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Medien: Serientauglich

„Zum Einstieg etwas Leichtes", sagte Peter Kloeppel ein wenig ironisch, „sagen Sie drei nette Dinge über Ihren Kontrahenten.“ Der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel mühte sich, etwas Nettes zu finden.

Von Barbara Nolte

„Zum Einstieg etwas Leichtes", sagte Peter Kloeppel ein wenig ironisch, „sagen Sie drei nette Dinge über Ihren Kontrahenten.“ Der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel mühte sich, etwas Nettes zu finden. Es musste ja etwas sein, was auch wieder nicht wirklich nett ist. Am Ende würde es sonst noch irgend jemand als Wahlempfehlung für seinen Herausforderer Christian Wulff verstehen. Gabriel versuchte es so: „Also das Netteste an ihm ist seine Frau.“ Das war in der Minute vier der gestrigen Sendung, und schon war klar: Peter Kloeppel hatte seine Ankündigung wahr gemacht. Mit dem staatstragenden, drögen TV-Duell zwischen Schröder und Stoiber, das er im vergangenen August moderiert hatte, verband diese Sendung nur der Name.

Bei RTL saßen zusammen: der RTL-Chefmoderator Kloeppel und sein „Nachjournal"-Kollege Heiner Bremer am Kopfende eines Tisches. Ihnen gegenüber die beiden Männer, die am 2. Februar in Niedersachen zur Wahl stehen: Sigmar Gabriel von der SPD und Christian Wulff von der CDU. Und die vermeintlich Schwächeren der Runde waren gut in Form. Bremer, der im mitternächtlichen „Nachtjournal“ seine Moderationen oft so temperamentlos vorträgt, dass Harald Schmidt den Witz machte, er lasse sich von seiner Redaktion immer um zehn vor Zwölf wecken; in der gestrigen Duell-Sendung präsentierte er sich dagegen gut informiert und pointiert. Auf Seiten der Politiker dominierte Wulff. Dabei galt er doch als das größte Risiko des RTL-Duells: Wer will schon, so war zu befürchten, eine Stunde den farblosen Wulff sehen? Doch es war Gabriel, der tief in seinen Stuhl versunken da saß – dabei hatte er sich vor der Sendung extra ein Sitzkissen bringen lassen. Nach den Umfragen vom Wochenende hat er elf Prozent im Vergleich zum letzten Landtagswahlergebnis verloren. Wer soll sich bei solchen Zahlen selbstbewusst präsentieren? Doch es gelang Kloeppel mit einer geistesgegenwärtigen Frage, die Stimmung zu drehen. Wulff redete gerade über das Thema Ehrlichkeit. Es würde noch Jahre dauern, bis Gabriel diese Eigenschaft wieder hochhalten könne. Kloeppel fragte nach: „Wer nicht ehrlich ist, der lügt. Würden Sie Herrn Gabriel als Lügner bezeichnen?“ Wulff schwieg erst. Dann sprach er im Konjunktiv: In ein paar Fragen im Lande, so sagte er schließlich, würde er Gabriel einen Lügner nennen. Im Rest der Sendung schien es fast, als ginge ihm dieser eine Satz nicht mehr aus dem Kopf: Was würden die Zeitungen daraus machen? „Wulff nennt Gabriel Lügner"? Ein Desaster.

Die Sendung hat bewiesen: Selbst mit Landespolitikern können TV-Duelle interessant sein. Wenn man die Moderatoren Journalisten sein lässt und nicht nur – wie beim Kanzler-Duell – Schiedsrichter. So kann das Duell in Serie gehen.

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