eines einzigen Boxkampfes, schnell holt ihn seine kleinkriminelle Vergangenheit wieder ein, auch in Person einer ihm sehr vertrauten Prostituierten.

Leiche in der Badewanne

Das ist sicher dick aufgetragen, nicht jedermanns Sache. Ein Protagonist mit Dreitagebart, kurzgeschorenen Haaren und Schlabberpulli. Schon in den ersten Szenen ist der Serie anzumerken, dass man es nicht mit Ware für den Massengeschmack zu tun hat. Die erste eigenproduzierte Drama-Serie von ZDFneo (Buch: Connie Lubek) soll auch kontrovers sein, anecken.

Die Eingangsszene, in der der Protagonist zu einem Lied von Elvis eine Leiche in der Badewanne wäscht, muss man als Zuschauer erst mal hinter sich bringen. „Wir wollen mit dem Kontrast auf keinen Fall Gewalt verherrlichen. Dieser Umgang zeigt eher auf, wie beliebig mit Gewalt umgegangen wird heutzutage“, sagte Ken Duken Quotenmeter.de.

Die Berliner Schnauze kommt aber auch nicht zu kurz. Das Ganze lässt sich irgendwo zwischen „König von St. Pauli“ und Hau-Drauf-„Tatort“ à la Til Schweiger verorten. Duken gibt den doppelgesichtigen, physisch sehr präsenten Großstadt-Robin-Hood, der sich im Kampf um sein Recht, um seinen Kiez zwischen liebendem Familienvater und Rotlicht nicht entscheiden kann. Für einen Emmy reicht das nicht, eine interessante, zu entwickelnde Serienfigur ist dieser Mark Tempel allemale.

„Tempel“, dienstags, ZDFneo, ab 21 Uhr 45, drei Doppelfolgen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false