
© Sony Computer Entertainment
Neue Games: Klein aber oho
So langsam beginnt sie wieder, die Zeit der Spiele-Blockbuster. Doch ehe sich die "AAA-Games" im Laden drängeln, blicken wir zurück auf die Spiele der letzten Wochen: Hier konnten vor allem kleinere Produktionen glänzen. Im Test: "Hohokum", "80 Days" und "Pure Pool".
Stand:
Hohokum (PS4, PS3, PS Vita)
Die Szenerie erinnert an ein surreales Gemälde. Wie Inseln schweben Jahrmarktattraktionen durch den Himmel - hier ein Riesenrad, dort ein Karussel, weiter unten ein Stand mit bunten Ballons. Der Jahrmarkt ist von allerlei skurrilen Gestalten bevölkert: Kopffüßlern mit Hasenohren, Zyklopen, Schnabel- und Rüsselwesen. Sie alle amüsieren sich köstlich - und lassen sich gerne von der fliegenden Schlange mitnehmen, die man als Spieler steuert. Auf dem Schlangenrücken wippen die Wesen im Takt der Musik, spannen ihre Regenschirme auf, wenn man durch einen Wasserfall fliegt - und segeln fröhlich gen Erdboden, wenn sie von einem gigantischen Trichter eingesaugt und in die Luft katapultiert werden.
Was das alles zu bedeuten hat, bleibt zunächst einmal unklar. Das 2D-Spiel "Hohokum" verzichtet auf jede Art von Erklärung; hier gibt es keine Gegner, keine Highscores und auch keinen Zeitdruck. Die bunten Fantasiewelten lassen sich nach Herzenslust erkunden, und wer ein bisschen herumexperimentiert, entdeckt bestimmte Gesetzmäßigkeiten. Auf dem fliegenden Jahrmarkt beispielsweise gibt es an verschiedenen Stellen Laternen: Entzündet man sie alle, wird eine weitere Flugschlange befreit - das ist auch in den anderen Leveln das Ziel.
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Jede Welt von "Hohokum" hat ihren ganz eigenen Zauber: Mal fliegt man durch stockfinstere Höhlen und sucht nach Juwelenschätzen, mal schwimmt man inmitten eines Schwarms hyperaktiver Fische durch leuchtende Gewässer. Die Welten bergen eine Unmenge staunenswerter Details und denkwürdiger Charaktere, von der magischen Hutmachermaschine bis zum Affenjäger, der - auf einem kolossalen Dickhäuter reitend - pinkfarbene Blasen in die Luft trötet. Logisch lässt sich das alles nicht erklären. Doch genau deshalb fasziniert "Hohokum" so sehr.

© Sony Computer Entertainment
Die unterschiedlichen Spielwelten sind durch ein zentrales Level miteinander verbunden. Für jede Welt gibt es mehrere wurmlochartige Ein- und Ausstiegspunkte - das macht die Orientierung nicht gerade leicht. Auch kann es schon mal eine Weile dauern, bis der Lösungsansatz für ein Rätsel auftaucht - und das geschieht dann oft ganz beiläufig, während man die Welt erkundet. Tiefgründige Spielmechanismen bietet "Hohokum" nicht; wer klar strukturierte Denkaufgaben schätzt, wird das Spiel vielleicht nicht mögen. Lässt man sich aber auf die surrealen Welten ein, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Farben und Formen, skurrile Charaktere und ein hypnotischer Elektro-Soundtrack machen "Hohokum" zu einer entspannten, poetischen Entdeckungsreise.
"Hohokum" für PS3, PS4 und PS Vita. Mittels "Cross Buy" erhält man alle drei Fassungen zum Preis von 12,99 Euro. Keine USK-Alterseinstufung.
80 Days (iPhone, iPad)

© inkle
Jules Vernes "Reise um die Erde in 80 Tagen" zählt zu den Klassikern der Weltliteratur. Die Abenteuer des englischen Exzentrikers Phileas Fogg und seines französischen Dieners Passepartout wurden mehrfach verfilmt und fürs Theater adaptiert. Die wenigen Computerspiele, die es bisher gab, waren nicht sonderlich erfolgreich - es fehlte ihnen an Spannung und spielerischer Finesse.
Mit "80 Days" ändert sich das grundlegend. Das iOS-Spiel versucht erst gar nicht, die Abenteuerreise in eine opulente 3D-Grafik zu packen. Stattdessen funktioniert es wie eines jener Spielbücher, die besonders in den Achtzigern populär waren, zum Beispiel "Einsamer Wolf" oder "D&D": Die Geschichte wird in Textform erzählt, der Spieler kann den Handlungsverlauf mit seinen Entscheidungen beeinflussen. Gegenüber Spielbüchern hat "80 Days" jedoch den Vorteil, dass man nicht mühsam hin- und herblättern muss, sondern die Textpassagen auf den Touchscreen serviert bekommt; Zufallsereignisse und Inventar übernimmt die App ebenfalls. Spieler können sich also voll und ganz auf das spannende Geschehen konzentrieren: Ziel ist - wie im Buch - die Erdumrundung in der vorgeschriebenen Zeit zu schaffen und damit Foggs Wette einzuhalten.
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"80 Days" erzählt die Reise aus Passepartouts Sicht, der seinem ehrgeizigen, aber oft auch törichten Herrn den Rücken freihält. Die Macher des Spiels halten sich nicht sklavisch an die Buchvorlage, sondern reichern die Handlung um Themen wie Kriegsgefahr, Spionage oder eine Roboter-Revolution in Russland an. Als interaktiver Roman funktioniert das Ganze ausgezeichnet - auch deshalb, weil die Schilderungen und Dialoge brillant geschrieben sind. "80 Days" vertraut dabei auf die Vorstellungskraft der Spieler: Geräusche und stilisierte Zeichnungen ergänzen die ausschließlich englischsprachigen Texte. Die Reiseroute erscheint als rote Linie auf einem Globus - so behält man jederzeit den Überblick.
Wie in der Romanvorlage beginnt die Reise in London. Man entscheidet, welche Stadt das Duo als nächste ansteuern soll - vorausgesetzt, es verfügt über die nötigen Reiseinformationen und über genug Geld, um das jeweilige Transportmittel zu bezahlen. Gemäß der Wette starten Fogg und Passepartout mit 40.000 britischen Pfund - doch dieses Geld schmilzt schneller dahin, je unwirtlicher die bereisten Weltregionen und je aufwändiger die Transportmittel werden. Sind die Reisenden anfangs noch mit Kutschen, Autos, Schiffen und Tiefseezügen (!) unterwegs, nutzen sie später auch Heißluftballons und Kamelkarawanen.

© inkle
Das Zeitlimit zwingt Spieler, ständig über die beste Reiseroute nachzudenken - rund um den Erdball gibt es knapp 150 mögliche Stationen. Ein Umweg macht Sinn, wenn man dadurch Transportkosten spart, wenn man schnelle Anschlussverbindungen hat - oder wenn man einen unterwegs gekauften Gegenstand an einem bestimmten Ort besonders teuer verkaufen kann. Aber auch das Sammeln dieser Reiseinformationen kostet Zeit: Fogg und Passepartout schauen sich in den Städten um, sprechen mit den Einwohnern und werden dabei immer wieder in Abenteuer verwickelt. Auch unterwegs lauern jede Menge Verzögerungen und Gefahren, vom defekten Zug bis zum Räuberangriff in der Wüste. Da heißt es dann improvisieren, verhandeln und gegebenenfalls die Route wechseln.
Die vielen Entscheidungen führen dazu, dass keine Weltreise der vorigen gleicht: "80 Days" bietet enormen Wiederspielwert. Wer das Zeitlimit verfehlt, kann einfach weiterreisen und noch mehr spannende Abenteuer erleben. So banal es auch klingen mag: Der Weg ist in "80 Days" das eigentliche Ziel.
"80 Days" für iPhone und iPad. Preis: 4,50 Euro. Keine USK-Alterseinstufung.
Pure Pool (PC, Playstation 4)

© VooFoo Studios
Computerspiele werden als Freizeitbeschäftigung immer beliebter. Es ist also nicht frei von Ironie, wenn Computerspiele andere Freizeitbeschäftigungen simulieren - zum Beispiel Modellbahnbau, Minigolf oder ferngesteuerte Autos. Gleiches trifft auch auf die Billard-Simulation "Pure Pool" zu, die seit Mitte August als Download erhältlich ist. Zugegeben: Grafisch kommt "Pure Pool" dem realen Vorbild schon sehr nahe. Tisch, Queues und Kugeln sehen beeindruckend echt aus; Beleuchtung und Geräuschkulisse eines Billard-Salons wurden von den Machern sehr gut eingefangen. Dass es keine Draufsicht, sondern nur die Ego-Perspektive gibt, unterstreicht noch den Realismusanspruch des Spiels.
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"Pure Pool" beginnt mit einem kurzen Tutorial. Der linke Controller-Stick legt die Stoßrichtung fest, die als halbtransparente Linie auf dem Billardtisch erscheint. Mit dem rechten Stick dosiert man die Stärke des Stoßes, während die Controller-Knöpfe Spins und präziseres Zielen ermöglichen. Das Gewicht der Kugeln und den Tischwiderstand simuliert "Pure Pool" dabei sehr genau. Im Einzelspieler-Modus verfolgt man eine Profikarriere und tritt dabei in den Disziplinen 8-Ball und 9-Ball an; drei Schwierigkeitsstufen stehen zur Auswahl. Mit echten Spielern kann man sich im online messen, hier gibt es sogar ein Liga-System. Alles in allem macht "Pure Pool" einen hervorragenden Eindruck - nur die langen Ladezeiten im Einzelspieler-Modus stören etwas. Allerdings: Zünftiger als jede Simulation ist immer noch ein Besuch in der nächsten Billard-Kneipe.
"Pure Pool" für PC und Playstation 4. Preis: 10 Euro. Keine USK-Alterseinstufung.
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