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Fotograf Omar Imam nahm es sich zur Aufgabe Flüchtlinge nicht nur als Opfer, sondern als Persönlichkeiten mit Wünschen, Ängsten und Träumen darzustellen. © Omar Imam

© Omar Imam

Der Fotoband „Fotos für die Pressefreiheit 2016“: Mehr als Worte

Bilder spiegeln Wirklichkeiten: Der Fotoband „Fotos für die Pressefreiheit 2016“ soll nicht durch besonders ausgeprägte Brutalität oder bekannte Motive überzeugen.

Fotografen und Journalisten haben eine ganz besondere Fähigkeit: Sie nehmen den Betrachter und den Leser mit auf Reisen, die sie selber nicht zu machen gewagt hätten. An Orte, die wir uns nicht vermögen vorzustellen. In Situationen, die wir nie erleben werden – nie erleben wollen. Der Fotoband „Fotos für die Pressefreiheit 2016“, herausgegeben von „Reporter ohne Grenzen", soll nicht durch besonders ausgeprägte Brutalität oder bekannte Motive überzeugen. Augenmerk wird auf Länder gerichtet, die sonst keine große mediale Aufmerksamkeit genießen: Albanien, Aserbaidschan, Bangladesch, Griechenland, Kolumbien, die Ukraine, Ungarn und der Libanon.

Der albanische Fotograf Enri Canaj verließ seine Heimat bereits als Kind mit seinen Eltern. Auf der Suche nach Erinnerungen kehrte er zurück und fotografierte dieses Hochzeitspaar in Tirana. © Enri Canaj
Der albanische Fotograf Enri Canaj verließ seine Heimat bereits als Kind mit seinen Eltern. Auf der Suche nach Erinnerungen kehrte er zurück und fotografierte dieses Hochzeitspaar in Tirana. © Enri Canaj

© Enri Canaj

Insgesamt 20 Fotografen und Fotografinnen stellten hierfür ihre Werke unentgeltlich zur Verfügung. Autoren versahen die Fotos mit Texten – Schilderungen der Arbeitsprozesse, aber auch Einzelschicksale werden erzählt. „Bilder spiegeln Wirklichkeiten“, sagt Vorstandsmitglied Gemma Pörzgen.

So würde sich die aserbaidschanische Regierung am liebsten präsentiert sehen: makellos, modern, futuristisch. Der Fotograf selbst lebt inzwischen im Exil in Deutschland. © Jahangir Yusif
So würde sich die aserbaidschanische Regierung am liebsten präsentiert sehen: makellos, modern, futuristisch. Der Fotograf selbst lebt inzwischen im Exil in Deutschland. © Jahangir Yusif

© Jahangir Yusif

Orte, die wir uns nicht vorstellen können, interessieren uns nicht. Wenn nicht berichtet wird, kann auch nicht geholfen werden. Oft mussten Organisationen wie „Reporter ohne Grenzen“ auch schon die Erfahrung machen, dass sich für politisch Gefangene, von denen kein Bild existiert, weniger eingesetzt wird. Schaut man aber jemandem, der Hilfe braucht, in die Augen, ist eine Verweigerung der Unterstützung schwierig. „Fotos für die Pressefreiheit 2016“ berührt, zeigt neue Wahrheiten und klärt auf.

Im Südwesten Kolumbiens wurden Männer des Volkes der Nasa fotografiert. Sie rollen einen Stein auf die Straße, um Polizei und Militär den Zugang zur besetzten Zuckerrohr-Plantage zu versperren. © Jonas Wresch / Agentur Focus
Im Südwesten Kolumbiens wurden Männer des Volkes der Nasa fotografiert. Sie rollen einen Stein auf die Straße, um Polizei und Militär den Zugang zur besetzten Zuckerrohr-Plantage zu versperren. © Jonas Wresch / Agentur Focus

© Jonas Wresch

Die inszenierten, schwarz-weißen Fotografien Omar Imams entstanden im Zeltlager im Libanon – er selbst ist auch Flüchtling. Er zeigt die Geflohenen nicht nur als Opfer: es sind Menschen mit Ängsten und Träumen.

Für Aufmerksamkeit sorgten auch die Fotocollagen der Künstlerin Tina Remiz. Ständig wiederkehrende News-Bilder des Ukraine-Konflikts der internationalen Medien gingen ihr gegen den Strich. So entstand eine Verschmelzung: Sie bat um Fotografien aus dem Alltag beider Seiten und fügte diese zusammen. Die Botschaft ist eindeutig.

Knallige Farben, quietschbunte Kulisse - Sarker Proticks Foto scheint unrealistisch. Die Inszenierung entstand in den Filmstudios von Dhaka. © Sarker Protick/ VII Photo/ laif
Knallige Farben, quietschbunte Kulisse - Sarker Proticks Foto scheint unrealistisch. Die Inszenierung entstand in den Filmstudios von Dhaka. © Sarker Protick/ VII Photo/ laif

© Sarker Protick

Hier war der preisgekrönte Krisenfotograf Yannis Behrakis zu Werke. Das Bild ist Teil einer Serie über obdachlose Griechen. © Yannis Behrakis / REUTERS
Hier war der preisgekrönte Krisenfotograf Yannis Behrakis zu Werke. Das Bild ist Teil einer Serie über obdachlose Griechen. © Yannis Behrakis / REUTERS

© Yannis Behrakis

"Ihr kommt hier nicht rein"." - das macht dieses Bild mehr als deutlich. 175 Kilometer Grenzzaun gab die ungarische Regierung in Auftrag: im Sommer 2015 wurde damit eine Südgrenze des Landes erbaut. Wegen Zeitmangels konnte kein Fundament geschaffen werden und Klingendraht wurde in mehreren Lagen geschichtet. Diesen Moment hielt Fotograf Tamas Soki fest. © Tamas Soki
"Ihr kommt hier nicht rein"." - das macht dieses Bild mehr als deutlich. 175 Kilometer Grenzzaun gab die ungarische Regierung in Auftrag: im Sommer 2015 wurde damit eine Südgrenze des Landes erbaut. Wegen Zeitmangels konnte kein Fundament geschaffen werden und Klingendraht wurde in mehreren Lagen geschichtet. Diesen Moment hielt Fotograf Tamas Soki fest. © Tamas Soki

© Tamas Soki

Simin Jawabreh

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