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 Katrin Vernau, Interimsintendantin des RBB, bittet die Ruhegeldempfänger um einen Solidarbeitrag den klammen Sender.

© rbb/Gundula Krause

Update

RBB-Intendantin schreibt „Bettelbriefe“: Ruhegeld-Empfänger sollen Solidarbeitrag für klammen Sender leisten

Der RBB steckt in finanziellen Problemen. Die neue Intendantin Katrin Vernau greift zu ungewöhnlichen Maßnahmen - und löst damit Empörung aus.

Katrin Vernau, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, sieht sich „verpflichtet, alle Register zu ziehen“. Also hat sie an Ruhegeld-Empfänger der RBB-Vorgängeranstalten Sender Freies Berlin, Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg und auch des RBB geschrieben – mit dem Betreff „Solidarbeitrag für den RBB“.

In ihrem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, geht Vernau von der öffentlichen Kritik aus, „die sich massiv gegen die Regelungen zum Ruhegeld richtet“. Ihr sei selbstverständlich bewusst, dass die in der Vergangenheit getroffenen Vereinbarungen zum jeweiligen Ruhegeld grundsätzlich bindend seien. „Zugleich sind sie aus meiner Sicht ebenso ein besonderes Privileg, das Raum für Konzessionen lässt.“

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Moralischer Druck und pauschale Kritik

Der moralische Druck, den Vernau in ihrem Schreiben aufbaut, wird zum Schluss noch einem Schmankerl versehen. Wer sich auf einen Solidarbeitrag verständigt, der kann bei Einverständniserklärung damit rechnen, dass sein „Soli“ in die Unternehmensöffentlichkeit kommuniziert wird.

Was sie nicht schreibt, aber insinuiert: Dann können die RBB-Beschäftigten erkennen, wer ein Spendabler und wer keiner ist. Wer weiß, vielleicht denkt Katrin Vernau schon an eine „Spendergalerie“ im Haus des Rundfunks an der Masurenallee?

Am Montag hat die RBB-Pressestelle auch mitgeteilt, wie groß der angeschriebene Personenkreis ist: alle 23 derzeitigen Empfänger von Ruhegeldzahlungen, sprich 18 Altersrentnerinnen und -rentner sowie fünf Hinterbliebene..

Einer der Adressaten des Briefes jedenfalls ist Jens Wendland, ehemaliger Hörfunkdirektor des Sender Freies Berlin von 1992 bis 2003.  In seinem Antwortschreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, führt er zunächst aus, dass er zum Zeitpunkt der Fusion von SFB und ORB zum RBB pensioniert worden sei - nach Maßgabe seines SFB-Vertrages, „der 1998 ein Ruhegeld von 48 Prozent plus ein weiteres Prozent pro Dienstjahr vorsah. Das Gehalt betrug damals rund 130.000 Euro.“

Weiter schreibt Wendland: „Dass sich, wie Sie hervorheben, die öffentliche Kritik auch massiv gegen die Regelungen zum Ruhegeld richtet, ist verständlich, soweit sie die infrage stehende Praxis vor Ihrer Intendanz betrifft.“

Unverständlich sei allerdings, „dass und wie Sie in Ihrem Appell alle und alles über einen Kamm scheren, die öffentliche Kritik aus meiner Sicht um eines wohlfeilen Effektes willen pauschal nach innen kehren, von einem besonderen ,Privileg‘ des Ruhegeldes schreiben, ,das Raum für Konzessionen‘ lässt.“

Transparenz oder Pranger im öffentlich-rechtlichen Rundfunk?

Dass sich die Intendantin verpflichtet fühle, „alle Register zu ziehen“, akzeptiert Wendland. „Dass Sie Ihre Aufforderung zum Solidarbeitrag nicht nur auf das Ruhegeld beziehen, sondern im Fall der Zustimmung auch die ,Unternehmensöffentlichkeit über diesen Solidarbeitrag informieren’ wollen, halte ich für inakzeptabel. Um in Ihrem Bild zu bleiben: Sie haben zwar alle Register gezogen, aber eindeutig die falschen.“

Im Adressaten-Kreis rumort es, von „Unverschämtheit“ ist die Rede, verbunden mit der Empörung, warum Intendantin Vernau beim Einsparen nicht ans eigene Gehalt inklusive Mietzuschuss denkt.

Auch an ihrer sozialen Kompetenz wird gezweifelt. Ob sie wirklich glaube, mittels „positiven Prangers“ mit denen ins Gespräch kommen zu können, die sie jetzt um einen Solidarbeitrag bittet? Und das zu einem Zeitpunkt, da die entlassene Intendantin Patricia Schlesinger ihre Klage für ein voluminöses Ruhegeld einreicht.

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