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Rainer Robra (CDU) ist Chef der Staatskanzlei und Kulturminister in Sachsen-Anhalt.

© picture alliance / zb/Hendrik Schmidt

Sachsen-Anhalts Staatskanzleichef Robra im Zahlenrausch: Wenn ARD-Kritiker falsch liegen

ARD und ZDF würden fast 80 Prozent für Sport und Unterhaltung ausgeben. Tatsächlich sind es 24,8 Prozent.

Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat es sich zur Aufgabe gemacht, als schärfster Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aufzutreten. Mal übernimmt Ministerpräsident Reiner Haseloff die Pole-Position, dann ist wieder Staatskanzleichef und Kultusminister Rainer Robra dran. Was Reiner + Rainer kritisieren, bleibt nicht ohne Folgen.

Viel Osten in den „Tagesthemen“

Haseloffs Klage, dass die Informationssendungen der ARD viel zu wenig über den Osten Deutschland berichten (übrigens eine berechtigte Klage), hatte gefruchtet. Nicht zuletzt bei „mittendrin“, einem Format in den „Tagesthemen“, besitzen die Ereignisse zwischen Anklam und Zwickau große Chancen auf Berücksichtigung.

Aber solche Erfolge reichen Reiner + Rainer nicht. Es wird weiter geklagt und beklagt. Robra ließ sich gerade in einem Interview mit der „Magdeburger Volksstimme“ auf folgende Aussage ein: „Insgesamt muss man festhalten: Fast 80 Prozent der Programmkosten der Sender flossen zuletzt in die überdurchschnittlich teuren Formate bei Sport und Unterhaltung. Strukturelle Einschnitte hier sind zweifellos richtig.“

Klingt schrecklich, wo bleiben da Information und Kultur?

Heiko Hilker macht in seinem Blog dimbb.de auf den 23. KEF-Bericht aufmerksam, in dem auf Seite 60 und folgende die Programmkosten bei ARD und ZDF für die jeweiligen Sendeformate gelistet sind. Und siehe da:

Für Sport und Unterhaltung gab das Erste im Jahr 2020 292,4 Millionen für den Sport und 226,3 Millionen für Unterhaltung aus. Diese knapp 520 Millionen Euro machen 34 Prozent der Gesamtausgaben fürs Programm aus. Beim ZDF waren es knapp 331 Millionen oder 23 Prozent, die ARD-Dritten kommen auf dieselbe Summe (17,8 Prozent). Über alle diese Fernsehprogramme hinweg kommt man auf 24,8 Prozent.

24,8 Prozent sind von den „fast 80 Prozent“, die Rainer Robra genannt hat, nicht nur knapp, sondern meilenweit entfernt. Nun kann man spekulieren, warum der Politiker diese krachend falsche Zahl in die Welt setzt, vielleicht er was gegen Unterhaltung und Sport.

Ernsthaft: Es ist für einen Rundfunkpolitiker, der ernst genommen werden will, dringend geboten, mit wahren Zahlen zu operieren. Ansonsten seine Glaubwürdigkeit zu mehr als 80 Prozent gefährdet ist.

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