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Hilfe, der Hüftgürtel drückt. Maggie (Christina Ricci, vorne) und Kolleginnen in ihren „Pan Am“-Uniformen. Foto: Sixx

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Sixx-Serie: „Pan Am“ hebt ab

In den 60er Jahren galt Pan Am als die beste Airline der Welt. Bei Sixx startet jetzt die US-Serie mit Christina Ricci.

Der Traum vom Fliegen ist heute längst keiner mehr. Wer fliegt, der will nicht den Himmel erobern, sondern von A nach B, und das möglichst günstig. Mit Abenteuer oder großem Glamour hat das kaum etwas zu tun. In den frühen 60er Jahren aber, als die zivile Luftfahrt ihr Potenzial gerade erst entfaltete, war das noch anders. Fliegen war purer Luxus und der Weg das Ziel. Keine andere Fluggesellschaft verkörperte damals so den Geist dieser Zeit wie die heute längst verblichene „Pan Am“.

„Pan Am“, die US-Serie desselben Namens, setzt diesem Zeitalter ein buntes Denkmal. Erzählt wird von den Erlebnissen der vier Flugbegleiterinnen Maggie (Hollywood-Star Christina Ricci), Kate, Laura und Colette sowie der beiden Piloten Dean und Ted. Natürlich geht es vor allem um Liebe und Triebe, das aber bis auf’s letzte I-Tüpfelchen im Geist der Zeit verortet – etwa der damals für Stewardessen vorgeschriebene Hüftgürtel. So erinnern die pralle Ausstattung und die visuelle Opulenz mehr als einmal an „Mad Men“, die vielfach preisgekrönte Serie um eine New Yorker Werbe-Agentur in den frühen 60er Jahren. „Diese Jahre markierten den Beginn des kommerziellen Düsenjet-Zeitalters. Flugreisen konnten sich damals nur die Ultra-Reichen erlauben, und Langstreckenflüge zu exotischen Zielen galten als ‚Cocktailpartys am Himmel‘“, sagte Christina Ricci dem „Tagesspiegel“.

„Pan Am“ galt damals als beste Airline der Welt und stellte nur Stewardessen mit College-Abschluss ein, die mindestens zwei Fremdsprachen beherrschten. Kein Wunder also, dass ein Teil der US-Kritik „Pan Am“ als „Serie über die Göttinnen der Lüfte“ huldigte. Göttinnen, die allerdings mit ganz irdischen Problemen zu kämpfen hatten, wie mit dem schon erwähnten, quälenden Hüftgürtel. „Keiner von uns liebt diese Dinger“, sagte Ricci mit gespielter Erbostheit. „Zum Glück aber erlaubt es mir meine Rolle immer wieder, gegen diese und andere Konventionen verstoßen zu können und das Ding nicht tragen zu müssen. Deshalb leide ich nicht ganz so sehr wie die anderen Girls“.

Allzu lange sollte das Martyrium ihrer Kolleginnen aber nicht währen. Denn ABC, der ausführende US-Sender, stellte „Pan Am“ wegen des sturzflugartig nachlassenden Zuschauerinteresses im Mai 2012 nach nur 14 Episoden ein. Ganz unerwartet dürfte diese Entwicklung aber auch für Ricci nicht gekommen sein. Denn bei allem Lob für die opulente Ausstattung gab es von Anfang an auch berechtigte Kritik. „Pan Am“ mache sich den Wirbel um „Mad Men“ zwar clever zunutze, erinnere aber doch eher an „Gossip Girl“, hieß es da. Und tatsächlich gemahnt „Pan Am“, was die erzählerische Tiefe betrifft, eher an die genannte Teen-Soap denn an das Drama-Juwel „Mad Men“. So bleibt unter dem Strich „nur“ ein bunter Bilderbogen. Ein bezaubernder allerdings, über eine Zeit, als Billig-Airlines mit einem quälenden Sitzabstand noch nicht einmal erfunden worden waren. Andreas Kötter

„Pan Am“, Sixx, 21 Uhr 20

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