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Die Welt als Stream. Mit Empfängern wie den Chromecasts von Googles werden Videos und Musik aus dem Netz auf Fernseher und Stereoanlagen geschickt.
© dpa-tmn

Amazon gegen Apple und Google: Krieg der Sticks

Der Streaming-Markt wächst, doch Amazon will keine Boxen von Apple oder Google mehr verkaufen. Dabei ist FireTV preiswerter als AppleTV und leistungsfähiger als Chromecast.

So geht knallharter Wettbewerb nach amerikanischem Muster: Der Internet-Handelsriese Amazon schmeißt zum 29. Oktober Produkte von Apple und Google aus den Regalen, weil sie im direkten Wettbewerb mit dem Unternehmen von Jeff Bezos stehen. In einer E-Mail hat Amazon seine Händler-Partner darüber informiert, dass von Ende Oktober an weder die Apple-Streamingbox AppleTV noch die Chromecast-Sticks von Google über den Amazon Marketplace verkauft werden dürfen.
Das Streamen von Videos aus dem Internet auf den Fernseher ist von einem Nischengeschäft zum Massenmarkt geworden. Um die Streams nicht nur auf den kleinen Displays von Computern und Tablets zu schauen, sondern auf dem großen Bildschirm im Wohnzimmer, braucht man entweder einen Fernseher der neuesten Generation oder eben ein Zusatzgerät wie AppleTV, Chromecast oder den FireTV-Adapter von Amazon. Google, Apple und Amazon konkurrieren aber nicht nur als Hardware-Hersteller, sondern ebenso als Inhaltelieferant. Apple betreibt den iTunes Store, Google den Play-Dienst und Amazon seinen Videodienst Amazon Prime Instant Video.

Auf die Idee, einen Wettbewerber beispielsweise von den iPhones und iPads oder den Smartphones und Tablets mit Android-System zu verbannen, sind die Konkurrenten jedoch nicht gekommen. Dass es deutlich einfacher ist, Amazon Prime auf Amazon-Tablets und -TV-Boxen zu schauen als über die Technik der Konkurrenz, lag auch bislang schon in erster Linie an Amazon selbst. Seinen eigenen Weg ging das Bezos-Unternehmen aber auch schon davor mit seinen Ebook-Readern. Einmal Kindle, immer Kindle, lautet die Devise, denn Amazon-Ebooks laufen nur auf Amazon-Geräten. Mit der Verbannung der Streamingboxen der Konkurrenz eskaliert diese Politik nun jedoch. Solche Praktiken gab es in der klassischen TV-Medienwelt nicht, in der Übertragungstechnik, Geräteproduktion und Inhalteerstellung strickt getrennt waren und noch immer sind.

Chromecast, AppleTV und FireTV werden immer leistungsfähiger

Unterdessen werden die TV-Sticks und Boxen immer leistungsfähiger. Gerade erst hat Apple die vierte Generation seiner Streamingbox vorgestellt, die Ende Oktober in den Handel kommt – außer bei Amazon freilich. AppleTV kann dann via Siri-Assistenzsystem mit der eigenen Stimme gesteuert werden, zudem überträgt Apple das App-Modell jetzt auf den Fernsehmarkt. Auch als Konsole für Videospiele lässt sich AppleTV einsetzen. Konkurrent Amazon hat ebenfalls eine neue Version von FireTV vorbestellt. Mit ihr können ebenso Spiele auf dem Fernseher gespielt werde und auch auf Sprache reagiert die Box. Und anders als AppleTV kann FireTV Ultra-HD-Videos in 4k-Qualität auf geeignete TV-Bildschirme streamen. Mit rund 100 Euro ist FireTV deutlich günstiger als die 4. Generation von AppleTV, die je nach Speicher zwischen 150 und 200 Dollar kosten soll. Einen Euro-Preis gibt es noch nicht.

Dagegen sind die neuen Chromecast-Empfänger, bei denen es sich nun um kleine runde Pucks handelt, mit 40 Euro deutlich günstiger. Eine Sprachsteuerung gibt es bei Chromecast nicht, statt 4k gibt es weiterhin nur HD-Auflösung und die Spiele sind eher einfacher Natur. Es gibt nicht einmal eine eigene Fernbedienung. Die Steuerung erfolgt direkt über die Musik-, Video und Streaming-Apps auf den iOS- oder Android-Geräten. Die technische Weiterentwicklung hat sich dennoch gelohnt, denn im Innern des Adapters wurden zusätzliche Wlan-Antennen verbaut. Damit starten die Filme und Serien schneller. Zudem werden auch bei schwächerer Wlan-Versorgung Ruckler oder Unterbrechungen vermieden. Neben dem neuen Chromecast-Gerät fürs den Fernseher hat Google einen weiteren Empfänger entwickelt, mit dem man Musik aus Streamingdiensten auf klassischen Stereoanlagen hören kann. Bei Amazon sucht man ihn allerdings vergeblich. Kurt Sagatz

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