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Interview: "Ich gebe nicht nach“
Radio-1-Betreiber Roger Schawinski streitet mit Radio-Eins-Betreiber RBB um Namen und Claim.
Herr Schawinski, Sie haben Streit mit dem RBB. Der Sender wirft Ihnen vor, Ihr Züricher Radio 1 nutze zu Unrecht den RBB-Sendernamen Radio Eins und dessen Claim „Nur für Erwachsene“. Haben Sie sich bei fremden Copyrights bedient, weil Sie selbst keine eigenen Ideen haben?
Der Claim ist tatsächlich großartig, einmalig. Viel besser als das öde „Der beste Mix“-Geschrei fast aller Privatsender.
Sie pochen darauf, der damalige Radio-Eins-Chef Helmut Lehnert hätte Ihnen den Werbespruch „Nur für Erwachsene“ geschenkt. Rechtlich eine dünne Basis, finden Sie nicht?
Vielleicht hat der RBB als öffentlich-rechtlicher Sender ein internes Organisationsproblem. Die sollten das wirklich einmal angehen und sich besser sortieren. Ich habe jedenfalls die Freigabe schriftlich erhalten, nachdem ich sogar angeboten habe, dafür zu bezahlen. Inzwischen ist der Claim von mir in der Schweiz markenrechtlich geschützt worden. Einen Schaden für den RBB vermag ich nicht zu erkennen. Wir operieren ja in zwei völlig unterschiedlichen Märkten.
Der RBB erkennt zudem auf Konkurrenz, weil beide Wellen, Radio 1 und Radio Eins, im Internet ausgestrahlt werden. Sollten Sie darauf nicht verzichten, will der RBB vor Gericht gehen. Werden Sie kämpfen oder kuscheln?
Es gibt weltweit beinahe in jedem Land einen Radiosender mit dem Namen „Radio 1“, die alle über Internet empfangbar sind. Der RBB hat den Namen vor zehn Jahren ganz offensichtlich beim legendären BBC- Sender Radio 1 abgeguckt. Den Engländern wäre es niemals in den Sinn gekommen, in gleicher Weise zu reagieren wie der RBB. Nein, auf diese seltsame Forderung kann und werde ich nicht eingehen.
Sind die beiden Radioprogramme überhaupt verwechselbar?
Wir treten unter radio1.ch im Internet an, der RBB mit radioeins.de. Das ist etwas ganz anderes. Außerdem sprechen wir Schweizerdeutsch, was wohl die wenigsten Berliner problemlos verstehen dürften. Wir berichten vor allem über Zürich und die Schweiz, und meiner eigenen Erfahrung nach ist das in Berlin nicht von zentralem Interesse. Deshalb empfinde ich es als geradezu grotesk, wenn der RBB-Sprecher Ralph Kotsch im Schweizer Radio DRS 1 allen Ernstes erklärt, man wolle mit diesem Vorgehen verhindern, dass wir Radio Eins Hörer abspenstig machen. Aus diesem Grund wolle man uns jetzt die Internetverbreitung in Deutschland verbieten. Das erinnert mich an Vorgänge, die mir bisher vor allem aus China bekannt waren. Als Journalist kann ich in diesem Punkt aus grundsätzlichen Erwägungen nicht nachgeben, auch wenn wir nicht die geringsten wirtschaftlichen oder hörermäßigen Interessen am deutschen Markt haben.
Gar kein Friede in Sicht?
Ich hoffe, dass sich dieser Sturm im Wasserglas bald legt. Und insgeheim träume ich von einer lockeren Zusammenarbeit zwischen den besten Radiostationen von Berlin und Zürich. Das könnte für beide Seiten und beide Städte reizvoll werden.
Roger Schawinski, ehemaliger Geschäftsführer von Sat 1 und Medienunternehmer, hat am 17. März
sein Radio 1 in
Zürich gestartet.
Mit ihm sprach
Joachim Huber.