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Social-Media-Star: Emilia und ihre Mutter Christina

© SWR/CORSO FILM/SWR/CORSO FILM

Influencer-Doku: Her mit der Aufmerksamkeit!

Die ARD-Doku „Siehst du mich?“ begleitet vier deutsche Influencer durch ihre Internet-Biografien und entdeckt dabei aufrichtiges Emanzipationsbedürfnis sowie allerlei Selbstbetrug.

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Wer einst Währungen besaß, konnte sie förmlich fühlen. Münzen und Scheine, auch mal Safran oder Tulpen waren materieller Natur, also greifbarer als Performen, Content, Reichweite und was den Fabrikanten der Social-Media-Moderne heutzutage die Konten füllt. Das Erste hat vier solcher Influencer begleitet. Und schon der Titel zeigt, worum es ihnen geht: „Siehst du mich?“ (ARD Mediathek).

Ja, wir sehen Emilia, Heiko, Roman, Tasha. Hunderttausende tun das Tag für Tag für Tag und verhelfen den Click-Millionären der Aufmerksamkeitsindustrie zu einem Reichtum, der sich am Ende doch wieder anfassen, aufhängen, anziehen lässt – auch wenn Emilia Horn ihre teuren Fummel zum Teil wieder auszieht, wenn Mama die 14-Jährige zur züchtigen Sexbombe vermarktet.

Alle denken so: Oh Gott, wer ist die? Was will die? Was ist ihre Aufgabe? Horror.

Tasha Kimberly, Influencerin, als sie auf der Straße gefilmt wird

Die Berlinerin beherrscht den Kampf um Reichweite halt so virtuos wie die lifestylebewusste Thirtysomething Tasha Kimberly oder Heiko & Roman aka Die Lochis aka He/Ro dazwischen. Schon als Kinder haben sie alle scheinreale Kunstfiguren ihrer selbst produziert, beginnen aber langsam, sich von der lukrativen Selbstausbeutung zu emanzipieren. Und dass dies ebenfalls Teil der digitalen Wertschöpfungskette ist, kommentiert die Autorin Carolin Genreith zum Glück nicht aus dem Off.

So können wir uns eigene Bilder der pubertierenden Emilia machen, wie sie sich zwar ständig halbnackt vorm iPhone räkelt, ihre Fans alias Follower jedoch bittet, nichts zu posten, was sie später mal bereuen. Oder wie Tasha Tausende Pin-up-Fotos als schwarzes Empowerment verkauft. Oder wie die Lochis beteuern, ihr betriebswirtschaftlich kalkulierter Plastikpop käme von Herzen. So geht Doku. So erhellend, so irritierend.

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