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Schluss mit Ironie. Und bloß nicht noch eine Talkshow zum Abtausch der üblichen Experten- und Politikermeinungen. Das wünscht sich Jörg Thadeusz.

© dpa

Neue Talkshow: Talking Heads

RBB-Moderator Jörg Thadeusz will mit „Thadeusz und die Beobachter“ die politische Diskussionskultur aufmischen. Dazu lädt er nicht Politiker ein - sondern Journalisten.

Es ist ja ein beliebtes Schimpfwort: Besserwisser. So jemand neigt dazu, andere Menschen zu belehren, sich aber für Meinungen und Wissen anderer zu verschließen. Es geht eher um das Rechthaben an sich, unabhängig vom Thema, das Festhalten an einer mal gefasst empfundenen Meinung. Dass es so viele Talkshows im deutschen Fernsehen gibt, verdankt sich auch dieser besonderen Spezies Mensch, die sich nicht nur, aber vor allem unter Politikern findet (welcher Politiker würde schon öffentlich zugeben, dass er bei einem Thema keine Ahnung hat?). Manchmal, zugegeben, auch unter uns Journalisten. Dem will Moderator Jörg Thadeusz nun auf den Zahn fühlen. Mit „Thadeusz und die Beobachter“ lässt der RBB den Moderator einmal im Monat mit vier Hauptstadtjournalisten über Politik diskutieren.

„Wir wollen Politik unterhaltsam und verständlich besprechen“, sagte der 44-Jährige am Donnerstag in Berlin. Jeweils vier der insgesamt acht „Beobachter“ treten zu einer Sendung an, den Anfang machen die freie Journalistin Mely Kiyak, „Zeit“-Reporterin Elisabeth Niejahr, der Autor Hajo Schumacher und der Feuilletonchef der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, Claudius Seidl. Unter anderem soll es bei der Premiere um das Thema NSU-Verbrechen gehen.

Im Unterschied zu anderen Politikrunden sollen die „Beobachter“ nicht als Vertreter bestimmter Positionen „abrufbar“ sein, sagte Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Es könne deutlich werden, dass sich die Teilnehmer bei einem Thema nicht so gut auskennen. Am Ende soll es aufklärerisch sein. „Wir wollen auch Besserwisserei sichtbar machen“, sagte Thadeusz, der bis Dezember die Gesprächsreihe „Dickes B.“ präsentierte. Wenn ein Journalist im April prognostiziere, die SPD würde noch ihren Kanzlerkandidaten austauschen, werde er bei nächster Gelegenheit mit der Aussage und dem Wirklichkeitsgehalt konfrontiert werden. Vorbild seien Politformate aus den USA, wo sich Kolumnisten und Journalisten einen Namen als sogenannte „Talking Heads“ machen. In diesem Jahr plant der RBB neun Sendungen , darunter zwei Termine rund um die Bundestagswahl im September. „Im besten Fall soll die Sendung widerlegen, dass man aus Talkshows meistens dümmer herauskommt, als man hineingeht“, sagte Claudius Seidl. Der Gesprächston solle „weder ernst noch ironisch, sondern antiautoritär“ sein. Am Ende jeder Sendung bekommt ein „Beobachter“ eine Aufgabe: Er oder sie muss in 60 Sekunden ein Thema erklären, über das die meisten reden, das aber die wenigsten verstehen, etwa den „EU-Rettungsschirm“.

Möge sich eine Befürchtung von Dagmar Rein an der Stelle nicht bewahrheiten: Man wolle die neue RBB-Sendung, so die Intendantin, nicht umbenennen in „Thadeusz und die Ahnungslosen“.

„Thadeusz und die Beobachter“, ab Dienstag, 9. April, RBB, 22 Uhr 15

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