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Störgeräusche aus dem SWR: Die Vorfestlegung auf zwei Kandidaten für die Nachfolge von Intendant Peter Boudgoust hat zu Irritationen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geführt.

© Jürgen Pollak/SWR

Zwist im SWR-Ländle: Kritik am Wahlverfahren für Boudgoust-Nachfolge

Intransparent und ohne Chancengleichheit: Die Kandidatenkür für den SWR-Intendantenposten stößt auf Kritik.

Wie transparent ist eine Intendantenwahl, wenn den Wahlgremien aus 15 Bewerbungen und einem halben Dutzend aussichtsreichen Kandidaten nur zwei vorgestellt werden? Diese Frage beschäftigt derzeit den SWR, der einen Nachfolger für seinen Intendanten sucht. Peter Boudgoust will den Posten zur Jahresmitte vorzeitig aufgeben. Die Vorfestlegung auf zwei Kandidaten durch eine zwölfköpfige Arbeitsgruppe des Rundfunk- und Verwaltungsrates findet Volker Stich, der Vorsitzende des Landesrundfunkrates Baden-Württemberg, nicht akzeptabel. „Das vereinfachte Vorgehen erscheint mir intransparent und gewährleistet keine Chancengleichheit für alle Bewerber“, kritisierte er gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ und dem Evangelischen Pressedienst.

Die Arbeitsgruppe hat den Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke, sowie die SWR-Landessenderdirektorin für Baden-Württemberg, Stefanie Schneider, vorgeschlagen. Als ebenfalls aussichtsreich gelten Verwaltungsdirektor Jan Büttner, Vize-Landessenderchef Clemens Bratzler sowie der NDR-TV-Chefredakteur Andreas Cichowicz. Stich schlägt ein Wahlverfahren vor, bei dem sich drei Kandidaten vorstellen können.

Muss Boudgoust länger als geplant im Amt bleiben?

Hans-Albert Stechl, einer der Vorsitzenden der Wahlfindungskommission, kann verstehen, dass der Vorschlag der Arbeitsgruppe zu Nachfragen führt. Er gibt zu, dass es sich um einen „sehr fokussierten Vorschlag“ handelt, erklärt dies aber mit praktischen Gründen. Für die Wahl wird die absolute Mehrheit im Rundfunk- und Verwaltungsrat benötigt, zudem sind an einem Tag nur zwei Wahlgänge möglich, danach muss sechs Wochen gewartet werden.

Bei zu vielen Kandidaten könne sich der Vorgang somit länger hinziehen, als Boudgoust amtieren möchte. Zudem stehe es dem Wahlgremium bei seiner nächsten Sitzung am 22. März frei, ein anderes Wahlverfahren mit drei oder noch mehr Kandidaten zu beschließen. So sei nie angezweifelt worden, dass die übrigen drei Kandidaten ebenfalls für den Intendantenposten in Frage kämen.

Das erste Mal gewählt wird voraussichtlich am 23. Mai, wie Stechl dem Tagesspiegel sagte. Boudgoust hat anklingen lassen, dass er am 30. Juni sein Büro räumen möchte. Ein dritter Wahlgang würde diese Pläne zunichte machen. Das dürfte dem Intendanten bewusst gewesen sein, als er im Dezember bekannt gab, zum Jahreswechsel ausscheiden zu wollen und nicht bis April 2022 im Amt zu bleiben. Entsprechend hat er angekündigt, zur Not auch noch etwas länger die Geschicke des Senders zu leiten. Kurt Sagatz

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