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Die RTL-Gruppe will das Geschäft mit Boulevard-News und Streaming-Abos nicht mehr den anderen überlassen.

© Tsp

Umbau zum Boulevard-Portal: RTL.de greift Bild.de und Focus.de an

Royals, Fußball, Dramen: Die Mediengruppe RTL greift mit ihrem Internetportal andere Boulevardmedien an. Eine Woche zuvor wurde bereits TV Now zum Streaming-Abodienst aufgebohrt.

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Die Fans des britischen Königshauses fiebern derzeit der Geburt des ersten Kindes von Prinz Harry und Herzogin Meghan entgegen. Jeden Schritt, den das Paar in der Öffentlichkeit macht, verfolgt die Boulevardpresse mit größter Aufmerksamkeit, so auch, als der Prinz und seine Gattin am Dienstag das Londoner Pflegeheim „Royal Variety Charity“ besuchten, in dem ehemalige Stars aus Film, Fernsehen und Theater ihren Lebensabend verbringen. Wer sich über dererlei Neuigkeiten informieren will, kann dazu seit Mittwoch eine weitere Newsquelle im Internet ansteuern. „Herzogin Meghan: ,Ich fühle mich sehr schwanger‘“ titelt die Webseite RTL.de

Die Mediengruppe RTL hat ihre Internetseite zum General-Interest-Portal umgebaut. Soll heißen: Eingerahmt von den reichweitenstärksten Formaten des Senders wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Deutschland sucht den Superstar“ oder dem bald wieder beginnenden Dschungelcamp finden die Nutzer dort nun ebenfalls Klatsch und Tratsch aus den europäischen Königshäusern, Sportberichte wie über die erste Niederlage von Borussia Dortmund in dieser Saison („Düsseldorf schockt den Tabellenführer“) oder andere Berichte von allgemeinem Interesse wie diesen über „Eu-Verbot: weg mit dem Einweg-Plastik!“. Anders gesagt: Deutschlands erfolgreichste Privatsendergruppe will den Internet-Boulevard nicht länger anderen Medien wie Bild.de, Focus.de oder der „Huffington Post“ überlassen.

Das weibliche Publikum im Fokus

Im Fokus der RTL.de-Macher steht dabei nach eigener Aussage besonders das weibliche Publikum, das mit Themen von „Bachelor“ bis Bundestag angesprochen werden soll. Als Schwerpunkte gibt RTL die eigenen TV-Show- und Serienerfolge, sowie „unterhaltende Storys aus der Welt der Stars, Nachrichten sowie Lifestyle-, Service- und Ratgeber-Informationen“ an. „Unser General Interest Angebot RTL.de ist neben unserem Streaming-Dienst TV Now ein neues, zentrales Element im Digital-Portfolio der Mediengruppe RTL. Wir haben die besten Voraussetzungen dafür, denn mit über 700 Journalisten verfügt die Mediengruppe RTL dabei über eine der größten Redaktionen in Deutschland“, gibt sich RTL-Interactive-Geschäftsführer Jan Wachtel selbstbewusst.

Erst vor wenigen Tagen hat die Mediengruppe die Neuausrichtung des eigenen Streamingportals bekannt gegeben. TV Now soll künftig mit einem kostenpflichtigen Premium-Teil (4,99 Euro im Monat) gegen die Konkurrenz von Netflix, Amazon und bald auch Disney und Apple bestehen. Viele neue RTL-Formate werden darin künftig schon vor der Ausstrahlung im Fernsehen komplett zum Abruf bereit stehen. Das neue Angebot umfasst sowohl deutsche als auch internationale Serien, der Fokus soll aber vor allem auf Inhalte aus Deutschland liegen, die zum Teil sogar aus öffentlich-rechtlicher Quelle stammen. Als Beispiele wurden die Reihen „Mord mit Aussicht“ und „Türkisch für Anfänger“ genannt. Dass dies kein Widerspruch ist, zeigt die MagentaTV-Megathek der Telekom, wo öffentlich-rechtliche Inhalte sogar länger verfügbar sind als in den Mediatheken von ARD und ZDF selbst.

Wer wird mehr Dschungel-News haben?

Das neue RTL-Portal ist großflächig und mit vielen Bildern aufgebaut, so dass Berichte wie „Zweijähriger stürzt aus 4. Stock: Nachbarin wird zur Heldin“ oder „45 Millionen für tote Tochter“ keinesfalls übersehen werden können. Das britische Königshaus kommt am Premierentag gleich zweimal vor, weitere Promi-News steuern Boris Becker, Julia Roberts und Dagi Bee bei. Ganz wichtig sind zudem die Teaser für die eigenen TV-Formate wie das Boulevard-Format „Exclusiv“. Zu den Top 5 bei TV Now wird Anfang Januar sicherlich auch das Dschungelcamp gehören. Die Frage wird dann sein, wie viele der „exklusiven News“ aus dem australischen Dschungel dann noch bei „Bild“ statt bei RTL.de stehen werden. Kurt Sagatz

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